Saale-Holzland. Nicole Wöllner aus Ottendorf hat jedes Jahr mehr als 250 Tomatenpflanzen. Was sie mit einem Teil davon jetzt erstmalig gemacht hat.

Nicole Wöllners Liebling ist die „Orange Russian“. Die Tomatensorte schmecke ein bisschen nach Pfirsich, sie sei fruchtig und süß. Besonders gut munde sie in Kombination mit Mozzarella. Dazu komme, dass beim Aufschneiden ihre hübsche, gelb-orangefarbene Marmorierung zum Vorschein kommt. „Wenn man die in Scheiben geschnittenen Tomaten noch mit Balsamicoessig und frischem Basilikum würzt, ist schnell ein Augen- und Gaumenschmaus zubereitet.“

Guido Störzner und Nicole Wöllner auf ihrem Grundstück in Ottendorf. 
Guido Störzner und Nicole Wöllner auf ihrem Grundstück in Ottendorf.  © OTZ | Ute Flamich

Eigentlich sei für sie jede Tomate eine besondere, sagt Nicole Wöllner. Seit 2016 zieht sie, die aus dem Burgenlandkreis stammt, ihre Tomatenpflanzen aus samenfestem Saatgut selbst, darunter Sorten wie „Bloody Butcher“, eine früh reifende Stabtomate, „Black Krim“, eine rotbraune Fleischtomate und „Gelber Dattelwein“, eine sehr ertragreiche Kirschtomate.

Bis zu 70 Tomatenpflanzen kommen jedes Jahr für den Eigenbedarf in die Erde

In diesem Jahr waren es wieder etwa 25 verschiedene Sorten, aus deren Samen am Ende mehr als 250 Pflanzen wurden. „Das sind wie immer viel zu viele“, sagt Nicole Wöllner, die für den Eigenbedarf jedes Jahr bis zu 70 Tomatenpflanzen in die Erde bringt. Von niedrig wachsenden, kompakten Tomatensorten wie der „Venus“ bis hin zu Sorten wie dem „Ochsenherz“, das große Fleischtomaten hervorbringt, baue sie alles an. „Mehr als 800 Gramm haben Tomaten der Sorte Ochsenherz bei uns schon auf die Waage gebracht.“

Doch was nun mit den übrigen Gemüsepflanzen tun? Denn auch Paprika- und Gurkensamen hatte sie großzügig ausgesät. Nicole Wöllner fand darauf eine Antwort und hatte am Sonntagvormittag erstmalig zu einer Pflanzentauschbörse nach Ottendorf eingeladen. Dort lebt sie seit drei Jahren mit ihrem Partner Guido Störzner in einem denkmalgeschützten Umgebindehaus mit einem 5000 bis 6000 Quadratmeter großen Grundstück. Ebenfalls heimisch sind auf dem Hof Hahn Thoralf, seine elf Hennen und zwei Laufenten.

Auch ein Hahn und insgesamt elf glückliche Hennen leben auf dem Grundstück von Nicole Wöllner und Guido Störzner.
Auch ein Hahn und insgesamt elf glückliche Hennen leben auf dem Grundstück von Nicole Wöllner und Guido Störzner. © OTZ | Ute Flamich

­­Nicole Wöllners Idee kam in Ottendorf sehr gut an. Die Leute konnten eigene Pflanzen mitbringen und sie gegen andere tauschen. Wer nichts zum Tauschen hatte, war trotzdem eingeladen und durfte gegen eine kleine Spende für den Schulförderverein der Tälerschule Pflanzen mitnehmen. „Für mich ist das Hobby, ich will damit nichts verdienen“, sagt sie.

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„­­So ein Angebot hat es im Ort noch nie gegeben, das ist wunderschön“, sagt Angelika Beer. Auch Karina Stöckigt war begeistert. Sie tauschte unter anderem mitgebrachte Tomatenpflanzen gegen Studentenblumen, Borretsch, Jungfer im Grünen, Schnittlauch, Salat und Himmelschlüsselchen. Und schon kam der nächste pflanzliche Nachschub angerollt: Uta und Peter Hempel hatten die Schubkarre vollgeladen mit Stiefmütterchen, Erdbeerpflanzen und Tagetes. Mit nach Hause nahmen sie eine scharfe Paprika und Borretsch. So wurde fleißig getauscht, ein wenig gefachsimpelt und sich in gemütlicher Atmosphäre unterhalten. Für die Ottendorfer Tälerschule sind während der zweistündigen Tauschbörse am Ende 279,50 Euro zusammengekommen.

Ute und Peter Hempel kamen mit einer vollgeladenen Schubkarre mit Erdbeerpflanzen, Tagetes und Stiefmütterchen zur Pflanzentauschbörse in Ottendorf.
Ute und Peter Hempel kamen mit einer vollgeladenen Schubkarre mit Erdbeerpflanzen, Tagetes und Stiefmütterchen zur Pflanzentauschbörse in Ottendorf. © OTZ | Ute Flamich

Für mich ist die Anzucht der Tomatenpflanzen keine Arbeit, sondern ein Hobby. Ich habe Freude an meinen Ziehkindern, sagt sie. Gesät werde stets Mitte März, die Saat finde zunächst Platz in einem warmen Raum. Sobald das Saatgut keimt, komme es an einen kühlen Ort mit viel Licht. „Sofort, wenn die Außentemperaturen es zulassen, ziehen alle Pflänzchen gegen Mitte April ins Gewächshaus“, sagt Nicole Wöllner. Dann dauert es je nach Wetterlage nicht mehr lange, bis sie ihren endgültigen Standort im Beet bekommen.

Und dann? Kann hoffentlich bald geerntet und frisches Gemüse aus dem eigenen Garten verspeist werden. Bei Nicole Wöllner und Guido Störzner jedenfalls wird auch fleißig eingekocht - vor allem Tomatensauce.