Berlin. Der Unternehmer Reinhold Würth hat Anfang März in einem Brief an seine Mitarbeiter vor der AfD gewarnt. Doch das hatte seinen Preis.

Ein Brandbrief des als „Schraubenkönig“ bekannten Unternehmers Reinhold Würth an die AfD sorgte im März für Schlagzeilen. Darin riet der Künzelsauer Unternehmer seinen Beschäftigten in Deutschland davon ab, die rechtspopulistische Partei zu wählen. Zu seiner eigenen Überraschung sei diese Empfehlung auf ein überwiegend positives Echo gestoßen, berichtete der 89-Jährige in einem Interview mit dem „Handelsblatt“.

AfD-Brandbrief erntete sowohl Zustimmung als auch Kritik

„Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich so viel Zustimmung bekommen würde“, so Würth. Die Berichterstattung über seinen Brief habe direkt oder indirekt 22 Millionen Bürgerinnen und Bürger in Deutschland erreicht. „Auch wenn es mir um die Sache und nicht um den medialen Erfolg ging, hat mich die Resonanz gefreut.“

Es habe aber auch Kritik an seiner Haltung gegeben. „Einige Kunden haben angekündigt, nichts mehr bei Würth zu kaufen. Wir haben dadurch rund 1,5 Millionen Euro Umsatz verloren“, räumt Würth ein. Dennoch: „Wahrscheinlich haben wir deutlich mehr Aufträge aus Sympathie dazubekommen als verloren. Aber darum ging es ohnehin nicht.“

Auch interessant: Luisa Neubauer schreibt Klimaschutz-Brandbrief an Scholz

AfD-Brandbrief war keine einmalige Aktion

Im selben Interview erklärte Würth, er habe den Brief aus tiefer Sorge um die Zukunft Deutschlands verfasst. Die AfD schüre fördere „Misstrauen gegen jedermann“ und strebe eine Abschaffung des Mehrparteiensystems an. Dabei wäre Deutschland „ohne Zuwanderung nie zur drittgrößten Industrienation der Welt geworden“, so Würth gegenüber dem „Handelsblatt“.

Deshalb wolle er seinen kleinen Teil dazu beitragen, „dass unsere Kinder und Enkel auf dem Boden unseres wunderbaren Grundgesetzes in Freiheit und Liberalität weiterleben können“. Auch vor weiteren Verlusten hat Würth keine Angst – stattdessen wolle er seine Gedanken künftig in einer Kolumne veröffentlichen.

Würth gehört zu den reichsten Deutschen

Der 89-jährige Milliardär und Firmenchef begann mit 14 Jahren eine Lehre im Kleinbetrieb seines Vaters, bevor er diesen nach dessen Tod 1954 im Alter von 19 Jahren übernahm. Heute ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Stiftung und zählt zu den wohlhabendsten Deutschen.

Nach Angaben von Würth beschäftigt das Unternehmen derzeit mehr als 87.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das vorläufige Betriebsergebnis vor Steuern lag im Geschäftsjahr 2023 mit 1,4 Milliarden Euro zwar unter dem Vorjahreswert von 1,6 Milliarden Euro, war aber dennoch das zweitbeste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte.