Berlin. Nicht für jeden ist eine Solaranlage eine Option. Sind Mini-Windräder eine sinnvolle Alternative? Wir haben uns ein Modell angeschaut.
Der Krieg in der Ukraine und der davon ausgelöste Gaskonflikt mit Russland hat die Themen Energie und Heizen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Die rasant angestiegenen Gas- und Heizölpreise haben vielen Menschen die starke Abhängigkeit Deutschlands von Russland vor Augen geführt – und die gravierenden Nachteile aufgezeigt.
Infolge dieser Entwicklung ist der Begriff "autark" in Debatten über die aktuelle Energie- und Wärmewende immer wieder aufgetaucht. Seine Bedeutung: Sich von der öffentlichen Energieversorgung autonom machen und davon unabhängig leben.
Windrad statt Balkonkraftwerk: Mini-Kraftwerke für zu Hause – Diese Optionen gibt es
Im großen Stil ist das für viele Verbraucher nur schwer zu erreichen – doch schon mit kleinen Investitionen kann man zumindest teilweise autark leben. Das Balkonkraftwerk ist eine dieser kleinen Investitionen.
Es besteht aus ein bis zwei kleinen Solarmodulen und kann an der Balkonbrüstung oder auch im Garten angebracht werden. Je nach Größe können die kleinen Photovoltaikanlagen bis zu 600 Watt (W) Leistung bringen und an sonnigen Tagen den Strombedarf in der Wohnung teilweise decken.
Die Kosten für ein Balkonkraftwerk sollten sich bei 700 Euro oder weniger bewegen. In vielen Kommunen gibt es sogar eine staatliche Förderung für neue Balkonkraftwerke – teilweise werden bis zu 50 Prozent der Kosten übernommen.
Doch nicht für jeden ist ein Balkonkraftwerk eine Option – bei unzureichender Sonneneinstrahlung ist ein solches Mini-Kraftwerk weniger geeignet. In diesem Fall könnte eine andere Form von Mini-Kraftwerk interessant werden: ein Windrad. Im ersten Moment denkt man an die großen Turbinen an Autobahnen.
Start-up aus Island verkauft Mini-Windräder: Kraftwerk erstaunt mit skurrilem Design
Doch das klassische Windrad gibt es auch im kleinen Format. Das isländische Energie-Start-up "IceWind" hat sich auf diese Art der Energiegewinnung spezialisiert. "Freya" heißt die Windturbine – sie kann theoretisch auch im heimischen Garten zum Einsatz kommen.
Der Hersteller hat die Mini-Windräder ursprünglich für entlegene Regionen konzipiert. An diesen Orten ist die autarke Stromversorgung überlebenswichtig. Dort – so die Idee – könnten die Mini-Windräder in Kombination mit Solaranlagen und Stromspeichern arbeiten.
"IceWind" verspricht "netzgebundene und netzunabhängige Anwendungen", beides sei möglich. Zur Auswahl stehen aktuell drei Varianten der Mini-Windräder – alle sollen laut Hersteller extrem robust sein und starken Wetter- und Windbedingungen standhalten können.
Primär liegt das auch an der eher ungewöhnlichen Bauart der kleinen Kraftwerke. Diese ähnelt mit ihren vertikalen Achsen auf den ersten Blick einer Weltraumsonde und würden neben ihrem Beitrag zur Energieversorgung jedem Garten einen futuristischen Touch verleihen.
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Mini-Windrad zur Energieerzeugung: So viel kostet das kleine Kraftwerk aus Island
Der Vorteil der Bauweise: Für Vögel und Insekten sind die Mini-Windräder keine Gefahr. Allerdings haben sich solche Windräder Berichten von "EFAHRER.com" zufolge in der Vergangenheit als weniger effizient erwiesen – zumindest im Vergleich zu klassischen Modellen. Im Unterschied zum Balkonkraftwerk sind die Mini-Windräder von "IceWind" zudem deutlich teurer. Rund 6.000 Euro werden für die netzgebundene Variante fällig – bis zu 6.500 Euro sind es bei der netzautonomen.
Zum Vergleich: Ab 300 Euro gibt es schon einfache Balkonkraftwerke zu kaufen. Zudem können die kleinen Mini-Solaranlagen mit ein wenig Geschick auch selbst gebaut werden. Lediglich bei der Leistung von Balkonkraftwerken müssen Verbraucher aufpassen – gerade in Kombination mit älteren Stromleitungen im Haus kann es gefährlich werden. Ansonsten gibt es aber kaum rechtliche Hürden. Ganz anders bei Mini-Windrädern – für diese braucht man ab einer Höhe von zehn Metern eine Baugenehmigung.
Energie- und Wärmewende: Wärmepumpe vs. Gas- und Ölheizung – die Preise
Heizung | Kosten in EUR |
Ölheizung | ab ca. 8.000 |
Gasheizung | ab ca. 7.000 |
Holz- oder Pelletheizung | ab ca. 10.000 |
Nah- und Fernwärme | ab ca. 5.000 |
Wasserstoffheizung | ab ca. 30.000 |
Solarthermie | ab ca. 10.000 |
Luft-Wasser-Wärmepumpe | 8000 bis 16.000 |
Erdwärmepumpe | 12.000 bis 15.000 (ohne Erschließung) |
Grundwasser-Wärmepumpe | 9000 bis 12.000 (ohne Erschließung) |
Zu beachten ist: Die Kosten in dieser Tabelle sind durchschnittliche Werte und können im individuellen Fall abweichen. Nicht beachtet werden zudem die Kosten für die Installation oder einen nötigen Umbau/Sanierung. Auch Förderungen werden nicht berücksichtigt.
Mini-Windräder im Garten: Ist das erlaubt? Verbraucher müssen Auflagen beachten
Nach Informationen von "www.klein-windkraftanlagen.com" gibt es in den einzelnen Bundesländern zudem unterschiedliche Auflagen zu beachten – auch verkauft "IceWind" seine Mini-Windräder aktuell nur in Island und Nordamerika. Verbraucher in Deutschland können auf Produkte anderer Hersteller setzen. Auf Amazon etwa finden sich windbetriebene Mini-Kraftwerke schon ab rund 350 Euro – teurere Modelle mit mehr Leistung kosten auch mal 2.000 Euro. Doch auch dabei ist zu Bedenken: Bei der Höhe sollte man aufpassen.
Im Zweifelsfall sollten sich Verbraucherinnen und Verbraucher bei der jeweils zuständigen Baubehörde erkundigen. Und wenn das Mini-Windrad als Kraftwerk nicht infrage kommt? Dann könnte der Gedanke zurück zum Balkonkraftwerk interessant sein. Dieses muss – anders als der Name vermuten lässt – nicht zwingend am Balkon zum Einsatz kommen. Mittlerweile gibt es auch frei stehende Varianten oder Modelle mit Rollen zum Schieben. Neue staatliche Anreize und weniger Bürokratie seit 2023 machen Solaranlagen zudem noch attraktiver als bisher.
Energie- und Wärmewende: Wie Mini-Windräder einen wichtigen Beitrag leisten können
Zusätzlich können sich Mini-Kraftwerke auf Basis von Wind und Sonne auch gut ergänzen. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist die Energiegewinnung aus Wind für Verbraucher interessanter als Solar. Bisher mangelt es noch an Speichermöglichkeiten. Die Kombination aus Wind und Solar könnte für Länder wie Deutschland daher eine sinnvolle Option sein – zumal die Wärmepumpe als Alternative zur Ölheizung immer beliebter wird. Doch auch dieses Gerät muss mit Strom versorgt werden – und dieser sollte idealerweise aus einer regenerativen Quelle stammen.
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