Dagmar Fredéric erhält sonnigen Auftrag zum Kanonenfest in Tautenhain

Jana Scheiding
| Lesedauer: 5 Minuten
Einmal noch wird die Kanone durch Tautenhain rollen, dann muss sie ihren angestammten Platz im Kanonengarten nicht wieder verlassen. Die Kanonenkugel - präsentiert von Jana Sörgel - bleibt derweil zu Hause. 

Einmal noch wird die Kanone durch Tautenhain rollen, dann muss sie ihren angestammten Platz im Kanonengarten nicht wieder verlassen. Die Kanonenkugel - präsentiert von Jana Sörgel - bleibt derweil zu Hause. 

Foto: Jana Scheiding

Tautenhain.  Letztes Kanonenfest am 16. und 17. September. 30 Jahre waren eine lange und gute Zeit.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Zwar ist nach 30 Jahren mit dem Kanonenfest nach diesem Wochenende Schluss, das Hotel & Restaurant „Zur Kanone“ in Tautenhain werde aber bestehen bleiben und seinen Betrieb fortführen. Der Schnitt habe auch nichts mit dem Brand in der ersten Jahreshälfte zu tun, versichert Inhaberin Jana Sörgel, die damit Gerüchten über die Schließung der Gaststätte entgegentreten will. „Nach 30 Jahren ist es einfach Zeit für etwas Neues.“

Krachen lassen will man es zum letzten Kanonenfest, was durchaus wörtlich gemeint ist. Die kürzlich bei Bauarbeiten gefundene Kanonenkugel bleibt zwar hübsch zu Hause, während die Kanone ein letztes Mal den Festumzug durch das Dorf anführt. Danach wird das Fest mit Böllerschuss eröffnet.

Zwei Tage vorher stehen die Buden bereits akkurat in Reih und Glied, sogar die Suppenkellen liegen – auf Hochglanz poliert – bereit, um Schmackhaftes aus Töpfen zu befördern. Stefan Sörgel ist unterwegs, um Federweißer einzukaufen, der südafrikanische Wein wird gerade angeliefert. Tochter Jana trifft letzte Absprachen, die Mitarbeiter sind aufs Wochenende eingeschworen.

Das Kanonenfest in seiner jetzigen Dimension sei anfangs nicht geplant gewesen, erzählt Jana Sörgel. „Mein Vater veranstaltete zum einjährigen Bestehen des Hotels ein kleines Fest mit Männerchor, Folkloretanz und historischem Biwak, um sich zu bedanken. Doch die Gäste fragten immer wieder, wann das nächste Fest stattfinden werde, und so gab es schließlich jedes Jahr eins.“

Immer mehr Gäste habe es angezogen, auch das Festzelt sei immer größer geworden, sagt Sörgel. Ein historisches Biwak wird es auch zum letzten Kanonenfest geben. Die historischen Truppen zeigen das Lagerleben zu Zeiten Napoleons. „Früher mussten wir Stroh für die Säcke besorgen, jetzt kommen Feldbetten zum Einsatz. Die Herren sind auch etwas älter geworden.“ Traditionsgemäß ziehen Uniformierte und Marketenderinnen am Samstag durchs Dorf, um sogenannte Requierierungs-Scheine auszustellen. „Die Leute erhielten zur Zeit Napoleons solche Scheine und konnten damit später einziehenden Truppen beweisen, dass sie schon etwas gegeben hatten“, erklärt Sörgel.

Etwas geben bedeutet noch immer, die Truppen zu verpflegen. „Die Tautenhainer kaufen dafür extra ein und versorgen die Soldaten mit Eiern, Brot und anderen Lebensmitteln. In manchem Jahr brauchten sie für den Transport einen Kremser.“ In den Anfangsjahren gab es noch Schaukämpfe zu sehen, zwischenzeitlich seien die Herren aber ruhiger geworden, sagt Sörgel und lacht.

Etliche Promis beehrten in den drei Jahrzehnten das Kanonenfest, darunter Wolfgang Lippert, Uta Bresan, Dagmar Fredéric. „Als Fredéric 2009 hier gastierte, hatten wir das letzte schöne Wetter zum Kanonenfest“, erinnert sich die Veranstalterin. „Zum 30. haben wir sie wieder eingeladen und hoffen, dass sie die Sonne mitbringt.“ Ein Höhepunkt sei 2009 die 725-Jahrfeier von Tautenhain gewesen. Damals habe man mit der Gemeinde ein Riesen-Kanonenfest auf die Beine gestellt. Der Festumzug wurde wegen der historischen Schaubilder doppelt so lang. „Dagmar Fredéric verließ nach zwei Liedern die Bühne, sprang auf eine Bierbank und sang dort fröhlich weiter“, erzählt Sörgel. „Zwischendurch hatten wir auch mal zwei Zelte – eins für die Jugend. Die feierte bis fünf Uhr früh.“ Pitschnass geworden sei in einem anderen Jahr das Traditionsgespann der Brauerei Wernesgrün, das im strömenden Regen nach dem Umzug noch eine Showrunde drehte. Die Band „Swagger“ habe so viel Strom für ihre Bühnentechnik gebraucht, dass in Eisenberg ein Notstromaggregat beschafft werden musste.

Ein Fest dieser Größenordnung zu stemmen, werde zunehmend schwieriger, sagt Sörgel. „In all den Jahren haben uns immer Familie und Freunde unterstützt. Irgendwann lässt diese Kraft nach. Wir denken aber über ein neues, kleineres Format nach.“ Stolz sei die Belegschaft der Kanone auf die 30 Jahre, „das war eine schöne Zeit.“ Die Entscheidung, nach dem 30. Mal Schluss zu machen, sei bereits im Januar gefallen. So gesehen ist es aber kein Abschied von Kanonenkultur. „Wir bedanken uns bei allen, die uns über diese lange Zeit begleitet haben.“ Zwar wird die Kanone samt Kugeln eingemottet, doch vielleicht treibt an gleicher Stelle demnächst ein neuer Maibaum aus.

Festprogramm

Sonnabend, 16. September

13 Uhr großer Festumzug durch Tautenhain bis zum Kanonengarten; 14 Uhr Festeröffnung; buntes Unterhaltungsprogramm mit Livemusik, Platzkonzert, Vorführungen Lützower Biwak, Kinderspielen, Männerchor; 20 Uhr „Schockverliebt“ – Sondergastspiel mit Eric Philippi und „Zweiklang“. Danach traditioneller Manöverball.

Sonntag, 17. September

9 Uhr Zeltgottesdienst; Maibaumsetzen mit dem Burschenverein; 12 Uhr Frühschoppen mit Musikverein Tautenhain; nachmittags Unterhaltungsprogramm mit Musik, Genuss-Meile, Programm, Verkaufsständen, Kay Dörfel und Stargast Dagmar Fredéric.