Essen. Im neuen Friesland-Krimi dreht sich alles um Ökoaktivismus. Die Story ist ein wenig weit hergeholt, aber leichte Fernsehunterhaltung.

Krimi-Kenner wissen: Wenn ein Polizist joggen geht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er unterwegs das Opfer eines Verbrechens findet. Henk Cassens (Maxim Mehmet) macht da keine Ausnahme. Nahe des Leeraner Hafens entdeckt er während seiner morgendlichen Laufrunde eine bewusstlose junge Frau.

Und schon geht der Ärger wieder los in Friesland. Denn die Dame mit Platzwunde am Kopf, aber ohne Ausweis oder Handy behauptet, ihr Gedächtnis verloren zu haben. Hat sie einen Unfall gehabt? Ist sie überfallen worden? Oder lügt sie?

Im neuen Friesland-Krimi dreht sich alles um Ökoaktivismus

Es geht in „Gegenströmung“, so viel darf man verraten, vordergründig um Ökoaktivismus. Kommissar Brockhorst (Felix Vörtler), der ebenso cholerische wie unfähige Vorgesetzte von Cassens, sagt sogar „Ökoterrorismus“. Sonst sagt er wieder einmal viel Unsinn. Jedenfalls ist er auf der falschen Spur.

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Aber das ist der Zuschauer vor dem Bildschirm auch, denn die Geschichte ist ein wenig weit hergeholt. Immerhin: Am Ende wäre sie trotzdem richtig spannend, wüsste man nicht, dass Friesland eine dieser Reihen ist, in der das Stammpersonal beim Abspann immer noch in voller Mannstärke vorhanden ist.

Schmunzelkrimi aus dem Norden, bei dem die Chemie des Ensembles stimmt

Aber Friesland ist zugleich ja auch eine dieser Reihen, die man nicht in erster Linie wegen des ausgefeilten Drehbuchs einschaltet, sondern weil Atmosphäre und Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmen. Und weil die Grundstimmung meist ein leichte, wenn nicht gar lustige ist. Nicht umsonst gibt es im Deutschen das schreckliche Wort Schmunzelkrimi.

Bei Friesland macht unter anderem das ständige Gekabbel zwischen Cassens und seiner Kollegin Süher einen großen Teil des Vergnügens aus. Doch die ist – wie schon in Folge zehn – derzeit nicht dabei. Laut Drehbuch ist sie im Urlaub, im echten Leben war Darstellerin Sophie Dal während der Dreharbeiten in Baby-Pause. Jedenfalls fehlt sie, und das hat der Reihe im direkten Vorgänger nicht gut getan.

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Friesland-Krimi hat personell aufgerüstet

Vielleicht haben die Macher auch deshalb personell aufgerüstet. Da ist zum einen Melanie (Tina Pfurr), die neue und vorlaute Assistentin von Apothekerin Insa Scherzinger (Theresa Underberg). „Schnell und kompetent“, charakterisiert sie sich beim ersten Kurzauftritt selbst, bleibt aber etwas unsympathisch.

Doch damit nicht genug. Auch aus Münster naht Verstärkung. Im dritten so genannten Cross Over mit der Wilsberg-Reihe taucht Kommissar Overbeck (Roland Jankowsky) auf Urlaub in Leer auf. Ein Boot hat er sich gekauft, will nun Urlaub machen an der See, in Wahrheit aber die wenig begeisterte Insa umgarnen.

„Gegenströmung“: Leichte Krimiunterhaltung für die ganze Familie

Logisch, dass der selbstverliebte Fahnder sich umgehend in den Fall einschaltet, um den Kollegen mal zu zeigen, wie man so ermittelt, wenn man aus einer Großstadt kommt. Ganz kompensieren können die zusätzlichen Figuren die fehlende Hauptdarstellerin zwar nicht, das erweiterte Ensemble bringt aber wieder etwas Schwung in die sich ansonsten kaum verändernden Konstellationen.

Einmal mehr also leichte Krimiunterhaltung für nahezu die ganze Familie. Und das ist derzeit nicht die schlechteste Wahl.

„Friesland – Gegenströmung“ wird am Samstag, den 19.12. 2020 im ZDF ausgestrahlt. Der Film ist vorab über die ZDF-Mediathek verfügbar.

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