Die Deutsche Bahn will Städte im Halbstundentakt verbinden. Damit gibt der Konzern ein Zeichen.

Viele Großstädter wird es freuen. Die Bahn lässt auf der Strecke von Hamburg nach Berlin von Mitte Dezember an ihre Züge alle halbe Stunde verkehren. Sie gibt damit einen Vorgeschmack auf den geplanten Deutschlandtakt, der mittelfristig alle großen Städte und Regionen alle 30 Minuten verbinden soll. Der Ausbau auf den Fernstrecken ist richtig und wichtig, um noch mehr Menschen vom Auto und Flugzeug auf die Schiene zu locken. Kurze Reisezeiten und viele Verbindungen zählen zu den wichtigsten Entscheidungskriterien für die Wahl eines Verkehrsmittels. Je mehr Fahrgäste, desto stärker kann sich der Staatskonzern als attraktives und umweltfreundliches Verkehrsmittel profilieren.

Ob die Corona-Krise ein guter Zeitpunkt ist, um mit dem Ausbau der Verbindungen zu starten, ist zweifelhaft. Schon die jetzt fahrenden Fernzüge sind nach jüngsten Zahlen nur zu rund 40 Prozent ausgelastet, im Vorjahreszeitraum waren es 60 Prozent. Mit jedem nicht besetzen Platz schrumpft die Rendite. Doch statt auf Wirtschaftlichkeit zu setzen, demonstriert der Vorstand, dass sich die Bahn der Rückendeckung durch die Bundesregierung sicher ist – und im Notfall auf weitere milliardenschwere Unterstützung hoffen darf, sollte es erneut zu einem Lockdown kommen. Schon jetzt ist Reisen in Deutschland ein Glücksspiel. Weder Urlaube noch Kurzbesuche in andere Bundesländer sind sicher planbar.

Vielleicht will die Bahn auch die Gemüter der Fahrgäste beruhigen, die sie zuletzt mit Ticket-Erhöhungen verärgert hatte. Nun gibt der Konzern das Zeichen: Wir tun etwas für Ihren Komfort. Für die Bundesregierung ist wiederum alles wichtig, was mehr Verkehr auf die Schiene bringt. Denn nur so können die national gesetzten Klimaziele – wenn überhaupt – erreicht werden.