Ehe für alle

Zuschauerin reagiert wütend auf Antwort von Armin Laschet

Leon Grupe
| Lesedauer: 5 Minuten
Umfrage zeigt: Die meisten Wähler haben sich entschieden

Umfrage zeigt: Die meisten Wähler haben sich entschieden

Eine Umfrage hat ergeben, dass sich viele Wähler schon darauf festgelegt haben, wen sie wählen. Wie es dazu kam, erfahren Sie in diesem Video.

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Berlin  Armin Laschet stellte sich im ZDF den Fragen der Zuschauer. Bei einem unerwarteten Thema offenbarte er einen erstaunlichen Widerspruch.

  • Armin Laschet war in der ZDF-Sendung "Klartext" zu Gast
  • Dabei konnten ihm Studiogäste Fragen stellen
  • Bei einer Frage kam Laschet ins Stottern - eine Zuschauerin reagierte wütend

Die Erleichterung war Armin Laschet anzusehen. 90 Minuten hat sich der CDU-Kanzlerkandidat am Donnerstagabend den Zuschauerfragen in der ZDF-Sendung "Klartext" gestellt. Diese sogenannten Town Hall Meetings sind für Politiker eine heikle Angelegenheit. Sie folgen keiner erkennbaren Strukturierung, sind daher unberechenbar. Das ist nicht immer spannend, bietet aber viel Raum für Überraschungen.

Laschet musste liefern. Was blieb ihm auch anderes übrig? Die Umfragewerte der Union sind mies, die Machtperspektive des Kandidaten mangelhaft. Doch es war das Thema "Ehe für alle", das Laschet mehr als nur ins Straucheln brachte. Konnte er die Zuschauer dennoch überzeugen?

Laschet stellt sich Bürgerfragen: Die Themen

Los ging es mit der Flutkatastrophe und dem Klimaprogramm der Union: "Wir wollen das 1,5-Grad-Ziel einhalten", sagte Laschet. Am Kohleausstieg bis 2038 hält er vorerst fest. "Wir können nicht jedes Jahr die Zahlen ändern."

Im Publikum saß die Bürgermeisterin der Stadt Zossen in Brandenburg. Sie beklagte, dass gerade Kommunalpolitiker massiv im Internet angefeindet werden. Laschet plädierte für eine Nulltoleranzpolitik: "Wenn jemand im Netz beleidigt und hetzt, muss dieser belangt werden."

Warum sollen Geringverdiener ihr Kreuz bei der CDU machen, fragte ein Gewerkschafter, obwohl das Programm den Mindestlohn nicht erwähnt. Die Erklärung des Kandidaten: Die Gewerkschaften sollen die Löhne aushandeln und dann der Politik Vorschläge machen. Dem Zuschauer ist die Antwort zu vage.

Beim Thema Pflege gab Laschet zu, dass die Politik mit der Steigerung des Pflegeaufkommens in den letzten Jahren nicht mitgekommen ist. "Wir müssen besser werden, um dieser Entwicklung standzuhalten", sagte er. "Es muss überall in Deutschland die Möglichkeit bestehen, Kurzzeitpflege in Anspruch zu nehmen."

Warum Laschet gegen eine Impfpflicht ist, wurde zum Schluss gefragt. Der Kandidat begründete, dass dies verfassungsrechtlich nicht so einfach durchsetzbar wäre. Er setze lieber auf Überzeugungsarbeit.

Laschets stärkster Moment

Ein ehemaliges CDU-Mitglied sprach Laschet auf seine Absage an mögliche Gespräche mit der AfD an. "Wir werden mit der AfD nicht reden", erwiderte Laschet. Und weiter: "Ich werde alles tun, damit die aus den Parlamenten verschwinden." Es ist einer der wenigen Momente, in denen Laschet konkret wurde.

Laschets schwächster Moment

Warum verhindert die Union, dass Kindern von homosexuellen Paaren bereits von Geburt an beide Elternteile automatisch zugewiesen werden, fragte eine Juristin, die mit einer Frau verheiratet ist. Beide haben einen Sohn. Sie fragte: "Warum verhindert denn die Union, dass unsere Kinder, also mein Sohn, zwei Elternteile an die Seite gestellt bekommt und damit und damit genauso gut abgesichert wird wie alle alle anderen Kinder in diesem Land auch?:

Laschet wich aus, erzählte, wie der Bundestag 2017 die Ehe für alle bestimmt hat. Doch genau an dieser Stelle schwächelte Laschet, indem er sich selbst widersprach. Er verwies darauf, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel damals im Bundestag gegen die Ehe für alle gestimmt hatte. "Das finde ich auch respektabel. Ich hätte dafür gestimmt, aber man kann auch dagegen stimmen", fuhr Laschet fort.

Das jedoch scheint eine Kehrtwende um 180 Grad zu sein. Denn Laschet hatte 2017 gegenüber dem "Spiegel" ausdrücklich betont, dass er wie Merkel gegen die Ehe für alle gestimmt hätte.

Die Zuschauerin ließ nicht locker. "Das ist doch 'Klartext' hier", reagiert die Juristin wütend. "Wieso verhindert die Union, dass unsere Kinder zwei Elternteile haben?" Laschet entgegnet darauf, dass die Union das nicht verhindere. "Doch, jedes Mal. Faktencheck" sagt die Frau daraufhin, die erklärt, dass sie bereits an Initiativen mitwirke, um diese Frage von Bundesverfassungsericht klären zu lassen.

Laschet verlagerte das Thema auf die Komplexität des Adoptionsrechts. Für ihn müsse nach Einzelfällen entschieden werden.

Hier können Sie sich die beschriebene Szene aus dem ZDF "Klartext" nochmal anschauen.

Fazit

Laschet kam ohne größeren Patzer durch die Sendung. Aber: Richtig überzeugen konnte er die Zuschauer nicht. Wie er das Rennen um das Kanzleramt noch gewinnen möchte, bleibt ungewiss. Am Sonntagabend kommt es zum direkten Schlagabtausch zwischen Laschet, Baerbock und Scholz. Dann treffen sich die Kandidaten zum zweiten Triell.