Greiz. Redakteurin Conni Winkler blickt mit konventionellem Landwirt auf das Tierwohl und das Gesellschaftssystem.

Ein Gespräch mit einem konventionellen Landwirt in dieser Woche hat mich nachdenklich gestimmt und meine Perspektive verändert. Ich habe mit Jörg Wetzel von der Agrar-Gesellschaft in Langenwetzendorf gesprochen, weil das Storchenpaar zurückgekehrt ist.

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich kein großer Fan von konventioneller Landwirtschaft bin und die ökologische bevorzuge. Was mich total überrascht hat, ist, dass Jörg Wetzel ganz klar benennen kann, was wir der Natur durch unsere Bewirtschaftungsformen antun und es auch nicht gut findet. Er liebt seinen Beruf und Tiere auch.

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Er sagt seinen Mitarbeitern, dass sie sich die Milchkühe als Gäste eines Hotels vorstellen sollen, um die es sich zu kümmern gilt. Der Unterschied zu Hotelgästen sei nur, dass die Kühe nicht einfach das Hotel wechseln können, wenn es ihnen nicht gefällt. Umso sorgsamer müsse man mit ihnen umgehen. Diese Einstellung hat mich sehr beeindruckt. Aber was solle er machen, sagt der Landwirt. Bei allem Verständnis und Mitgefühl für Tiere müsse ein Unternehmen wirtschaftlich arbeiten.

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Solange Menschen nicht bereit sind, für mehr Tierwohl mehr zu bezahlen, bleibt das Hotel für die Kühe eben eine Absteige und wird kein Vier-Sterne-Hotel. Ab diesem Punkt des Gesprächs landeten wir schnell bei der Ursache. Der Kapitalismus und das Geldsystem seien es, was alles versaue, sagte Wetzel. Menschen, Tiere, Umwelt. Alles werde durch die Gier des Systems ausgebeutet.

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Fazit? Es gibt kein Tröstliches. Wir kamen überein, dass eine andere Gesellschaftsform aufgrund der Beschaffenheit des Menschen kaum möglich sei. Wie also weiter? Mit Empathie und Wohlwollen für jegliches Leben auf der Erde und mit Reduktion von Konsum und Ansprüchen. Das ist meine Utopie.

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