Jena. Den Beschluss zur Benennung des Platzes hat der Kulturausschuss am Dienstag einstimmig gefasst. ­Voraussetzung sei, dass OB Thomas Nitzsche (FDP) bei der Witwe Adile Simsek und den Kindern Semiya und Abdulkerim Simsek Zustimmung einholt.

Wie präzise sich hier der Kreis schließt, das lässt schaudern und gibt dem Gedenken würdevolle Form: Der Platz oberhalb der Haltestelle Damaschkeweg in Winzerla – der Volksmund sagt: „Rewe-Vorplatz“ – wird nach Enver Simsek benannt. Er war im September 2000 das erste Opfer in einer bundesweiten Mordserie, für die die Terrorgruppe des so genannten NSU verantwortlich zeichnet. Die Mitstreiter des NSU, die zehn Menschen getötet haben, sind in Winzerla aufgewachsen.

Den Beschluss zur Benennung des Platzes hat der Kulturausschuss am Dienstag einstimmig gefasst, berichtete Vorsitzender Jörg Vogel (SPD). ­Voraussetzung sei, dass OB Thomas Nitzsche (FDP) bei der Witwe Adile Simsek und den Kindern Semiya und Abdulkerim Simsek Zustimmung einholt.

OB muss klären ob Rewe Umbenennung akzeptiert

Überdies empfiehlt der Kulturausschuss, dass die zum Botho-Graef-Preis 2021 eingereichten Kunstwerke an die Opfer des NSU und die Verantwortung der Stadt Jena erinnern. Das Preisträger-Werk würde in räumliche Beziehung zum Enver-Simsek-Platz gelangen. Und: In die Jury sollen Opfer-Angehörige und Betroffene der NSU-Sprengstoffanschläge einbezogen werden. Auch beauftragt der Fachausschuss mit seinem Entscheid den OB, mit Rewe zu klären, ob das Handelsunternehmen eine Umbenennung der bisherigen Adresse „Max-Steenbeck-Straße 48“ akzeptiert.

Jörg Vogel sagte, dass die geplante Benennung das Ergebnis einer öffentlichen, längeren Diskussion in Winzerla sei und von einem Beschluss des Ortsteilrates mitgetragen werde.

Der Kulturausschuss habe eine weitreichende Verantwortung bei der Benennung von Straßen und Plätzen. Beschlüsse würden „nicht durchgewinkt“, sondern gründlich aufgearbeitet. Insofern sei ein zweiter Aufruf der Beschlussvorlage angemessen gewesen.

„Ich bin überzeugt: Zur Aufarbeitung des Themas NSU-Terror bedarf es in Jena mehr als der Benennung eines Platzes“, sagte Jörg Vogel. Daher rühre die Empfehlung, im Zuge des Botho-Graef-Preis-Verfahrens im Jahre 2021 mit einem Kunstwerk an die NSU-Opfer zu erinnern. 2021 jährt sich zum zehnten Male der Tag, an dem die terroristische Vereinigung öffentlich bekannt wurde.

Darüber hinaus sind 2021 weitere Projekte zu dem Thema geplant: ein Theaterfestival und ein künstlerisch-wissenschaftliches Symposium.

Jena will NSU-Opfer Simsek ein Gesicht geben

Diskussion um „Enver-Simsek-Platz“ – OB weist Kritik zurück

Streit um „Enver-Simsek-Platz“ - Stadtverwaltung Jena lehnt Benennung nach NSU-Opfer ab