Berlin. Omikron hat sich weltweit ausgebreitet. Die wichtigsten Infos zu Schnelltests, Verbreitung, Symptomen und der Wirksamkeit der Impfung.

  • Omikron ist in Deutschland mittlerweile die dominante Corona-Variante
  • Sie gilt als besonders ansteckend – auch wegen der zahlreichen Mutationen
  • Was über die Variante bekannt ist, lesen Sie hier

Die Coronavirus-Variante Omikron ist in vielen Ländern vorherrschend. Sie ist nach dem 15. Buchstabe des griechischen Alphabets benannt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte die Variante bereits im November 2021 als "besorgniserregend" ein.

Inzwischen gibt es viele wissenschaftliche Daten zu Omikron Womit müssen Infizierte rechnen? Und was ist über Omikron bekannt? Ein Überblick.

Corona: Wie ansteckend ist Omikron?

Omikron hat deutlich mehr Mutationen im Spike-Protein wie Delta. Das Spike-Protein ermöglicht dem Virus den Eintritt in die menschliche Zelle. Die Mutationen verschaffen Omikron einen Fitnessvorteil – die Variante ist ansteckender. Auf Grundlage von Daten aus Dänemark, Südkorea oder Großbritannien kann Omikron laut Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen als 2,5- bis 3,5-mal infektiöser als die Delta-Variante eingestuft werden.

Der besondere Fitnessvorteil dieser Variante besteht darin, dass sie auch Geimpfte und Genesene gut infizieren kann. Doppelt Geimpfte sind nach der zweiten Dosis im Mittel nur noch zu 25 Prozent gegen eine Infektion geschützt. Und selbst eine Boosterimpfung bringe nur einen entsprechenden Schutz von 76 bis 82 Prozent.

"Wir vermuten auch, dass die Generationszeit von Omikron etwas kürzer ist", sagt Virologe Drosten. Jene Zeit also, die vergeht, bis eine Infektion die nächste ausgelöst hat. Die Generationszeit ist ein Faktor für das Tempo der Verbreitung. Die Zeit der Infektiosität hingegen – jener Zeitraum also, in der Infizierte ansteckend sind - ist Drosten zufolge genauso lang wie bei Delta.

Lesen Sie hier: Omikron – Schützt die Corona-Impfung auch vor der Variante?

Löst eine Omikron-Infektion andere Symptome aus?

Eine Übersicht über die häufigsten Symptome nach einer Omikron-Infektion kommt von Experten des britischen Corona-Warnsystems ZOE. Eine laufende Nase, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Niesreiz und Halsschmerzen seien die fünf häufigsten Symptome.

Geruchs- und Geschmacksverluste hingegen, die beim Urtyp des Coronavirus oft beschrieben wurden, kommen ebenso weniger vor wie trockener Husten. Wissenschaftler aus Südafrika und Großbritannien nennen zudem starken Nachtschweiß als häufiges Erkrankungsanzeichen. "Aus unserer Erfahrung klagen Erkrankte vor allem über eine ausgeprägte Fatigue", sagt Prof. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie der München Klinik Schwabing. Eine Fatigue ist eine bleierne Müdigkeit.

Zahlen deuten darauf hin, dass die Inkubationszeit – also die Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten erster Symptome – bei Omikron kürzer sein könnte als bei anderen Corona-Varianten, wie der Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, Jörg Timm, sagte. Christian Drosten zufolge könnte dies auch mit dem Impffortschritt zu tun haben. Werde das Immunsystem von Geimpften angesprochen, schüttet es rasch Zytokine aus, die dann Symptome verursachen. Jemand, der nie mit dem Virus Kontakt hatte, hat später erste Symptome.

Wie krank macht die Corona-Variante Omikron?

"Ich denke, man kann inzwischen sagen, dass Omikron einen milderen Verlauf auslöst. Wir haben aus ganz unterschiedlichen Studien dazu jetzt Daten", berichtet Christian Drosten. Die statistisch nachhaltigste Studie sei ein Bericht des Imperial College aus Großbritannien.

Demnach sei das Risiko, mit Omikron ins Krankenhaus zu müssen, insgesamt um bis zu 30 Prozent geringer als bei der Delta-Variante. Bei doppelt Geimpften sinke das Risiko um 34 Prozent, bei Menschen mit Booster-Impfung um 63 Prozent. Auch bei Ungeimpften sei das Risiko niedriger – um 24 Prozent.

Ein Grund für die milderen Verläufe ist, dass sich Lungenzellen nach bisherigen Erkenntnissen nicht so gut mit Omikron infizieren wie die Zellen der oberen Atemwege, also in Nase und Rachen. Entsprechende Ergebnisse aus Versuchen im Labor an Zellkulturen und im Tiermodell deckten sich mit Informationen aus den Kliniken, sagt Jörg Timm.

Was wissen wir über den Subtyp BA.2?

In Deutschland breitete sich nach der Omikron-Variante die Omikron-Untervariante BA.2 aus. Nach ersten Erkenntnissen ist BA.2 noch leichter übertragbar als die Variante BA.1. Die WHO geht allerdings nicht davon aus, dass BA.2 zu schwereren Krankheitsverläufen führen könnte. "Wir sehen keinen Unterschied (...) in Bezug auf das Risiko einer Krankenhauseinweisung", sagte die für Corona zuständige WHO-Expertin Maria Van Kerkhove.Mehr zum Omikron-Subtyp BA.2 lesen Sie hier.

Inzwischen sind auch weitere Subtypen aufgetreten. BA.5 gilt etwa als noch ansteckender als die ursprüngliche Omikron-Form. Schwerere Verläufe löst das mutierte Virus aber den bisherigen Erkenntnissen zufolge nicht.

Erkennen Schnelltests Omikron?

Die meisten der in Deutschland angebotenen Corona-Schnelltests sind nach Einschätzung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) auch zum Nachweis der neuen Omikron-Variante geeignet. Davon sei "auf der Grundlage der aktuellen Datenlage auszugehen", schreibt das PEI auf seiner Internetseite.

Bis Mitte Dezember hätten insgesamt 245 verschiedene sogenannte Antigentests ein allgemeines Prüfverfahren durch ein PEI-Labor durchlaufen, 199 hätten die Untersuchung bestanden. Von diesen 199 könnten wiederum die allermeisten eine Omikron-Infektion nachweisen. Der Grund: Die große Mehrheit der in Deutschland angebotenen Tests schlage auf ein Protein des Virus an, dass von den Omikron-Mutationen vergleichsweise wenig betroffen sei.

Das PEI schränkt aber ein: "Für eine endgültige, qualitative und quantitative Aussage sind allerdings weitere Untersuchungen, insbesondere Vergleichsstudien mit Proben von Omikron-infizierten Personen erforderlich."

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte zuvor mitgeteilt, dass vorläufige Daten einer Studie mit Lebendviren von Patienten darauf hindeuteten, "dass Antigentests die Omikron-Variante erkennen, aber möglicherweise eine verringerte Sensitivität aufweisen." Eine verringerte Sensitivität bedeutet, dass weniger Infektionen tatsächlich erkannt werden.

Wie gut schützt eine Impfung vor schweren Corona-Verläufen?

Auch doppelt Geimpfte sind bisherigen Erkenntnissen zufolge gegen schwere Verläufe geschützt. Daten aus England zeigten Anfang des Jahres eine Schutzwirkung von etwa 70 Prozent. Der Booster steigerte den Schutz auf 85 Prozent. Beide Effekte zusammen – Schutz vor Infektion und vor schwerem Verkauf – kombinierten sich beim Boostern laut Andreas Schuppert zu einer Schutzwirkung von 90 Prozent vor einem Klinikaufenthalt.

Corona: Was bedeutet "milder Verlauf"?

"Milder Verlauf heißt nicht, dass man nur ein bisschen Halskratzen hat", sagt Christian Drosten. Mild und moderat seien alle Symptome einschließlich Fieber, bei denen keine ausgeprägte Atemnot oder andere Symptome einer Lungenentzündung auftreten. Dabei müssten nach wie vor die Risikofaktoren jedes Einzelnen berücksichtigt werden, sagt Jörg Timm.

"Milde heißt nicht harmlos", sagt Clemens Wendtner. Vor allem für Ungeimpfte könne eine Infektion höchst problematisch sein. Noch unklar sei zudem, ob auch bei milden Omikron-Verläufen Long Covid enstehen könnte, also lang anhaltende Beschwerden.

Es gibt die Theorie, dass Omikron das Ende der Pandemie einleiten könnte. Was sind die Gründe dafür?

Die hohe Übertragbarkeit könnte dazu führen, dass die Bevölkerung als Ganze vergleichsweise schnell eine höhere Immunität erreicht. Im Idealfall könnten die milderen Verläufe Druck vom Gesundheitssystem nehmen. "Endemische Situation heißt, dieses Virus wird zu einem Erkältungsvirus wie viele andere auch“, sagte der Berliner Virologe Christian Drosten. "Wie übrigens vier weitere Coronaviren in der Vergangenheit schon."

Es sei eine gute Situation, wenn ein Virus nicht mehr so krank mache, aber gut übertragbar sei und Immunitätslücken in der Bevölkerung schließe. Omikron ist Drosten zufolge ein fast perfektes nachpandemisches Virus. Wenn es sich nicht erheblich verändere, dürften wir zukünftig "einen relativ normalen Winter haben – wie in Zeiten schwerer Grippewellen", so der Virologe. (kai/dpa)