Jena. Welchen Beitrag ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger für das Leben in Jena leisten: Beispiele für die Bereiche Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur.

Nachdem sich die Stadt Jena bereits im Januar der Initiative „Weltoffenes Thüringen“ angeschlossen hat, ruft sie nun mit einer städtischen Kampagne zu Weltoffenheit, Toleranz und Vielfalt auf. Unter dem Motto „Jena fehlt was ohne …“ wird aufgezeigt, welche Auswirkungen es für die Stadt hätte, wenn die insgesamt 19.000 Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Migrationsgeschichte nicht Teil der Stadtgesellschaft wären.

19.000 Frauen, Männer und Kinder mit einer Migrationsgeschichte leben in Jena

Die Kampagne „Jena fehlt was ohne …“ thematisiert, welchen Beitrag die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger für das Leben in Jena leisten. Aufgezeigt werden Beispiele für die Bereiche Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur.
Esra wurde in Syrien geboren und lebt seit 2016 in Jena. Die junge Frau gehört zu den 18 Prozent der Stadtbevölkerung mit Migrationsgeschichte. Fast 19.000 Frauen, Männer und Kinder leben mittlerweile in Jena. Wären sie nicht – wie Esra – hierhergezogen, wäre Jena in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft und Jena wäre keine Großstadt mehr.

Über Ngozi, Jason und Anh

Ngozi aus Nigeria arbeitet seit 2021 als Ingenieur in Jena. Er zählt zu den fast 9 Prozent der Fachkräfte in Jena, die nicht aus Deutschland kommen. Seit 2018 ist der Anteil ausländischer Beschäftigter hier von 6,8 Prozent kontinuierlich auf fast 9 Prozent angestiegen. Viele Menschen mit Migrationsgeschichte in Jena haben wie Ngozi einen hohen Bildungsstand: Mehr als 70 Prozent besitzen den höchsten Schulabschluss – was in Deutschland dem Abitur beziehungsweise der allgemeinen Hochschulreife entspricht. Ohne Menschen wie Ngozi wäre Jenas Wirtschaft weniger erfolgreich: Der Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2018 bis 2023 basiert zu 44 Prozent auf Fach- und Arbeitskräften mit ausländischem Pass. Mehr als 70 Prozent der derzeit in Jena beschäftigten ausländischen Arbeitskräfte sind Fachkräfte, Spezialisten und Experten. Mit ihrer Arbeitsleistung stärken sie den Wohlstand der Stadt.

Jason aus den Vereinigten Staaten macht auf seiner Deutschlandreise Station in Jena. Der 50-Jährige möchte das Planetarium besuchen – so wie jedes Jahr mehr als 170.000 Gäste aus aller Welt. Im Jahr 2023 zählte die Tourismusbranche in Jena mehr als 385.000 Übernachtungen. Ohne die Touristen und Gäste aus dem Ausland wie Jason hätte Jena etwa ein Drittel weniger Übernachtungen und Besuche in den zahlreichen Kultureinrichtungen. Damit hätten auch der Einzelhandel und die Gastronomie weniger Kunden, Geschäfte müssten schließen.

Anh aus China studiert seit Sommer 2023 an der Friedrich-Schiller-Universität (FSU). Etwa ein Viertel aller Studierenden in Jena kommt wie Anh nicht aus Deutschland. An der FSU liegt der Anteil ausländischer Studierender bei gut 14 Prozent, an der Ernst-Abbe-Hochschule sogar bei 19 Prozent. An der FSU kommen die meisten internationalen Studierenden wie Anh aus China (359), gefolgt von Indien (255) und dem Iran (166). An der EAH sind die häufigsten Herkunftsländer Indien (336), Marokko (97) und China (79). Ohne Studierende wie Anh stünden weniger Gelder zur Verfügung, um Professuren, Lehrstühlen und Forschungsprojekte zu finanzieren. Und weniger ausländische Forschende bedeutet auch: weniger internationale Sichtbarkeit für den Forschungs- und Wissenschaftsstandort Jena.

„Wir sind überzeugt: Wenn die Weltoffenheit hier vor Ort verloren geht, geht noch viel mehr verloren. Deshalb müssen wir in der Mitte der Gesellschaft alle zusammenstehen. Jena wäre nicht die lebendige und dynamische Stadt, die sie heute ist, ohne die wertvollen Beiträge unserer ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger“, sagt OB Thomas Nitzsche (FDP). Auch Wilfried Röpke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Jena, betonte, wie wichtig Weltoffenheit als Grundlage für Zuwanderung für die regionale Wirtschaftskraft sei. „Die Unternehmen in der Region Jena benötigen in der Dekade bis 2030 mehr als 20.000 Fachkräfte. Da die ‚inneren‘ Potenziale wegen des demografischen Wandels zurückgehen, werden Menschen aus dem Ausland immer wichtiger.“

Tag der Vielfalt am 28. Mai

Die Zahlen würden dies bereits zeigen: Die Anzahl der Beschäftigten in Jena stieg von 2018 bis 2023 von etwa 56.500 auf knapp 61.000. Für rund 44 Prozent dieses Anstiegs sind Fachkräfte mit ausländischem Pass verantwortlich. Von diesen sind laut Röpke der allergrößte Teil Fachkräfte mit höherem Qualifikationsniveau. Zuwanderung ermögliche so die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung Jenas. Vielfalt und Akzeptanz würden seit Jahren Jena prägen. „Trotzdem dürfen wir die Augen nicht davor verschließen, dass auch in Jena Menschen von Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus betroffen sind. Seit drei Jahren wächst die Zahl der Anfragen und Beschwerden bei der Antidiskriminierungsstelle der Stadt Jena kontinuierlich“, sagt Dörthe Thiele aus dem Büro für Migration und Integration. Seit mehr als zehn Jahren setze man außerdem am Tag der Vielfalt im Mai ein Zeichen für eine vielfältige Stadtgesellschaft, so auch in diesem Jahr am 28. Mai auf dem Holzmarkt.

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Kampagnenmotive werden an zahlreichen Stellen sichtbar sein

Die Kampagnenmotive werden ab sofort bis Ende Mai 2024 an zahlreichen Stellen in Jena sichtbar sein – unter anderem in Bussen und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs, auf Plakaten an Haltestellen, auf digitalen Werbewänden und als Großflächenplakate, auf Postkarten, die in der Jenaer Gastronomie und an zentralen touristischen Punkten verteilt werden, auf Postern und Plakaten in städtischen Einrichtungen, auf der meinJena-App und auf den Social-Media-Kanälen der Lichtstadt.
Alle Motive mit den zugehörigen Hintergrundgeschichten und Quellen sind auf der Webseite www.jena.de/weltoffen zu finden. Außerdem sind hier zahlreiche Gründe aufgeführt, die für ein Leben in Jena sprechen.