Erdmassen in Klengel in Bewegung

Julia Grünler
| Lesedauer: 3 Minuten
Bewirtschafter Sebastian Teubner und Projektmitarbeiterin Sylvia Jaschinsky begutachten den Boden.

Bewirtschafter Sebastian Teubner und Projektmitarbeiterin Sylvia Jaschinsky begutachten den Boden.

Foto: Julia Grünler

Klengel.  In Klengel wird im Rahmen eines Insektenschutzprojektes Grünland umgebrochen – Was dahinter steckt

„Über ein Jahr Vorbereitungen liegen hinter mir“, sagt Projektmitarbeiterin Sylvia Jaschinsky auf dem Weg durch das noch feuchte Gras. Ein Stück entfernt soll ein sogenannter Grünlandumbruch durchgeführt werden. Zu den Vorbereitungen zähle das Einholen zahlreicher Genehmigungen. So brauche es unter anderem die Zustimmung des Eigentümers, des Bewirtschafters, der unteren Wasserbehörde, der unteren Naturschutzbehörde und eine Genehmigung vom Landwirtschaftsamt. Denn, mittlerweile dürfe ein Grünlandumbruch nicht mehr ohne weiteres durchgeführt werden, sondern müsse beantragt und genehmigt werden.

Die Wiederherstellung von Biodiversität

Sylvia Jaschinsky setzt sich im Rahmen eines Projektes für den Erhalt von Mageren Flachland-Mähwiesen sowie der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge, einer Schmetterlingsart, ein. Auf einer Fläche von 0,65 Hektar soll in Klengel artenarmes Grünland umgebrochen werden und eine Grünlanderneuerung erfolgen. Über 40 verschiedene grünlandtypische Samenarten, unter anderem Magerwiesen-Margerite, Storchschnäbel und Wiesen-Glockenblume, werden gesät. Zuvor muss der Boden jedoch gut vorbereitet werden. Es handele sich um viele Pflanzen, die für Insekten wichtig sind. „Es geht also um die Wiederherstellung von Biodiversität und Artenreichtum“, erläutert Jaschinsky. „Eine der Arten ist auch der Große Wiesenknopf, der die Nektar- und Raupenfutterpflanze der Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulinge ist“, so Sylvia Jaschinsky.

„Wir machen die Natur nicht nur kaputt“

Bewirtschafter der Fläche ist das Unternehmen Agrarprodukt Hainspitz. Warum man das Naturschutzprojekt unterstütze? „Das Image der Landwirtschaft hat in den letzten Jahren stark gelitten“, sagt Sebastian Teubner, der Abteilungsleiter der Pflanzenproduktion bei Agrarprodukt Hainspitz. Mit dem Projekt wolle man ein Statement setzen und sagen: „Wir machen die Natur nicht nur kaputt“. Es sei wichtig auch etwas zurückzugeben, so Teubner. Man arbeite in der Natur und lebe davon. Obendrauf sei Diversität auch für die angrenzenden Felder eine gute Sache. Genutzt werde die Fläche in Klengel als Grünland zur Futtergewinnung, erklärt der Bewirtschafter. Die Wiese bleibe künftig in der Nutzung, auch mit der Beteiligung am Schutzprojekt.

Flächen in Klengel, Hainspitz und Porstendorf

Drei Flächen sollen im Rahmen des Projektes umgebrochen und erneuert werden und so für mehr Artenreichtum sorgen. So gibt es neben Klengel eine weitere Fläche südlich vom Hainspitzer See. Dabei handele es sich um eine seit vielen Jahren aus der Nutzung gefallene Wiese, die nach dem Vorgang wieder bewirtschaftet werden könne. Eine weitere Fläche von circa 0,4 Hektar liegt in Porstendorf, auch dort sollen die Arbeiten demnächst beginnen. Aktuell gibt es laut Jaschinsky eine Teilpopulation des Bläulings in Klengel sowie eine in Hainspitz. Noch sind beide isoliert voneinander. Durch die Flächen werde eine Verbindung geschaffen, was wiederum die Gefahr des Aussterbens verringere.

Initiator der Maßnahme ist der Verein Ländliche Kerne mit dem Schutzprojekt für Ameisenbläulinge. Jeder nötige Arbeitsgang werde über das Projekt getragen, erläutert Jaschinsky. Auch der Nutzungsausfall, die entgangene Agrarförderung oder beispielsweise das Saatgut werde über das Projekt finanziert. Das Saatgut liegt schon parat, lässt sie wissen. Insgesamt seien es 75 Kilogramm Sämereien inklusive Füllstoff, die schon bald in den Boden gebracht werden können.

https://www.otz.de/regionen/eisenberg/lernen-in-nickelsdorf-durch-bewegung-id238319963.html