Erfurt. Lust auf Thüringen: Moderatorin Stephanie Müller-Spirra ist ein Gesicht des Sports – aber nicht nur

Stephanie Müller-Spirra zupft auf dem zugigen Erfurter Petersberg an der Kopfbedeckung. Auf die Frage, wie viele Mützen in ihrem Schrank liegen, lächelt sie kurz. „Alle!“. Um dann hinzufügen, dass es wohl um die 50 sind. In verschiedensten Farben und Varianten.

In verschiedenen Formaten aktiv

Diese Vielfalt passt zu der freischaffenden Journalistin, die mit Moderationen der Sportschau, von Olympia-Sendungen, den großen internationalen Handball-Turnieren, der Jose-Carreras-Gala, der Sendung „mdr um 4“ oder dem Dokumentarfilm „Aufstehen im Sitzen“ über Kristina Vogel immer mehr ins Rampenlicht und Blickfeld rückt. Weil sie reden und zuhören kann, Menschen ein- und mitnimmt, charmant neugierig ist.

Die 40-Jährige ist in unterschiedlichen Themenbereichen und Formaten aktiv, möchte aus der Fülle eigentlich nichts herausheben. Um dann doch zu sagen, dass sie die persönlichen Nachmittag-Gespräche im Fernsehen sehr mag. Schauspieler Ulrich Tukur „war zauberhaft“, hätte sie begeistert, auch an die Studio-Begegnungen mit Gregor Gysi, Giovanni de Lorenzo, Vladimir Burlakow, Reinhold Beckmann oder dem Indiepop-Duo Klan, „da bin ich ein richtiges Fan-Girl“, erinnert sie sich „sehr, sehr gern.“

Fußball hat persönlich keinen Spitzenplatz

„Trotzdem“, und Stephanie Müller-Spirra macht eine kleine Pause: „Mein Herz schlägt vor allem für den Sport.“ Aber für welchen? Sie zählt auf: Handball, Nordische Kombination, Radsport, Biathlon, Skispringen, Wintersport allgemein. „Wenn nur einige Meter neben dir Vinzenz Geiger oder Eric Frenzel Olympiasieger werden – dann bleibt das unvergessen.“

Fußball taucht in der Aufzählung erst weit hinten auf, wohl auch, weil er „zu dominant“ ist, „die teilweise gezahlten Summen nicht nachvollziehbar sind.“ Und Eiskunstlaufen kommt überhaupt nicht vor. Dabei war es die erste Sportart mit der sie aktiv in Berührung gekommen ist. Als Dreijährige hatte „Stephie“ in Erfurt mit dem Schlittschuhlaufen begonnen, doch mit dem Schulbeginn wieder aufgehört. Die Lust an der Bewegung ist über die Jahre geblieben. „Ich brauche sie, laufe, tanze, fahre Rad, habe viel Energie, still sitzen fällt mir schwer.“

Durchgesetzt in einer sonstigen Männerdomäne

In Mainz hat Müller-Spirra Filmwissenschaften, Psychologie und Publizistik studiert, in Weimar folgte dann auch noch ein Abschluss als Medien-, Kultur - und Filmwissenschaftlerin. Sie begann ihre TV-Karriere beim Kinderkanal, hatte neben dem Talent das Glück, „sich beweisen zu können.“ Sie fiel mit Authentizität, Kamerasicherheit, Sprachgefühl auf. Und mit Wissen - „zu Hause war das Sport-Lexikon eine regelmäßige Lektüre.“ Sie ist behütet aufgewachsen, spricht warmherzig und voller Hochachtung von ihren Eltern, „ich bin ein Mama-Papa-Kind“, das weiterhin vor jeder TV-Sendung ein „toi, toi, toi“ erhält.

Stephanie Müller-Spirra hat sich durchgesetzt in einer Branche, die eigentlich eine Männerdomäne ist. „Es war nicht immer einfach, manchmal sogar richtig schwer“, erzählt die Blondine, die eine natürliche Ausstrahlung und reichlich Wortwitz hat, sich selbst ein „schnelles Mundwerk“ bescheinigt.

In Erfurt steht schönster Dom der Welt

Sie ist mittlerweile sehr gefragt, für Fernseh-Auftritte pendelt sie regelmäßig zwischen Leipzig, Köln und Erfurt - „die Stadt, die meine Heimat ist, die Vertrautheit im Kleinen und Anonymität im Großen bietet. Da habe ich beim Ankommen stets ein besonderes Gefühl. Allein der Dom - da kann man sich gar nicht satt sehen. Der schönste der Welt.“

Auch sonst hätte Thüringen wunderbare Postkartenmotive. Und die 40-Jährige mag die Leute, „sie sind authentisch, verlässlich, optimistisch, ich hoffe, dass sie im Herbst „eine gute Entscheidung treffen, nicht rechtsextrem wählen.“

Zwei Trikots über den Stühlen im Esszimmer

Stephanie Müller-Spirra gibt ungern Privates preis, „das ist meins“, sagt sie. Insofern ist das Geständnis erstaunlich, dass es in der Wohnung sehr laut werden kann, „die Boxen dröhnen manchmal.“ Musik, egal, ob Hip-Hop, Rock oder Jazz, „setzt bei mir Energie frei.“ Und dann verrät sie auch noch, dass am Esstisch an zwei von vier Stühlen immer Trikots hängen. Eines gehörte Deutschlands Handball-Kapitän Johannes Golla. Sie hat es für einen guten Zweck ersteigert. Das andere hat ihr Dominik Kaiser geschenkt, der Ur-Kicker von RB Leipzig, der ein guter Freund ist. Und sich ja vielleicht als Zuschauer auch am abendlichen Kneipenquiz beteiligt, durch das sie als ARD-Moderatorin während der Fußball-Europameisterschaft aus dem „Kuhhirten“ in Bochum führt.

„Late Night wird dann mal anders“, sagt Stephanie Müller-Spirra lächelnd. Sie blinzelt in die Sonne, zupft erneut an der pinkfarbenen Mütze. „Die habe ich in anderen Farben bestimmt noch fünf Mal…“

In der Reihe sind bisher erschienen: Moderatorin Janin Ullmann, Rot-Weiß-Sportdirektor Franz Gerber , Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker , Herbstlese-Chefin Monika Rettig , Sängerin Ute Freudenberg , Hotel-Investor Ernst Meyer , Sänger Dieter „ Maschine“ Birr, „ Spirit of Football“ -Präsident Andrew Aris , Thüringer Philharmonie-Intendantin Michaela Barchevitch. Messe-Chef Michael Kynast.