Forschende entdecken die ältesten bekannten Baupläne der Menschheit. Die abgebildeten Megastrukturen hatten einen besonderen Zweck.
Man könnte sagen, es sind die ältesten bekannten Vorgänger der berüchtigten Ikea-Anleitungen, die vor kurzem in Saudi-Arabien und Jordanien entdeckt wurden. Ein Forschungsteam hat in Stein gemeißelte Abbildungen in Saudi-Arabien und Jordanien als Baupläne identifiziert, die wohl 8.000 und 9.000 Jahre alt sind. Bei den maßstabsgetreu abgebildeten Plänen handele es sich um gigantische Strukturen, die einen bestimmten praktischen Zweck erfüllten.
Die Baupläne sollen sogenannte Wüstendrachen zeigen. Das sind riesige Anlagen mit deren Hilfe die prähistorischen Menschen Tiere fangen konnten. Die Entdeckung ist eine Überraschung. So haben menschliche Konstruktionen seit Tausenden Jahren den natürlichen Raum verändert. Allerdings gebe es nur wenige überlieferte Pläne oder Karten aus der Zeit der schriftkundigen Hochkulturen wie Mesopotamien oder Ägypten, heißt es in einer Pressemitteilung der Universität Freiburg.
Neben Forschenden von der französischen Wissenschaftsorganisation „Centre national de la recherche scientifique“ hat auch Prof. Dr. Frank Preusser von der Universität Freiburg an dem Projekt mitgewirkt.
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Baupläne für Wüstendrachen: „Meilenstein im intelligenten Verhalten“
„Aus den Erkenntnissen lassen sich Rückschlüsse auf die damaligen Menschen ziehen. Die Fähigkeit, einen großen Raum auf eine kleine, zweidimensionale Fläche zu übertragen, stellt einen Meilenstein im intelligenten Verhalten dar“, erklärt Professor Preusser. Demnach könnten die Mitte Mai im Fachjournal PLOS ONE veröffentlichten Ergebnisse helfen zu verstehen, wie Wüstendrachen erdacht und erbaut werden konnten.
Beide Baupläne wurden mit Steinwerkzeugen in Fels gehauen und bilden nahegelegene Wüstendrachen ab. Die Wüstendrachen wurden erstmals in den 1920er Jahren von Flugzeugen entdeckt. Die bis zu fünf Kilometer langen Anlagen bestehen aus Steinmauern, die in einen von Gruben begrenzten Bereich zusammenlaufen. Sie dienten laut Archäologen zum großangelegten Fangen von Wildtieren.
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Baupläne: Maßstabsgetreue Präzision bleibt ein Geheimnis
Insgesamt acht Wüstendrachen befinden sich in der Gegend des ersten Fundortes Jibal al-Khasabiyeh in Jordanien. Hier fanden die Forschenden eine in Stein gravierte Darstellung, die 80 mal 32 cm misst. Das Forscherteam schätzt das Alter des Bauplans auf 9.000 Jahre.
Die zweite Gravur entdeckten die Forschenden am Jebel az-Zilliyat in Saudi-Arabien. Hier liegen im Abstand von dreieinhalb Kilometern ebenfalls zwei weitere sichtbare Drachenpaare. Die etwa 8.000 Jahre alte Darstellung ist deutlich größer mit einer Gesamtlänge von 382 cm und einer Breite von 235 cm.
Pläne großer Bauwerke aus dieser Zeit sind laut den Forschenden bisher nur durch grobe Darstellungen bezeugt, ganz im Gegensatz zur Präzision der Gravuren von al-Khashabiyeh und az-Zilliyat. Wie die Anlagen umgesetzt wurden und genau funktionierten, bleibt vorerst ein Geheimnis. (os)
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