Jena. Flugbegeisterte Studenten der Landesuniversität gründeten eine „Flugwissenschaftliche Vereinigung“, die erstmals 1928 Erwähnung fand.

Hans-Georg Kremer

Über die frühe Entwicklung des Segelflugsports in Jena konnten wir schon in früheren Beiträgen berichten. Ähnlich diesem begann aber in den 1920er Jahren auch die Entwicklung des Motorflugsports einzusetzen, was mit der rasanten Entwicklung der Flugtechnik zu tun hatte. Teilweise wurden solche Fliegergruppen finanziell von der Staatsregierung in Weimar unterstützt. Deutschland wurde nach dem 1. Weltkrieg und der bedingungslosen Kapitulation in den Versailler Verträgen u. a. die Entwicklung einer Luftwaffe und entsprechender Flugzeuge stark eingeschränkt. Im Motorflugsport wurde eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung der Technik und der Ausbildung von Piloten und technischem Personal gesehen.

In Jena gab es eine erste Notiz zu einer Flugsportgruppe, die auch Motorflug betreiben wollte, 1928. Flugbegeisterte Studenten der Landesuniversität gründeten eine „Flugwissenschaftliche Vereinigung“, die korrespondierendes Mitglied des Deutschen Luftfahrtverbandes wurde. Als Vorsitzender wurden Dr. Theodor Hölcke und als Flugwart Dr. Fritz Nennstiel gewählt. Diese Gruppe ließ sich nicht als Verein registrieren, wodurch genauere Angaben zu ihr nur schwer zu finden sind.

Fritz Nennstiel war er in der Jenaer Sportszene als guter Schwimmer bekannt und in mehreren Sportarten im Uni-Hochschulsport als Übungsleiter tätig. Zu Theodor Hölcke waren bisher kaum Angaben bekannt. Eine jetzt gefundene Laudatio zu seinem 90. Geburtstag brachte einiges Licht ins Dunkel.

Theodor Hölcke, Jahrgang 1907, stammte aus Arnstadt. 1926 nahm er ein Studium der Geographie, Germanistik, Historik, Geologie, Meteorologie, Physik und Leibesübungen in Leipzig auf, ging dann nach Hamburg, wo er 1928 ein Zusatzstudium als Akademischer Turn- und Schwimmlehrer ablegte, bevor er nach Jena kam. Hier promovierte Hölcke 1930 zum Dr. phil. nat. und 1931 legte er die Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen in Germanistik und Geographie ab. Dem folgten weitere Prüfungen in Geschichte und Meteorologie. Zwischenzeitlich arbeitete er als Lehrer an der Polizeiberufsschule in Weimar sowie am Reformgymnasium in Jena. Um fest eingestellt zu werden, bot man ihm eine Dorfschullehrer-Stelle an, was er ablehnte, bekam dann aber eine Zusage für das Reformgymnasium Jena, heute Adolf-Reichwein-Gymnasium.

Im Ehrenamt blieb Hölcke in der Akademischen Fliegergruppe aktiv und erwarb den Segel- und Motorflugschein. Als begeisterte Flieger und Meteorologe wurde er in den Reichswetterdienst beim Luftamt Weimar übernommen. Beim Wetterdienst blieb er auch während des Krieges und danach in Bayern.

Wie sich die Fliegergruppe weiter entwickelte ist kaum bekannt. Ihre Motorflugversuche und Prüfungen absolvierte sie auf jeden Fall auf dem Weimarer Flugplatz am Webicht. Hierzu nutzte sie ein privat gekauftes Flugzeug, welches dem Polizeihauptmann Herbert Rieckhoff, den Hölcke von der Polizeischule Weimar kannte.