Berlin. Ein Mann erkrankt schwer an den Affenpocken. Seine Ärzte stellen bald fest: Dahinter steckt viel mehr als “bloß“ eine Virusinfektion.

Es beginnt harmlos: mit einem roten Fleck auf der Nase. Der Hausarzt schickt den 40-Jährigen Patienten mit einer beruhigenden Diagnose nach Hause: Sonnenbrand. Drei Tage später hat er Pusteln im ganzen Gesicht, und die Nase färbt sich schwarz. Sie verfault.

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Diesmal geht der Mann direkt ins Krankenhaus, wo gleich mehrere Diagnosen gestellt werden, unter anderem Affenpocken. Sein Fall ist so ungewöhnlich, dass die Ärztinnen und Ärzte der Universitätsklinik Bonn ihn in der Fachzeitschrift „Infection“ veröffentlichen.

Affenpocken: Immunsystem extrem geschwächt

Die Tests ergaben, dass sich der Patient nicht nur mit Affenpocken infiziert hat. Zusätzlich stellten die Mediziner auch eine unbehandelte Syphilis sowie eine fortgeschrittene HIV-Infektion fest.

Der 40-Jährige erhielt zur Behandlung ein Medikament gegen die Affenpocken. Weiterhin musste er ein Antibiotikum gegen die Syphilis einnehmen sowie eine antiretrovirale Therapie anfangen, um die HI-Viren in seinem Körper einzudämmen, hieß es in dem Fachartikel.

Schwerer Verlauf auf andere Infektionen zurückzuführen

Die Medizinerinnen und Mediziner beschreiben die Affenpocken-Infektion als mild. Den schweren Verlauf bei diesem Patienten erklären sie sich mit seinem Immunsystem. Die Syphilis und die unbehandelte HIV-Infektion hätten seine Immunabwehr geschwächt.

Eine kontrollierte HIV-Infektion sei an sich kein Risikofaktor für einen schweren Affenpocken-Infektionsverlauf, heißt es in dem Artikel. Der Patient gab an, sich noch nie auf eine Geschlechtskrankheit getestet zu haben und wusste daher nichts von den zusätzlichen Infektionen.

Affenpocken-Infektion verläuft in der Regel mild

Seit Mai 2022 werden immer wieder Affenpocken-Infektionen in Deutschland registriert. Die Fälle seien laut Robert-Koch-Institut (RKI) in der Regel mild und „selbstlimitierend, die meisten Menschen erholen sich innerhalb von mehreren Wochen.“

In der EU sei seit 2013 ein regulärer Pockenimpfstoff zugelassen (Imvanex), der auch zum Schutze vor Affenpocken eingesetzt werde, erklärt das RKI. Affenpocken gelten normalerweise nicht als sehr ansteckend, da sie einen engen körperlichen Kontakt mit jemandem erfordern, der infiziert ist. „Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland wird nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt“, so das RKI.

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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de