Berlin. Bei Anschlägen in Afghanistan sind am Sonnabend über 30 Menschen getötet worden. Ein Attentäter sprengte sich an einem Bildungszentrum.

Der Friedensprozess in Afghanistan wird immer stärker von blutigen Gewalttaten erschüttert: Bei einem Selbstmordanschlag in der Hauptstadt Kabul sind am Sonnabend mindestens 24 Personen gestorben und 57 weitere verletzt worden – es handelt sich vor allem um Schüler eines nahen Bildungszentrums.

Der Vorfall hat sich nach Angaben des afghanischen Innenministeriums am späten Sonnabend (Ortszeit) ereignet. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) reklamierte den Anschlag im westlichen Stadtteil Dascht-e Bartschi für sich.

Der Attentäter habe sich dem Ministerium zufolge Zugang zu dem Bildungszentrum verschaffen wollen. Als Sicherheitskräfte ihn entdeckten, habe sich der Mann in einer Gasse in die Luft gesprengt und dabei viele junge Menschen mit in den Tod gerissen. Fernsehsender zeigten Bilder verzweifelter Angehöriger, die um ihre getöteten Kinder trauerten.

Anwohner versammelten sich an dem Ort des Anschlags, wo Lachen von Blut zu sehen waren. Der Augenzeuge Ali Resa sagte: „Ich stand ungefähr hundert Meter vor dem Gebäude, als eine große Explosion mich umhaute. Um mich herum waren Staub und Rauch. Alle Menschen, die getöteten und verletzt wurden, waren Schüler, die das Gebäude betreten wollten.“

In dem mehrheitlich von Schiiten bewohnten Stadtteil gab es in der Vergangenheit immer wieder verheerende Anschläge. Sunnitische Extremisten wie die IS-Terrormiliz bekämpfen schiitische Muslime als Abtrünnige. Die militant-islamistischen Taliban hatten dagegen umgehend dementiert, für das Bombenattentat verantwortlich zu sein.

Bombe am Straßenrand zerfetzt Bus

Früher am Tag sind bei einem Bombenanschlag in der Provinz Ghazni neun Zivilisten getötet und vier Polizisten verletzt worden. Ein Sprecher der regionalen Polizeibehörde machte die Taliban für den Anschlag verantwortlich, bei dem gegen 10.30 Uhr eine am Straßenrand deponierte Bombe explodierte und einen vorbeifahrenden Bus zerfetzte.

Verwandte tragen ein Opfer des Bombenanschlags in der afghanischen Provinz Ghazni in einem Sarg.
Verwandte tragen ein Opfer des Bombenanschlags in der afghanischen Provinz Ghazni in einem Sarg. © AFP | -

Die Gewalt in Afghanistan hat trotz der Friedensgespräche, die die Taliban und die Regierung derzeit in der katarischen Hauptstadt Doha führen, zuletzt wieder erheblich zugenommen. Die Taliban nutzen die Anschläge als Druckmittel. Der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, warnte diese Woche vor einer Gefährdung des Friedensprozesses.

Abdullah Abdullah, Vorsitzender des afghanischen Hohen Rats für Versöhnung, verurteilte den Angriff in Kabul aufs Schärfste. „Feige und gottlose Terroristen haben durch diesen Angriff auf unschuldige Kinder und Studenten gezeigt, dass sie sich an keine Religion oder Prinzipien halten“, sagte Abdullah.

Amnesty: „Täglich werden afghanische Zivilisten abgeschlachtet“

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte erst am Freitag gemeldet, dass allein in der vergangenen Woche in Afghanistan mindestens 50 Menschen bei Angriffen getötet worden seien. „Die Welt muss sich aufrichten und zur Kenntnis nehmen: Täglich werden afghanische Zivilisten abgeschlachtet“, sagte Omar Waraich, Südasien-Koordinator bei Amnesty.

Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, den Schutz der Zivilbevölkerung „zu einer Kernforderung für ihre Unterstützung des Friedensprozesses zu machen“.

Kritik hatte es in dieser Woche auch an den afghanischen Behörden gegeben. Am Mittwoch waren bei einem Luftangriff der Armee in der nordöstlichen Provinz Tachar elf Kinder getötet worden. Die Regierung in Kabul wies die Kritik zurück: Alle Getöteten seien Taliban-Kämpfer gewesen. (aky/AFP/dpa)