Bad Lobenstein. AfD-Landtagsmitglied Uwe Thrum verdreht die Fakten, während sein Landeschef plötzliche Erinnerungslücken aufweist - ein Kommentar von Peter Hagen

Nein, es sind wahrlich keine guten Nachrichten, wenn zu melden ist, dass eine Firma für immer die Produktion einstellt. In dieser Woche war mitzuteilen, dass es für den seit 1991 in Eliasbrunn angesiedelten Fahrzeugbau Reisch keine Zukunft geben wird. Die Bemühungen des Insolvenzverwalters, Investoren für das angeschlagene Unternehmen zu finden, blieben erfolglos.

Was des einen Leid, ist des anderen Freud. So musste man nicht lange warten, bis sich AfD-Landtagsmitglied Uwe Thrum daran machte, die Ursachen der Firmenpleite für sich passend zurecht zu biegen. „Politik der Etablierten ruiniert ein weiteres Unternehmen im Saale-Orla-Kreis“, tönte er auf seinen einschlägigen Kanälen im Internet, wo kein Widerspruch zu erwarten ist. Sonst müsste er einige Fragen beantworten. Zum Beispiel, was Managementfehler und veraltete Produktionsanlagen mit der „Politik der Etablierten“ zu tun haben. Schließlich reden wir nicht von einem VEB. Selbst der ehemalige Gesellschafter und Geschäftsführer Richard Schoder macht nicht allein einen „schwächelnden Markt“ für die Firmeninsolvenz verantwortlich, sondern erkennt hausgemachte Ursachen.

Thrum liegt mit seinen billigen Behauptungen also wieder mal voll daneben. Zum Glück ist er nicht Landrat geworden, sonst müsste man das ernst nehmen. Aber warum soll sich der Hirschberger nicht blamieren dürfen, wenn es sein AfD-Landeschef Höcke vormacht. Der stand diese Woche im Fernsehstreitgespräch dem mangelnden Erinnerungsvermögen von Kanzler Scholz in nichts nach. Wusste nicht einmal mehr, was er im eigenen Buch geschrieben hat, und interpretiert plötzlich den Begriff „Remigration“ neu als Bezeichnung für die Rückholung ausgewanderter Deutscher. Was für ein Kaspertheater.