Weimar. Intendant Hasko Weber stellt die Pläne für seine finale Saison am DNT Weimar vor

17 Premieren plant Generalintendant Hasko Weber (60) am DNT Weimar für seine letzte Saison 2024/25, die er unter das Motto „Kostbare Zuversicht“ stellt. Als Abschiedsinszenierung wählt er Humperdincks „Hänsel und Gretel“ und wird wohl die sozialen Aspekte herauszuarbeiten suchen. Im Zentrum des Jahresprogramms stehen jedoch zwei Jahrestage: die Ankunft Goethes 1775 in Ilm-Athen und die Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald 1945 durch alliierte Truppen.

Obwohl Webers überaus erfolgreiche Lesart des „Faust I“, 2013 zu Beginn seiner Ägide inszeniert, noch gut in Erinnerung ist, braucht es zum Jubeljahr der Klassik-Stiftung diesen Klassiker unbedingt wieder auf dem Spielplan; Hausregisseur Jan Neumann legt Hand an (Premiere: 7.12.24). Außerdem gibt es den „Faust“ als Stummfilmklassiker Murnaus (17.10.24) im Konzert und stehen die Wiederaufnahme des „Werther“ sowie Mozarts „Zauberflöte“ (14.6.25), von der jungen, kreativen Anna Weber als Sommertheater am E-Werk inszeniert, im Goetheschen Kontext.

Generalintendant Hasko Weber hat Ivan Repušić als neuen Chefdirigenten der Staatskapelle Weimar bis 2028 verpflichtet.
Generalintendant Hasko Weber hat Ivan Repušić als neuen Chefdirigenten der Staatskapelle Weimar bis 2028 verpflichtet. © Victoria Augener | Victoria Augener

Dem Buchenwald-Gedenken widmet das DNT vom 30. März bis 6. April nächsten Jahres eine Themenwoche des Titels „Ressource Erinnerung“ mit Projekten, Gesprächs- und Diskussionsformaten; künstlerische Ankerproduktionen sind Mieczysław Weinbergs „Die Passagierin“ (5.4.2025), die mit dem KZ Theresienstadt verbundene Kinderoper „Brundibár“ Hans Krásas sowie die Uraufführung des interaktiven Theaterspiels „Drahtwolken“ zur Zwangsarbeiterthematik.

Weinberg (1919-1996), als jüdischer Pole in Warschau geboren, entkam zwar dem Holocaust durch Flucht in die Sowjetunion, galt dort aber als Dissident, so dass seine Oper erst 2010 uraufgeführt wurde. Inzwischen wurde das Werk, das vom Nicht-Hinsehen- und Verdrängen-Wollen in den 1950er-Jahren handelt, auch – bundesweit beachtet – in Altenburg und Gera gespielt; in Weimar übernimmt das renommierte Stuttgarter Regie-Duo Jossi Wieler/Sergio Morabito die szenische Einrichtung.

Neben diesen erinnerungspolitischen Akzenten legt Weber Wert auf den Diskurs deutsch-deutscher Befindlichkeiten und holt für die Uraufführung des Schauspiels „Dumme Jahre“ (4.10.2024) des Geraer Autors Thomas Freyer einen früheren DNT-Hausregisseur als Gast zurück: Tilmann Köhler begann noch in der Märki-Ära seine Karriere und bescherte dem DNT damals sogar eine Einladung zum Theatertreffen Berlin. Außerdem versammeln Luise Voigt und Eva Bormann unter dem Titel „Wir sind das Volk“ (17.5.2025) Weimarer Lebensgeschichten.

Im Schauspiel stehen Shakespeares „Hamlet“ (28.7.2024) – als Sommertheater am E-Werk – und „Was ihr wollt“ (1.3.2025) sowie Tschechows „Drei Schwestern“ bevor. Erich Kästners 20er-Jahre-Roman „Fabian“ eröffnet in einer Bühnenversion am 15. September die Spielzeit. Im Musiktheater freut sich das Publikum auf Strauss‘ „Salome“ (14.9.2024) und Verdis „La Traviata“ (1.2.2025). Eine Koproduktion mit Esther Ambrosinos Erfurter Compagnie trägt das Tanztheater-Stück „Your Choice“ ein.

Bei der Staatskapelle stellt Ivan Repušić sich mit Berlioz‘ „Symphonie fantastique“ (4./5.8.2024) als neuer Chefdirigent vor; zudem tritt die junge Russin Alevtina Ioffe, designierte Chefdirigentin in Bern, das neue Amt einer Ersten Ständigen Gastdirigentin an und lässt sich mit Bruckners Sechster hören.

www.nationaltheater-weimar.de