Washington. Der Tod von George Floyd hält die USA weiter in Atem. Wer war der Mann eigentlich und was geschah bei dem tödlichen Polizeieinsatz?

  • George Floyds Tod erschüttert die USA und sorgt für massenhafte Proteste im ganzen Land
  • Der 48-jährige kam bei einem brutalen Fall von Polizeigewalt ums Leben
  • Hier erfahren Sie alle Hintergründe zur Tötung von George Floyd

Der Tod von George Floyd erschüttert die USA. Nach dem brutalen Polizeieinsatz, der den Afroamerikaner das Leben kostete, kommt es im ganzen Land zu friedlichen Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt. Aber es kommt auch zu Ausschreitungen. Polizeistationen werden angezündet, Präsident Donald Trump droht mit dem Militär und es kommt zu hunderten Verhaftungen.

Wann ist George Floyd gestorben?

Währenddessen ist für Floyd am Donnerstag eine Trauerfeier in Minneapolis geplant. Am 9. Juni soll er im texanischen Houston beigesetzt werden. Wer war der Mann, dessen Tod Millionen Menschen berührt, auf die Straßen treibt und den US-Wahlkampf maßgeblich beeinflussen könnte?

Wer war George Floyd?

George Floyd ist in North Carolina geboren und wuchs im texanischen Houston auf. Einer Lokalzeitung zufolge sei der 46-Jährige erst 2014 nach Minnesota gezogen. Dort habe er als Lkw-Fahrer und als Türsteher gearbeitet, sei im Zuge der Corona-Krise aber arbeitslos geworden. Floyd war zudem Vater von zwei Töchtern.

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George Floyd- Ein Schicksal bewegt die Welt

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    Wie kam es zu dem Polizeieinsatz?

    Die bisher detailliertesten Informationen zu dem Einsatz, der zu Floyds Tod führte, lassen sich aus der Strafanzeige gegen den Ex-Polizisten Derek Chauvin entnehmen. Chauvin soll der Hauptverantwortliche für den Tod von Floyd sein. In der Anzeige steht, dass die Polizei am 25. Mai um kurz nach 20 Uhr zu einem Supermarkt gerufen wurde, weil Floyd dort mit einem gefälschten 20-Dollar-Schein bezahlt haben soll.

    Was ist bei dem Polizeieinsatz genau passiert?

    Laut der Strafanzeige trafen zwei Polizeibeamte kurze Zeit später vor Ort Floyd, einen weiteren Mann und eine Frau in einem geparkten Auto an. Die Polizisten brachten Floyd, zum Teil mit vorgehaltener Waffe, dazu, dass Auto zu verlassen und fesselten ihn anschließend mit Handschellen.

    Floyd soll sich auf dem Weg zum Polizeiauto bereits versteift haben und den Polizisten mitgeteilt haben, dass er klaustrophobisch sei. In diesem Moment seien zwei weitere Polizeibeamte, dazu gehörte auch Derek Chauvin, eingetroffen.

    In der Anzeige steht, dass Floyd sich seiner Verhaftung widersetzt habe, indem er sich auf den Boden fallen lies. Nach mehreren Versuchen hätten die Polizisten es geschafft, Floyd auf den Rücksitz des Autos zu verfrachten. Dann hätten sie ihn jedoch wieder aus dem Auto herausgezogen. Warum sie das taten, ist nicht vermerkt.

    Floyd lag anschließend mit dem Bauch auf dem Boden. Während zwei Polizisten Beine und Oberkörper Floyds mit ihrem Körpergewicht fixierten, kniete sich Chauvin in den Nacken und auf den Kopf. Dies zeigen auch Amateuraufnahmen. Floyd ist auf diesen mehrfach zu hören, wie er sagt: „Ich kann nicht atmen.“ Sechs Minuten später hörte Floyd auf zu atmen und sich zu bewegen.

    Lesen Sie dazu: Tötung von George Floyd – Das Video, das die USA veränderte

    Einer der Polizisten soll daraufhin den Puls von Floyd gemessen und gesagt haben: „Ich konnte keinen finden.“ Dennoch habe sich keiner der Polizisten von Floyd abgewandt. Erst weitere zwei Minuten später habe Chauvin sein Knie aus Floyds Nacken entfernt. Ein Rettungswagen brachte Floyd anschließend in ein Krankenhaus, wo sein Tod festgestellt wurde.

    Was ist das Ergebnis des Autopsieberichts?

    Eine Woche nach Floyds Tod hat die offizielle Autopsie bestätigt, dass der 46-Jährige durch die von der Polizei angewendete Gewalt gestorben ist.

    Dem am 1. Juni veröffentlichten Autopsiebericht zufolge sei die Todesursache von George Floyd ein Herz-Kreislauf-Stillstand infolge von „Druck auf den Nacken“ während eines Polizeieinsatzes gewesen. Floyd sei zudem herzkrank gewesen und habe Bluthochdruck gehabt. Außerdem seien eine „Fentanylvergiftung“ und Metamphetamin-Rückstände in seinem Körper gefunden worden.

    Die Anwälte von Floyds Familie hatten ebenfalls eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Der von der Familie beauftragte Mediziner Michael Baden stellte „Erstickung durch anhaltenden Druck als Todesursache“ fest. Die behördlichen Angaben über Vorerkrankungen der Herzkranzgefäße Floyds wies er zurück.

    Welche Konsequenzen müssen Derek Chauvin und die anderen Polizisten befürchten?

    Zunächst einmal wurden Chauvin und die drei weiteren beteiligten Polizisten fristlos aus dem Dienst entlassen. Chauvin wurde zudem am 29. Mai verhaftet. Er muss sich nun wegen Mord zweiten Grades vor Gericht verantworten, was in etwa dem deutschen Tatbestand von Totschlag in besonders schwerem Fall entspricht . Die Gesetze in Minnesota sehen dafür ein Strafmaß von bis zu 40 Jahren vor. Zuerst war Chauvin nur Mord dritten Grades zur Last gelegt worden. Lesen Sie hier: Alle Hintergründe zu Polizeigewalt in den USA.

    Wie aus Gerichtsdokumenten am 3. Juni hervorging sind nun auch die drei weiteren Ex-Polizisten formell beschuldigt worden. Ihnen wird die Beihilfe zu einem Tötungsdelikt vorgeworfen.

    Zusätzlich ermittelt auch die Bundespolizei FBI, ob die vier Polizisten George Floyd seiner Bürgerrechte aufgrund seiner Hautfarbe beraubt haben. Laut Paragraf 242 des US-Bundesgesetzes kann dies in Zusammenhang mit einem daraus erfolgen Todesfall mit lebenslänglichem Gefängnisaufenthalt oder dem Tod bestraft werden.

    Welche politischen Konsequenzen hat der Fall?

    Konkrete politische Konsequenzen in Form von Gesetzesänderungen oder Rücktritten von Politkern hat es bisher nicht gegeben. Schon jetzt lässt sich aber mit großer Sicherheit sagen, dass die Ausschreitungen den Wahlkampf um das Amt des Präsidenten maßgeblich beeinflussen werden.

    Die Hardliner-Politik von Amtsinhaber Donald Trump stößt laut jüngsten Umfragen vielen US-Bürgern sauer auf. Der Gegenkandidat der Demokraten Joe Biden liegt mittlerweile mit 47 Prozent der Wählerstimmen vor Trump mit 37 Prozent der Wählerstimmen. Zuletzt hatte er gedroht, das Militär gegen die Demonstranten einzusetzen und sich dabei auf ein mehr als 200 Jahre altes „Aufstandsgesetz“ berufen.

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    (dpa/jas/reb)