Berlin. Forscher aus Wien hoffen auf ein neues Mittel zur Behandlung schwerer Covid-19-Verläufe. Eine erste Studie ist vielversprechend.
Es gibt eine vielversprechende Nachricht zu Entwicklung oder Entdeckung eines Medikaments zur Behandlung schwerer Verläufe von Covid-19. Bis Weihnachten hoffen Wissenschaftler aus Wien auf aussagekräftige Daten zu dem Mittel APN01. Dieses habe bei der Behandlung einer 45-jährigen Patientin in Österreich große Erfolge gezeigt. Erprobt werde APN01 nun in einer Phase-II-Studie bei 200 Patientinnen und Patienten in Russland, Österreich, Deutschland und Dänemark. Ein Preprint der Fallstudie ist im Fachmagazin „The Lancet. Respiratory Medicine“ erschienen.
Das neue Coronavirus nutzt den sogenannten ACE2-Rezeptor, um in menschliche Zellen zu gelangen. Diese Rezeptoren sitzen in Nase, Rachen, aber auch tief in der Lunge, erklärt Josef Penninger in einem Interview mit dem österreichischen TV-Sender Puls 24. Der Genetiker ist Mitbegründer der Wiener Biotechnologiefirma Apeiron, die APN01 entwickelt hat. Er arbeitet und lebt mittlerweile in Vancouver (Kanada).
APN01 besetzt Rezeptoren und schützt Zellen vor dem Coronavirus
Die ACE2-Rezeptoren sind quasi eine Art Tür, die der neue Wirkstoff zusperrt. APN01 ahmt das humane Enzym ACE2 nach. Wenn das Virus an das Medikament bindet anstatt an das menschliche Enzym der Zellen, kann es die Zellen nicht mehr infizieren. Gleichzeitig reduziert APN01 Entzündungsreaktionen in der Lunge. „Der Rezeptor ist in den Zentrum der Pandemie gerückt, für mich ist unser Therapieansatz der rationalste, um schwere Verläufe zu verhindern“, sagte Penninger weiter. Lesen Sie hier: Wie Covid 19 jetzt behandelt wird
„Wir haben erste Daten zur löslichen Therapie bei einer Patientin mit SARS-CoV-2-Infektion vorgelegt. Die Ergebnisse dieser Patientenfallstudie sind ermutigend“, schreibt Studienleiter Alexander Zoufaly, Oberarzt der Abteilung für Infektionskrankheiten am Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien.
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Die Phase-II-Untersuchung soll nun Klarheit bringen. In Bezug auf APN01 seien noch viele Fragen zu klären. Ab wann eine Verabreichung Sinn macht zum Beispiel. Oder wie sich die richtige Dosierung gestalten ließe. „Es hilft keinem, wenn man schlechte Studien schnell in die Öffentlichkeit hinauswirft“, sagte Penninger. Viele auch mit hohen Erwartungen, was ihre Wirksamkeit betrifft, gestarteten etablierte Medikamente hätten sich in weiteren Studien nämlich als nicht oder wenig wirksam entpuppt.
Dexamethason kann wirklich helfen
Seit Ausbruch der Pandemie hat die Medizin viel über die Behandlung von Menschen gelernt, die mit dem neuartigen Coronavirus infizierte sind. Und doch fehlt bisher ein absolut wirksames Medikament. Von den mitunter gepriesenen Mitteln hat sich nur Dexamethason, also Kortison, als echte Hilfe herausgestellt. Lesen Sie hier: Hohe Belegung auf Intensivstationen erwartet
Hier gebe es wirklich sehr gute Erfahrungen bei Verbesserung beziehungsweise Stabilisierung der Verläufe, sagte Matthias Kochanek, Leiter der internistischen Intensivstation am Universitätsklinikum in Köln. „Da können wir mit Dexamethason sehr viel machen, aber es ist noch nicht die PS-Zahl, die wir uns gerne wünschen würden.“ (kai)
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