Washington. Warum das Urteil des Supreme Court zum Abtreibungsrecht nicht nur für Frauen eine bittere Zäsur ist. Es wird Konsequenzen haben.

Erst der fahrlässige, menschenverachtende Freifahrtschein zum Tragen von todbringenden Waffen auf der Straße - jetzt der vernichtende Schlag gegen das Grundrecht von Frauen, selbst über ihren Körper bestimmen zu dürfen:

Der Oberste Gerichtshof der USA scheint wirklich entschlossen zu sein, den Vereinigten Staaten einen Sommer der Tränen und der Wut zu bescheren und sich selbst auf lange Sicht ins Abseits zu schießen.

Mit dem Urteil gegen die landesweit seit 50 Jahren geltende Autonomie von Frauen, eine Schwangerschaft in den ersten Monaten legal und in medizinischen sicherem Umfeld abbrechen zu dürfen, verabschieden sich die USA aus dem Zeitalter der Aufklärung.

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USA: Urteil zum Abtreibungsrecht wird böse Konsequenzen haben

Was die von dem pseudo-religiösen Hütchenspieler Donald Trump in das höchste Streitschlichtungs-Organ der Weltmacht entsandten konservativen Juristen da verbockt haben, wird böse Konsequenzen zeitigen.

Sozial schwache Frauen, die in hinterwäldlerischen Regionen leben, werden bei illegalen Abtreibungen ihr Leben riskieren. Überwachung und Kriminalisierung von schwangeren Frauen, Kliniken, Apotheken und behandelnden Ärzten werden zunehmen. Das gesellschaftlich Klima bekommt eine zusätzliche inquisitorisch Note.

Dirk Hautkapp, Washington-Korrespondent.
Dirk Hautkapp, Washington-Korrespondent. © Privat | Privat

USA: Höhe Müttersterblichkeit wird geduldet

Jedenfalls da, wo Eiferer politische Mehrheiten in den Bundesstaaten herbeigewählt haben, die das Selbstbestimmungsrecht von Frauen in einer Schlüsselsituation - Mutter werden oder nicht - mit Füßen treten. Gleichzeitig aber eine im Vergleich zu anderen Industrie-Nationen grotesk hohe Müttersterblichkeitsrate dulden und bezahlten Mutterschaftsurlaub für sozialistisches Teufelszeug halten.

Heuchler kann man verfluchen. Oder abwählen. Im November hat Amerika dazu die Chance.

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