Britta Hinkel glaubt fest an die nächste Generation

Neulich fragt mich meine beste Freundin Pia: „Glaubst du, die Menschen werden von Generation zu Generation immer schlauer?”

„Ich bezweifle, dass man den IQ für eine komplette Generation festlegen kann. Es gibt nun mal kluge und weniger kluge Exemplare in jeder Altersklasse. Und tendenziell lernt die Menschheit hoffentlich dazu”, sag ich.

„Träum weiter!”, sagt Pia.

„Warum so negativ?”, sag ich.

„Meine Nachbarin hat mir neulich erzählt, ihr Sohn weiß nicht mal, wie man einen Brief versendet. Sie hatte den Elfjährigen gebeten, auf dem Weg zum Handballtraining ein wichtiges Schreiben in den Briefkasten zu werfen. Am nächsten Tag fand sie den Brief in ihrem eigenen Briefkasten wieder. Weil der Junge offenbar nicht wusste, wie das geht mit dem Verschicken”, sagt Pia.

„Und an diesem Beispiel machst du den geistigen Zustand einer ganzen Generation fest?”, sag ich.

„Na was denn sonst?!”, sagt Pia.

„Ich wette, der Knabe kann perfekt mit seinem Handy umgehen, problemlos Texte, Sprachnachrichten und Videos posten. Aber vielleicht hat deine Nachbarin ihrem Kind ja noch nie erklärt oder gezeigt, wie das mit der Papierpost so funktioniert?”, sag ich.

„Braucht es dafür denn die Eltern? Lernt man das nicht so nebenbei, im Alltag?”, sagt Pia.

„Offenbar nicht. Könnte auch gut sein, dass da eine komplette Generation versagt hat – in Sachen Kompetenzenvermittlung”, sag ich.

„Warum nimmst du eigentlich diese kleinen Scheißer in Schutz, die sich in wenigen Jahren über dich und deine Unfähigkeit, in der digitalen Welt klarzukommen, lustig machen?”, sagt Pia.

„Das ist ein bisschen wie mit der KI. Die muss auch erst mit Informationen und Wissen gefüttert werden. Wie dein elfjähriges Nachbarskind. Ohne Input klappt es halt nicht. Weder in Sachen Empathie mit den Alten, noch mit dem Weg zum Briefkasten”, sag ich.