Berlin. Balkonkraftwerke sind im Trend und könnten noch deutlich leistungsfähriger sein. Doch ein Experte warnt – das kann zu Problemen führen.
Der Krieg in der Ukraine und der damit einhergehende Gaskonflikt mit Russland hat die Energiemärkte in großen Teilen der Welt erschüttert. Auch bei uns in Deutschland sind die Preise für Gas schlagartig in die Höhe geschossen – damit einhergehend auch die Preise für Heizöl.
Im März 2022 hat der Preis pro Liter zeitweise die Marke von zwei Euro geknackt. Mittlerweile hat sich die Situation wieder ein wenig beruhigt. Die Heizölpreise sind im Abwärtstrend – Stand 26. Januar kostet der Liter Heizöl weniger als 1,20 Euro.
Balkonkraftwerk statt klassische Solaranlage: Verbraucher haben diese Vorteile
Weiter unklar: Sind die vergleichsweise niedrigen Energiepreise seit Anfang Januar ein längerfristiger Zustand? Mehrere Marktanalysten sind skeptisch – ein Problem könnte die Heizölpreise stark beeinflussen und wieder steigen lassen. Solche Einschätzungen regen den ein oder anderen zum Umdenken an: Weg von klassischen Brennstoffen und stattdessen auf regenerative Heiz- und Energietechniken setzen – das ist die Idee. In diesem Zusammenhang fällt oft auch der Begriff "autark" – sich vom öffentlichen Netz ganz oder teilweise autonom machen.
Technologien wie eine Wärmepumpe oder Solaranlage können es möglich machen. Jedoch sind die Kosten für eine Wärmepumpe oder PV-Anlage nicht zu unterschätzen. Verbraucher sind hier schnell im fünfstelligen Bereich. Zur klassischen Solaranlage kann ein Balkonkraftwerk eine günstigere Alternative sein. Im Unterschied zur klassischen PV-Anlage sind für die einzelnen Solarmodule an der Balkonbrüstung oder im Garten keine Genehmigungen notwendig – mit ein wenig Geschick kann ein Balkonkraftwerk sogar selbst zusammengebaut werden.
Heizung | Kosten in EUR |
Ölheizung | ab ca. 8.000 |
Gasheizung | ab ca. 7.000 |
Wärmepumpe | ab ca. 15.000 |
Holz- oder Pelletheizung | ab ca. 10.000 |
Fernwärme | ab ca. 5.000 |
Brennstoffzellen | ab ca. 30.000 |
Solarthermie | ab ca. 10.000 |
Mehr Leistung für Balkonkraftwerke: Fachverband stellt klare Forderung – das soll geändert werden
Im fertigen Zustand kann ein Balkonkraftwerk zur Stromversorgung beitragen und die Energiekosten ein wenig senken. Die Investition in eine solche Anlage lohnt sich aus Sicht von Experten daher immer – denn im Laufe der Zeit amortisieren sich die Anschaffungskosten über die Stromkosten. Zudem gibt es von Kommunen zum Teil hohe Förderungen. Wo bekommen Verbraucher Hunderte Euro Zuschuss für ein Balkonkraftwerk? Im eben verlinkten Beitrag haben wir die Förderungen der Städte in Deutschland miteinander verglichen.
Für die Zukunft sehen Fachleute aber noch mehr Potenzial im Balkonkraftwerken. Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik – kurz VDE – hat Anfang Januar ein Positionspapier mit Forderungen an die Politik veröffentlicht. Im Kern sollen Balkonkraftwerke für die Verbraucher noch deutlich attraktiver werden. Unter anderem soll die Bagatellgrenze von aktuell 600 Watt (W) auf 800 W angehoben werden. Das bedeutet: Balkonkraftwerke bis 800 W wären aus Sicht der Netzbetreiber nicht mehr als „netzrelevant“ anzusehen.
Balkonkraftwerke: Watt-Obergrenze anheben – Experte warnt vor gefährlichem Problem
Verbraucher wiederum würden von mehr Leistung profitieren. Doch Elektromeister und YouTuber Karl Helmut vom YouTube-Kanal "ProofWood" warnt. Die Anpassung der Bagatellgrenze kann auch schnell zum Problem werden. Zuvor hat das Fachportal "EFAHRER.com" über seine Einschätzung berichtet. Aus seiner Sicht kann die nicht fachgerechte Installation einer 800-Watt-Anlage gerade in älteren Gebäuden zu einer Überlastung in der Hauselektronik führen. In der Vergangenheit seien komplette Stromkreise oftmals über eine einzige Sicherung geführt worden.
Helmut befürchtet in seinem Video: Ein Balkonkraftwerk mit 800 Watt an einen Stromkreis mit nur einer Sicherung angeschlossen könnte zur Überlastung der Hauselektronik führen. Der Experte warnt: "Bei 800 W kann es sein, dass das System überlastet wird." Im schlimmsten Fall könnte im Gebäude ein Feuer ausbrechen. "Und wenn etwas abfackelt, kann keiner zur Rechenschaft gezogen werden." Auch nicht der Hersteller. Gerade unerfahrene Verbraucher sollten bei einem Balkonkraftwerk mit 800 W oder mehr einen Fachbetrieb beauftragen.
Balkonkraftwerke im Altbau: Anschlussstation überprüfen – was Experten empfehlen
Die Autoren von "EFAHRER.com" empfehlen konkret: Der Fachbetrieb sollte die Anschlussstation im Vorfeld überprüfen und so einen sicheren Betrieb des Balkonkraftwerks bestätigen. Die Anlage an sich können die Verbraucher dann immer noch selbst installieren und auf diese Weise Geld einsparen. Hier stellt sich die Frage: Wie viel sollte ein Balkonkraftwerk maximal kosten? Im Internet finden sich große Preisspannen. Wenige Hundert bis viele Tausend Euro kann man für ein Balkonkraftwerk ausgeben.
Dabei sollten Verbraucher die Preise von fertigen Sets immer mit den Preisen für die einzelnen Komponenten vergleichen – denn zum Teil werden Kunden bei Balkonkraftwerke-Sets abgezockt. Wie bei vielen Dingen ist im Vorfeld daher ein Preisvergleich zu empfehlen. Das Verbraucherportal "energieheld" nennt eine Preisspanne von 350 und 700 Euro als grobe Orientierung. Steht die Anlage aber, können Verbraucher ihre Stromrechnung positiv beeinflussen – in Zeiten von Strompreisen über der 40-Cent-Marke in Deutschland eine spürbare Entlastung.