Bayreuth. Sie wollte von Leipzig zu ihrer Familie Richtung Nürnberg fahren und kam nie an. Der Prozess im Mordfall Sophia beginnt am Dienstag.

Am Landgericht Bayreuth beginnt am Dienstag der Prozess um den Mord an der 28-jährigen Sophia Lösche. Ein Lastwagenfahrer soll die Studentin ermordet haben. Sie war 2018 von Leipzig Richtung Nürnberg per Anhalter gefahren, um ihre Familie zu besuchen. Doch sie kam nie an.

„Wir erwarten, dass die Wahrheit ans Tageslicht kommt. Als Angehöriger will man sie wissen, auch wenn sie noch so grausam ist“, sagt Sophias Bruder Andreas Lösche.

Der Fall hatte deutschlandweit Schlagzeilen gemacht. Auch weil im Raum stand, dass Flüchtlinge an einem Gewaltverbrechen beteiligt gewesen sein könnten. Dies stellte sich als Gerücht heraus. Nun steht aber ein 1977 in Marokko geborener Lkw-Fahrer vor Gericht. Zwölf Verhandlungstage mit 17 Zeugen und drei Sachverständigen sind angesetzt, um herauszufinden, was wirklich geschehen ist.

Studentin wollte Familie in Amberg besuchen

Fest steht: Die Germanistik-Studentin wollte im Juni 2018 von ihrem Studienort Leipzig aus in Richtung Nürnberg trampen. Von dort wollte sie laut ihrem Bruder Andreas per S-Bahn weiter zu ihrer Familie nach Amberg in der Oberpfalz fahren. Doch dort kam Sophia nie an. Ihr Bruder sagt, Sophia sei häufiger getrampt und habe noch während der Fahrt Nachrichten per Messenger-App gesendet.

An einer Tankstelle an der Autobahn 9 in Sachsen soll der Lkw-Fahrer die Tramperin mitgenommen und laut Anklage später ermordet haben - nach Gerichtsangaben mit stumpfer Gewalteinwirkung gegen den Kopf. Der genaue Tathergang ist unklar. Der Angeklagte gab laut Gericht an, die Studentin bei einer Auseinandersetzung getötet zu haben. Als Tatort wird Oberfranken vermutet.

Familie der Studentin kritisiert Arbeit der Ermittler

Der Lkw-Fahrer wurde in Spanien festgenommen. Dort wurde auch Sophias Leiche entdeckt, einige Tage nachdem ihre Familie sie vermisst gemeldet hatte. Nach dem Tod der Tramperin hatte Spanien sich bereit erklärt, den Verdächtigen zu überführen.

Die Eltern der Studentin und ihr Bruder treten im Prozess als Nebenkläger auf. Die Familie hat wiederholt die Arbeit der deutschen Ermittler kritisiert.

Sie hätten Sophia lange als Vermisstenfall eingestuft, obwohl von Anfang an der Verdacht auf ein Gewaltverbrechen vorgelegen habe. Auch habe die Kommunikation zwischen den Bundesländern Bayern und Sachsen nicht funktioniert. „Es kann nicht sein, dass man sich drei Tage darüber streitet, wer zuständig ist“, sagt Andreas

Rechtspopulisten instrumentalisieren Tod der Studentin

Die spanische Polizei habe hingegen „vorbildlich“ und „in Windeseile“ gearbeitet. Auch vor dem Prozess weist Lösche erneut darauf hin, dass es nicht um Gewalt von Flüchtlingen gehe, sondern um Gewalt gegen Frauen. Hintergrund ist, dass Rechtspopulisten versucht hätten, Sophias Tod zu instrumentalisieren.

Unter anderem hatten Teilnehmer einer AfD-Demo in Chemnitz, einem „Schweigemarsch“, im vergangenen Jahr das Foto der Studentin im Großformat durch die Innenstadt getragen. „Wir lassen nicht zu, dass das Andenken an unsere Sophia für ausländerfeindliche Zwecke missbraucht wird“, hatte die Familie danach erklärt.

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