Jena/Leipzig. Straßenbäume können offenbar heilen. Eine Studie zeigt: Viel Grün im direkten Wohnumfeld kann psychischen Erkrankungen vorbeugen.

Straßenbäume im direkten Lebensumfeld können das Risiko für Depressionen in der Stadtbevölkerung reduzieren. Das ist das Ergebnis einer interdisziplinären Studie aus Deutschland.

Straßenbäume in Wohngebieten zu pflanzen könnte eine preiswerte Lösung sein, um psychische Krankheiten zu bekämpfen. Stadtplaner und Gesundheitsexperten sollten dies öfter in Betracht ziehen, so die Autoren. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht.

Schon frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass sich Grünflächen in der Stadt positiv auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung auswirken. Diese jedoch stützten sich meist auf Selbsteinschätzungen von Befragten, was Vergleich und Verallgemeinerungen der Ergebnisse schwierig machte.

Bäume am Straßenrand wirken sich positiv auf die Psyche von Stadtbewohnern.
Bäume am Straßenrand wirken sich positiv auf die Psyche von Stadtbewohnern. © iStock | istock

Weniger Antidepressiva in grünen Gegenden verschrieben

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, vom Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung und der Universitäten Leipzig und Jena gingen anders vor. Sie suchten einen objektiven Indikator und entschieden sich für die Zahl der Verschreibungen von Antidepressiva.

Um herauszufinden, ob eine bestimmte Art von Alltagsgrün die psychische Gesundheit beeinflusst, wählten die Forscher ein in Europa sehr typisches Element der Stadtnatur: Straßenbäume. Dabei konzentrierten sie sich auf die Frage, wie sich Anzahl, Art und ihre Nähe zum Wohnort zur Anzahl der verschriebenen Antidepressiva verhielt.

Dazu setzten sie Daten von fast 10.000 erwachsenen Einwohnern der Stadt Leipzig, die an einer Gesundheitsstudie der Uni Leipzig teilgenommen hatten, mit räumlich exakten Daten zu Straßenbäumen in Leipzig in Beziehung.

Besonders profitieren sozial Benachteiligte

So konnten der Zusammenhang zwischen verordneten Antidepressiva und der Anzahl der Straßenbäume in unterschiedlichen Entfernungen von den Wohnorten der Menschen ermittelt werden. Weitere für Depressionen bekannte Faktoren wie Jobstatus, Geschlecht, Alter oder Körpergewicht wurden herausgerechnet.

Die Studie ergab, dass mehr Bäume in einer unmittelbaren Umgebung des Hauses – in einer Entfernung von weniger als 100 Metern – häufig mit einer geringeren Zahl von Antidepressiva-Verschreibungen einhergingen. Besonders deutlich war dieser Zusammenhang für sozial benachteiligte Gruppen.

„Unser Ergebnis deutet darauf hin, dass Straßenbäume dazu beitragen können, die Lücke der gesundheitlichen Ungleichheit zu schließen“, sagt Studienautorin Melissa Marselle. Dies sei eine gute Nachricht, da die Zahl der Straßenbäume ohne großen planerischen Aufwand erhöht werden könne.

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