Erfurt. Die Waterboys blicken erneut opulent zurück: Ihre erfolgreichste Platte „This is the Sea“ gibt es als Vinyl-Version und als üppige Box.
Der anhaltende Trend, alte Musikalben restauriert und erweitert als Deluxe-Editionen, mitunter als opulente Box-Sets, zu veröffentlichen, dürfte eine Genugtuung für Mike Scott, den Getriebenen und Kunstbesessenen, sein. Mit seinen Waterboys hat er bereits in den vergangenen Jahren erweiterte und üppige Songsammlungen zu den Alben „Fisherman‘s Blues“ und „Room to Roam“ kuratiert. Ein Fest für Fans.
Nun tut Scott es mit einer weiteren wichtigen Waterboys-Platte gleich, vielleicht sogar der wichtigsten: „This is the Sea“ von 1985. Ihr drittes Album ist ein Wendepunkt im Werk der Band. Und für viele das bekannteste, weil „The whole of the Moon“ darauf ist, einer ihrer wenigen Charthits. Es ist zudem das letzte Album in dem opulenten Sound, der charakteristisch ist für die ersten drei Platten der Band.
Lieder, von Bob Dylan und Van Morrison beeinflusst
„The Big Music“, nach einem frühen Waterboys-Song benannt, wird dieser Sound genannt: Die Pop-Ästhetik der 80er, vermischt mit Rock und Spectorschen Wall-of-Sound-Ambitionen. Scott schreibt passend dazu mäandernde Lieder, dem Erzählfluss Bob Dylans und dem Vortrag Van Morrisons nicht unähnlich. Scott ist als Musiker ein Musikfan geblieben, bis zum heutigen Tag.
Für den charakteristischen Klang der frühen Waterboys war auch der kürzlich verstorbene Karl Wallinger verantwortlich, ein Studiocrack und Multiinstrumentalist. Er verlässt die Band nach „This is the Sea“ und gründet World Party. Noch eine Zäsur im Bandgefüge. Und eine weitere: Während der Aufnahmen stößt der künftig prägende Geiger Steve Wickham zur Gruppe.
Verschmelzung von traditionellem Folk, Rock und Pop
Nach „This is the Sea“ ziehen Scott und seine Mannen nach Irland und widmen sich der Verschmelzung von traditionellem Folk, Rock und Pop, ohne länger wie eine 80er-Jahreband zu klingen. Die ersten Grundzüge dieser Entwicklung sind auf ihrem dritten Album bereits angelegt.
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Scott singt über Mystisches und Spirituelles („The Pan within”) – wiederkehrende Themen in seinem Werk – , über die Politik der Thatcher-Jahre („Old England“), über die Liebe („Trumpets“), über Beziehungen zu anderen Menschen („The whole of the Moon“) und Metaphern über das Leben (Titelsong).
Das erfolgreichste Album der Waterboys
„This is the Sea“ wird das erfolgreichste Album der Waterboys. Die Band hat die Platte remastered und als limitierte Auflage auf Clear Vinyl veröffentlicht. Mehr Aufnahmen aus der Zeit gibt es auf dem Box-Set „1985“, das mit sechs CDs neben dem Album auf fünf CDs ein Kompendium der jahrelangen Aufnahmesessions bietet: 95 Tracks, 64 davon bisher unveröffentlicht.
Die Waterboys und ihr erfolgreichstes Album
Es gibt B-Seiten, Songs, die auf den Folgealben landen, frühe Versionen zu Klavier und Gitarre, Cover, Radioauftritte, Jams, Instrumentalversionen, Studioalbernheiten; und nein, nichts davon klingt redundant. The Waterboys hatten, wie sagt man, einen Lauf. Einen, der noch Jahre andauern sollte.
Heimliches Herzstück der Box ist indes nicht die Musik, sondern ein 220 Seiten starkes Buch im Vinylformat in dem der Lyriker Scott die Entstehung des Albums mit Verve und Herzblut memoriert. Es sind nichts weniger als Ausschnitte einer ungeschriebenen Biographie eines Rastlosen, eines Peter Pans des Pop.
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Fast alle Songs von „This is the Sea“ spielen die Waterboys heute noch live. Ein paar davon auf jeder Tour, immer ist es eine andere Auswahl, so Scott am Ende seines exzessiven Essays zu „1985“. Es ist etwas, das bleibt.
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