#langenichtgehört

Neil Youngs „Freedom“: Der Alte rockt wieder

Christian Werner
| Lesedauer: 4 Minuten
Neil Young spielt mit Crazy Horse im Hockeypark in Mönchengladbach am 25. Juli 2014.

Neil Young spielt mit Crazy Horse im Hockeypark in Mönchengladbach am 25. Juli 2014.

Foto: Lars Heidrich / WAZ FotoPool

Ende der Achtzigerjahre besinnt sich Neil Young auf alte Stärken und hat prompt einen Hit für die Ewigkeit. Christian Werner über das Album „Freedom“.

Nach künstlerisch ergiebigen, aber kommerziell, nun ja, schwierigen Alben, resultierendem juristischen Streit mit seiner Plattenfirma und dem Bruch mit eben dieser veröffentlicht Neil Young 1989 ein Album, das an alte Stärken anknüpft: Er gibt wieder den Folk-Neil, den Balladen-Neil, den Rocker-Neil.

Und: Neil Young hat wieder einen Hit. „Rockin‘ in a free World“, als Akustik- und Rockversion am Anfang und Ende des Albums, wird zu einem der beliebtesten Songs des Musikers. Inzwischen gehört er zur gleichen Bekannt- und Beliebtheitsliga wie „Heart of Gold“.

Young gleitet durch die Stile seiner Kunstfertigkeit

Young schreibt den Song als Reaktion auf Entwicklungen wie die Anti-Amerika-Rhetorik Ayatollah Chomeinis oder die Politik des neuen US-Präsidenten George W. Bush sowie nach der Absage einer Tour durch die Sowjetrepubliken.

Neil Young - "Rockin' in the free World"

Es ist kein kohärentes Album, Young gleitet durch die Stile seines Katalogs und seiner Kunstfertigkeit, einige Songs hat er schon in den 70ern geschrieben. Auch die Aufnahmen klingen wie aus verschiedenen Studios oder Stadien seiner Karriere. Und doch ist die Qualität der Songs mehr als formidabel.

„Crime in the City (Sixty to Zero, Pt. I)“ und „Eldorado“ sind kleine Epen, Letzteres verströmt Südamerika-Flair, Linda Ronstadt singt bei „Hanging on a Limb“ und dem Bolero-Stück „The Ways to Love“ mit. Die Ballade „Wrecking Ball“ ist nahezu zärtlich, „Too far gone“ beschwört ein bisschen Country-Twang.

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Der Titelsong, „Don’t cry“ und das Drifters-Cover „On Broadway“ untermauern rückblickend Youngs viel zitierten Status als Godfather of Grunge. Nur „Someday“ bekommt etwas zu viel Zuckerguss ab und schleppt typisch klebrige Keyboardsounds aus dem zu Ende gehenden Jahrzehnt mit.

Neu gemasterte und erweiterte Release-Serie

„Freedom“ ist Teil der aktuell fünften Ausgabe der „Official Release Series”, bei der Young seine Alben „von der besten verfügbaren Quelle“ neu mastern lässt. In der kleinen Box (sechs CDs oder neun LPs) steckt außerdem die 1990er-Studio-LP „Ragged Glory“ mit Crazy Horse, die mit vier zusätzlichen Songs zur Doppel-CD (oder zum Dreifach-Vinyl) wird:

  • die B-Seiten „Interstate“ und „Don’t Spook The Horse“
  • sowie unveröffentlichte Versionen von „Box Car“ und
  • dem zwölfminütigen „Born To Run“ (Monate vor Springsteens Song Mitte der Siebzigerjahre geschrieben und aufgenommen, aber erstmals erst 2020 veröffentlicht).

Die Box komplettieren aus dem Jahr 1991 die berühmt-berüchtigte Live-LP „Weld“, ein Fest des krachenden und Rock'n'Roll und die selbst unter Fans nicht unumstrittene Feedback- und Improvisations-Orgie „Arc“, die es erstmals auf Vinyl gibt.

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Wir stellen in #langenichtgehört vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor.