Gerlinde Sommer zum Tage.

Liebe Leserinnen, liebe Leser! Vor einem Jahr schien dieses Virus zwar einerseits ganz nah, aber andererseits doch ziemlich weit weg vom eigenen Leben. Manche sagen noch immer, sie kennen keinen, der an Corona gestorben sei. Das ist bei mir schon lange nicht mehr der Fall.

Ich möchte gar nicht alle hier aufzählen, sondern vom ersten Todesfall in diesem Zusammenhang erzählen. Die Nachricht erreichte mich im ersten Lockdown, als eine Schulfreundin am Telefon erzählte, dass sie nicht zu einer Beerdigung gehen konnte, sondern erst später am Grab war. Wer denn gestorben sei, wollte ich wissen. Und ich hätte nun erwartet, dass es sich bei der Verstorbenen um eine ihrer alten Nachbarinnen handelte. Aber nein, gestorben war eine wenige Jahre ältere Freundin aus ihren Studientagen. Und weil ich diese Frau bei einer fröhlichen Geburtstagsfeiervorbereitung vor Jahren schätzen gelernt hatte, ging mir diese Nachricht sehr nahe.

Die Frau gehörte einer Risikogruppe an. Aber sie wollte ganz bestimmt nicht sterben und schon gar nicht so plötzlich an diesem Virus. Sie hatte erst wenige Jahre zuvor geheiratet und freute sich auf den Unruhestand, den sie mit ihrem Partner so gut es ging genießen wollte. Für mich also hatten Corona-Opfer bereits im Frühjahr 2020 ein Gesicht. Und es ist nicht bei dieser einen Person geblieben, deretwegen ich jetzt über Nacht immer eine Kerze flackern lasse. Dazu hatte der Bundespräsident aufgerufen. Ich finde es tröstlich. Und es hält die ehrende Erinnerung an diese Menschen wach.