Jena. Jenaer Selbsthilfegruppe Kontinenz feiert 30-jähriges Jubiläum: Vorsitzende Brigitte Bär (88) ist seit über 20 Jahren im Verein und erklärt, wie wichtig der gemeinsame Austausch ist.

Die SelbsthilfegruppeKontinenz hat es sich seit ihrer Gründung im Jahre 1994 zur Aufgabe gemacht, über das TabuthemaInkontinenz aufzuklären und sich mit Betroffenen auszutauschen. Dieses Jahr feiert sie ihr 30-jähriges Bestehen.

Die Vorsitzende Brigitte Bär ist mittlerweile 88 Jahre alt und seit ihrem Beitritt im Jahre 2003 eines der ältesten Vereinsmitglieder. Auf die Gruppe stieß sie, als sie sich aufgrund ihres gesundheitlichen Zustandes auf die Suche nach einer Selbsthilfegruppe machte. Die damalige Vorsitzende wollte die Gruppe auflösen, doch dann nahm Bär das Ruder selbst in die Hand. Trotz Pflegestufe 2 und 80-Prozent-Schwerbehinderung ist Bär noch immer als Vorsitzende in der Selbsthilfegruppe tätig und hat noch nicht vor, den Posten aufzugeben.

Gemeinsamer Austausch und Zusammenhalt

Doch auch Bär stand schon einmal kurz davor, den Verein aufzulösen. Nach einem Gespräch mit den anderen Vereinsmitgliedern, die sich gegen die Auflösung der Gruppe aussprachen und sich bereiterklärten, stärker mit anzupacken, überlegte Bär es sich anders. Schließlich seien fast alle der zwölf Vereinsmitglieder Witwen oder alleinstehende Frauen und das Beisammensein und Austauschen täte allen gut. „Wir können gemeinsam Quatschen und uns über unsere Probleme unterhalten“, sagt Bär. Der gegenseitige Zusammenhalt und das Unterstützen sei vor allem in ihrem Alter wichtig. Außerdem könne man auch öfter mal das Haus verlassen. „Man ist nicht mehr so allein“ sagt Helga Keilhauer, die seit 2002 Mitglied der Selbsthilfegruppe ist.

Bei einer Tasse Kaffee reminiszieren Brigitte Bär, Helga Keilhauer und Carola Mußbach, die dem Verein vor fünf Jahren beitrat, über die alten Zeiten. Zur Höchstphase hatte der Verein 25 Mitglieder, die Zahl sei stark geschrumpft, da viele nicht mehr leben. Früher habe die Selbsthilfegruppe viele Ausflüge gemacht, unter anderem nach Tschechien, Bamberg und Bad Elster, um dort Vorträge über das Thema Inkontinenz zu halten. Auch regelmäßige Schwimmausflüge und Kinobesuche habe es gegeben. Nun hat die Gruppe einen dauerhaften Treffpunkt in der „Schmiede 3.0“, in Lobeda-West, wo sie sich jeden zweiten Dienstag im Monat trifft. Dort tauschen sich die Mitglieder gemeinsam über Krankheiten und kleine „Wehwehchen“ aus, machen Gedächtnisübungen und spielen Gesellschaftsspiele. Manchmal gibt es kleine Wanderungen im Paradiespark. Große Ausflüge seien heute altersbedingt nicht mehr möglich, sagt Bär.

Frauentag, Ostern und Weihnachten feiert die Selbsthilfegruppe traditionell jedes Jahr. Dann wird gemeinsam gebastelt und sich gegenseitig beschenkt. Keilhauer zeigt ein Bild von der letzten Weihnachtsfeier: Der bunt gedeckte Tisch mit allerlei Speisen und Präsenten habe sogar bei anderen Gästen des Restaurants Aufsehen erregt. Die Selbsthilfegruppe führt zudem Buch über jedes Treffen. Zwei vollgepackte Ordner mit Erinnerungsstücken wie Fotos, Broschüren, Magazinen und Zeitungsausschnitten liegen allein bei Bär im Wohnzimmer.

Gruppe wünscht sich Unterstützung von örtlichen Apotheken

Unterstützt wird der Verein vor allem durch die Dr. Pfleger Arzneimittel GmbH und die Schmiede 3.0. Früher habe die Gruppe auch Unterstützung von den örtlichen Apotheken erhalten, die die Vereinsmitglieder beispielsweise im Rahmen des Weltinkontinenztages regelmäßig für Vorträge besuchten. „Wir wünschen uns mehr Unterstützung von den Apotheken“, sagt Mußbach. „Zum Beispiel Taschentücher, Cremes und Hustenbonbons“, sagt Keilhauer lachend.

Die Selbsthilfegruppe Kontinenz feiert ihr Jubiläum am Mittwoch, den 15. Mai, 14 Uhr in den Räumen der IKOS in der Kastanienstraße 11 in Lobeda-Ost. Dort möchte die Gruppe sich unter anderem gemeinsam über ihre bisherigen Erfolge austauschen. Die Besucherinnen und Besucher erwartet neben Akkordeon-Musik und Liedersingen auch ein Film, der die bisherigen 30 Jahre Revue passieren lassen soll.

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