Marco Alles über den Niedergang des FC Rot-Weiß Erfurt.

Trauriger kann ein Geburtstag nicht sein. Am Sonntag wird der FC Rot-Weiß 54 Jahre; einen Tag später ist wohl offiziell Schluss mit professionellem Fußball in Erfurt. Ob es im Sommer in der Oberliga weitergeht, steht in den Sternen. Fakt ist aber: Der Absturz in die Fünftklassigkeit ist historisch. Nie spielte der Verein tiefer.

Der sportliche Super-GAU ist allerdings hausgemacht. Anstatt den insolventen Club behutsam zu sanieren und erst einmal in der Regionalliga zu konsolidieren, pokerte Verwalter Reinhardt hoch – und scheiterte krachend. Das Geld reichte in der ersten Saison unter seiner Führung bis Oktober, ehe private Gönner einspringen mussten. Im laufenden Spieljahr war die Kasse im Dezember leer. Schuld an der Misere sollen immer andere sein. Erst waren es Sponsoren, die ihre Zusagen angeblich nicht eingehalten hätten; zuletzt die (von ihm ausgesuchten) Investoren.

Dass er selbst völlig falsch kalkuliert und einen Geldgeber nach dem anderen verprellt hat, käme Reinhardt nicht in den Sinn. Dabei steht der Verein schlechter da als je zuvor – sportlich, finanziell und in der öffentlichen Wahrnehmung.

Der strukturelle Neuaufbau ist ebenso gefloppt wie die vollmundig verkündete Ausgliederung der Profis; die größten Talente haben längst das Weite gesucht. Der Scherbenhaufen, vor dem Rot-Weiß steht, legt schonungslos offen: Reinhardt hat versagt.

Da klingt es wie Hohn, wenn das desaströse Ergebnis seiner zweijährigen Tätigkeit mit der gerichtlichen Bestätigung im Amt auf den gleichen Tag fällt. Was muss eigentlich noch passieren, ehe ein Verwalter ausgetauscht wird?

Der einzige Lichtblick in dieser dunklen Stunde ist die Chance auf einen reellen Neustart – mit Geld, das tatsächlich vorhanden ist, eigenen Nachwuchskräften und herausgelöst aus dem Insolvenzverfahren.