Thorsten Büker über einen Compliance-Fall, den Christian Gerlitz auch noch unnötig befeuert.
Dass Christian Gerlitz betroffen wirkt und um seinen Ruf fürchtet, ist allenfalls emotional nachvollziehbar: Denn die Entscheidung, ab Mai für die Ernst-Abbe-Stiftung tätig zu sein, zeugt von wenig Feingefühl. Dass sich Jena im Wahlkampf befindet, macht die Sache nur noch unsachlicher.
Wettbewerbsvorteil mit Steuergeldern finanziert
Es gibt Gründe, warum Seitenwechsel von Politikern immer kritisch beäugt werden. Deshalb gibt es Karenzzeiten. Ein Wahlbeamter wechselt in die Privatwirtschaft und nimmt persönliche Netzwerke und Hintergrundwissen mit: ein Wettbewerbsvorteil, der mit Steuergeldern finanziert wurde. Das ist zumindest fragwürdig.
Nun ist eine gemeinnützige Stiftung, die mehrheitlich von Vertretern der öffentlichen Hand getragen wird, ein Sonderfall. Aber mit ihrem umfangreichen Immobilienvermögen und ihrem gewichtigen Beitrag zur Wohnungswirtschaft agiert die Stiftung auf Augenhöhe mit anderen Vermietern.
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Und sie hat spätestens ab Februar einen Geschäftsführer mit profunden Insiderkenntnissen der Jenaer Wohnungswirtschaft. Das ist auf jeden Fall problematisch. Zu glauben, ab Mai Beigeordneter und ehrenamtlicher Geschäftsführer sein zu können, ist vielleicht rechtskonform, aber naiv und ein Compliance-Fall: Es geht nicht nur um Recht und Gesetz, sondern auch um Integrität, Redlichkeit und Ethik.