Kyffhäuserkreis. Überhöhte beziehungsweise nicht angepasste Geschwindigkeit ist und bleibt die Hauptunfallursache Nummer eins in Nordthüringen. Das zeigt die Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2023, die jetzt von der Landespolizeiinspektion Nordhausen veröffentlicht wurde.

Die Polizei in Nordthüringen musste im vergangenen Jahr zu mehr Unfällen ausrücken als im Jahr 2022. Das geht aus den Zahlen der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2023 hervor. 8288 Unfälle ereigneten sich im Bereich der Landespolizeiinspektion (LPI) Nordhausen mit den Landkreisen Kyffhäuser, Eichsfeld, Nordhausen und Unstrut-Hainich. Die Zahl stieg im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent.

Weniger Verkehrsunfälle mit Verletzen

Rückläufig sind hingegen die Unfälle, bei denen Menschen verletzt worden sind: 2023 gab es 853 und damit 85 dieser Unfälle weniger (-9,1 Prozent) als im Vorjahr. Gründe für den Rückgang sieht Jens Bönisch, Sachbereichsleiter Verkehr bei der Nordhäuser LPI, auch in der verbesserten Ausstattung der Fahrzeuge.

Insgesamt waren bei Unfällen in Nordthüringen 1112 Menschen verletzt worden, darunter 242 schwer. Dabei galt es, einen besonders tragischen Unfall mit sieben Toten zu beklagen, der sich im April vergangenen Jahres auf der Bundesstraße 247 bei Bad Langensalza ereignet hatte. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 20 Personen bei Unfällen in Nordthüringen ums Leben gekommen.

Zu den Hauptunfallursachen gehören nach wie vor überhöhte beziehungsweise nicht angepasste Geschwindigkeit mit einem Anteil von knapp 33 Prozent. „Wir führen jeden Tag Geschwindigkeitsmessungen mit umfangreicher Ausstattung durch. Dabei erwischen wir immer wieder Spitzenreiter, die in 30er-Zonen mit der doppelten Geschwindigkeit unterwegs sind oder wo der Tacho auf der Landstraße Tempo 160 zeigt. Bei denen an die Vernunft zu appellieren, hat keinen Sinn. Hier geht es nur noch mit Sanktionen und Abschreckungen“, fasst es Matthias Bollenbach, Leiter der Nordhäuser LPI zusammen. Bei der Ermittlung von Rasern habe die Nordthüringer Inspektion thüringenweit den vordersten Platz inne.

Bei Rasern an die Vernunft zu appellieren, hat keinen Sinn. Hier geht es nur noch mit Sanktionen und Abschreckungen.
Matthias Bollenbach - Leiter der Nordhäuser Landespolizei-Inspektion (LPI)

Weitere Unfallursachen waren Nichtbeachtung der Vorfahrt (23 Prozent), Unterschreiten des Sicherheitsabstandes (16 Prozent), fehlerhaftes Abbiegen (16 Prozent) und Fahren unter Alkohol (14 Prozent).

Deutlich angestiegen ist die Zahl der Verkehrsunfälle unter Einwirkung von Alkohol und Drogen. Hier waren 67 Fälle zu verzeichnen und damit 20 mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Plus von mehr als 42 Prozent. Wie sich das Geschehen nach der teilweisen Legalisierung des Cannabiskonsums künftig weiterentwickelt wird, werde man beobachten und analysieren, hieß es seitens der Polizei. Nach wie vor gelte schließlich das strikte Verbot, unter Einfluss von Cannabis am Straßenverkehr teilzunehmen.

Rüttelstreifen und Präventionsarbeit für Biker am Kyffhäuser

Bei den Motorrad-Unfällen ist die Zahl mit 279 in etwa gleich geblieben. „Hier haben die Rüttelstreifen bei der von Bikern stark frequentierten Strecke am Kyffhäuser eine positive Wirkung gezeigt, denn dort gab es 2023 keinen toten Motorradfahrer“, so Bollenbach. Dabei sei es die richtige Entscheidung gewesen, durchgängige Rüttelstreifen zu installieren, die nicht einfach umfahren werden könnten. Eine neue Broschüre und die länderübergreifende Präventivarbeit sollten weiterhin für mehr Sicherheit für die Motorradfahrer am Kyffhäuser und im Harz beitragen.

Auch das Fahrrad gewinne seit einigen Jahren immer mehr an Bedeutung im Straßenverkehr. „Grund hierfür ist nicht nur die Erhöhung von sportlichen Aktivitäten zur Gesunderhaltung, sondern auch der veränderte Fokus auf Umweltschutz und Kosteneinsparungen. Allerdings kommt es durch den vermehrten Fehlgebrauch von E-Bikes gehäuft zu Unfällen mit Personenschaden. Gründe sind hierbei nicht angepasste Geschwindigkeit bei nicht angelegtem Fahrradhelm“, so Bollenbach.

Auch deutlich mehr E-Scooter seien auf den Straßen in Nordthüringen unterwegs. Auffällig werden deren Fahrer vor allem wegen des Fahrens unter Alkohol und Drogen und einer nicht vorhandenen Pflichtversicherung, zeigt die tägliche Verkehrsauswertung der LPI.

Zahlen und Fakten

Von den 8.288 Unfällen in ganz Nordthüringen ereigneten sich 1.683 im Kyffhäuserkreis. Im Landkreis Nordhausen waren es 1.911, im Landkreis Eichsfeld 2.214 und im Unstrut-Hainich-Kreis 2.480 Verkehrsunfälle im vergangenen Jahr.

Ungefähr alle 63 Minuten wurde durch die Polizei im Bereich der LPI Nordhausen ein Verkehrsunfall aufgenommen.

Alle 4,5 Stunden ereignete sich ein Verkehrsunfall mit Unfallflucht.

Etwas gestiegen ist die Anzahl der Unfälle mit Senioren: hiervon gab es im Jahr 2023 insgesamt 1.890 und damit 112 mehr als im Jahr davor.

Sechs Unfälle, die auf dem Schulweg passierten, waren mit Kindern unter 15 Jahren zu verzeichnen. Das sind zwei weniger als zuvor.

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