Berlin. Welche Versicherung ist die richtige? Viele Verträge liegen seit Jahren unbeachtet in der Schublade. Ein Wechsel kann sich lohnen.

Das vergangene Jahr war kein gutes Jahr für Einbrecher. Verschiedene Landeskriminalämter schätzen, dass es seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie 20 bis 25 Prozent weniger Wohnungseinbrüche gab. Und 2021 dürfte für Diebe nicht besser werden.

Für die Anbieter von Hausratversicherungen dagegen sieht es rosig aus: Viele Bundesbürger arbeiten wegen Corona daheim, geben Einbrechern dadurch weniger Gelegenheit – und ersparen den Versicherungen Kosten.

Einbruchsdiebstahl der größte Schadensposten

Gerade der Einbruchsdiebstahl ist der größte Schadensposten der Versicherer. Er hat in der Vergangenheit ungefähr ein Drittel der bezahlten Schadenssumme ausgemacht. Das geht aus der Statistik des Branchenverbandes GDV hervor. Nicht nur, aber auch wegen Corona verdienen die Anbieter daher prächtig an ihren Kunden.

Hinzu kommt: Drei von vier Haushalten in Deutschland haben eine Hausratversicherung. Viele dieser Verträge liegen seit Jahren unbeachtet und ungenutzt in der Schublade, die Beiträge werden jährlich abgebucht und sind ansonsten vergessen. Dabei kosten gerade ältere Verträge meist mehr als neue – und bieten oft weniger Schutz.

Kunden sollten mehr vergleichen

Wer nicht ab und an seinen Vertrag zur Hand nimmt und mit neueren Angeboten vergleicht, ist der Dumme. Würden alle Kunden mehr vergleichen und wie bei der Kfz-Versicherung immer mal wieder wechseln, würden bei der Hausratversicherung sehr wahrscheinlich die Preise purzeln – und der Schutz für die meisten würde stetig besser.

Schon jetzt kann die Beitragshöhe von Anbieter zu Anbieter deutlich variieren: Für eine 80-Quadratmeter-Wohnung in Berlin etwa ist von rund 50 bis mehr als 100 Euro pro Jahr alles an Preisen drin.

Abgesichert für den Ernstfall

Grundsätzlich gilt: Auch wenn die Anzahl der gemeldeten Schäden zurückgeht, kann eine Hausratversicherung sinnvoll sein. Sie soll ein großes finanzielles Risiko absichern, zum Beispiel durch einen Brand, um verschmorte Geräte zu ersetzen, verbranntes Mobiliar – und um Ruß- oder Löschwasserschäden zu beheben.

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Es geht also um große Schäden. Sie können auch durch Überspannung nach einem Blitzschlag, durch Einbruchdiebstahl oder Vandalismus entstehen. Schäden durch ausgelaufenes Leitungswasser oder einen Sturm sichert die Hausratversicherung typischerweise ebenfalls ab.

Zwar sind auch kleine Schäden versichert, aber für eine kaputte Blumenvase sollte niemand seine Hausrat bemühen. Wer das öfters macht, riskiert, dass ihm seine Versicherung kündigt.

Wer sich nicht sicher ist, was zum Hausrat dazugehört, der stelle sich vor, die Wohnung würde auf den Kopf gestellt. Alles, was dann herunterfiele, ist versichert – einschließlich Einbaumöbeln. Die Einbauküche in der Mietwohnung ist also auch abgesichert, sofern sie nicht vom Vermieter kostenfrei gestellt wurden.

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Einen Schaden ersetzt die Versicherung in der Regel zum Neuwert. Das bedeutet: Auch wenn das Sofa schon fünf Jahre alt war, bekommt der Versicherte das, was er am Tag des Schadens ausgeben muss, um ein gleichartiges neues zu beschaffen. Bei Wertsachen wie Schmuck und Bargeld gibt es meistens eine Obergrenze. In der Regel liegt sie bei 20 bis 25 Prozent der Versicherungssumme.

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    Vergleichsportal nutzen

    Bei welchem Anbieter ein Kunde den günstigsten Preis für eine Hausratversicherung bekommt, lässt sich nicht pauschal sagen. Der Geld-Ratgeber Finanztip empfiehlt daher für den Vergleich und die Suche nach einem neuen Angebot das Portal Mr-Money zu nutzen.

    Vergleichsportale handeln als Versicherungsmakler und sind deswegen gesetzlich verpflichtet, ihre Kunden nach deren Wünschen und Bedürfnissen zum Versicherungsschutz zu befragen. Die Portale formulieren dafür entweder konkrete Fragen oder stellen Filter bereit, mit denen Verbraucher bestimmte Leistungen gezielt auswählen können.

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    Das sollten Verbraucher bei der Auswahl beachten

    Grobe Fahrlässigkeit: Die Versicherung sollte einspringen, falls ein Schaden aufgrund grober Fahrlässigkeit entstanden ist. Sonst zahlt sie nicht, wenn der Kunde zum Beispiel vergisst, die Terrassentür zu schließen, bevor er das Haus verlässt – und dann ein Einbrecher die Gelegenheit nutzt.

    Erweiterter Brandbegriff: Nicht jeder Brandschaden ist automatisch versichert. Verbraucher sollten sich auch gegen Seng-, Schmor-, Rauch- und Rußschäden absichern, denn solche Schäden können erheblich sein.

    Unterversicherungsverzicht: Ist die Versicherungssumme niedriger als der tatsächliche Wert des gesamten Hausrats, kann die Versicherung im Schadensfall die Leistungen kürzen – egal wie hoch der Schaden ist. Das lässt sich vermeiden, indem man pauschal 650 Euro pro Quadratmeter vereinbart.

    Selbstbeteiligung: Wer vereinbart, im Falle eines Schadens einen Teil der Summe selbst zu zahlen, senkt seine Beiträge. Eine Selbstbeteiligung um die 150 Euro ist sinnvoll. Kleinere Schäden können die meisten aus eigener Tasche bezahlen. In aller Regel lohnt sich das.

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    Elementarschäden: Die Elementarschadenversicherung greift bei den Folgen von Naturkatastrophen: zum Beispiel Überflutung und Schneelast. Sie kann in Kombination mit einer Hausratversicherung abgeschlossen werden oder durch Erweiterung des Vertrags. In Hochwassergebieten ist dieser Schutz oft teuer, selbst mit einer hohen Selbstbeteiligung. Aber wer in einer Gegend lebt, die regelmäßig von Naturereignissen heimgesucht wird, sollte darüber nachdenken.

    Viele andere Bausteine, eine extra Glasversicherung etwa, sind oft unnötig und verteuern den Vertrag nur. Bei teuren Rädern ist eine eigene Fahrradversicherung meist sinnvoller, als sie in der Hausrat mitzuversichern.

    Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.