Kaninchenzüchter des Saale-Holzlandes zeigen in Hainspitz ihre schönsten Langohren

Jana Scheiding
| Lesedauer: 4 Minuten
Größenvergleich: Die blauen Zwergkaninchen verschwinden fast unter den Händen ihrer Züchter Falko Pangerl (rechts) und Sohn Maximilian. 

Größenvergleich: Die blauen Zwergkaninchen verschwinden fast unter den Händen ihrer Züchter Falko Pangerl (rechts) und Sohn Maximilian. 

Foto: Jana Scheiding

Hainspitz.  Sonnabend und Sonntag Jungtierschau des Rassekaninchenzuchtvereins Hainspitz und des Kreisverbandes Eisenberg.

Der Datenabgleich im Vorhinein einer Kaninchenschau hat ein bisschen mit Mathematik zu tun. Anmeldung, Ummeldung, Abmeldung – Zahlen über Zahlen. Arne Filipiak, Jahrgang 1999 und Vorsitzender des Rassekaninchenzuchtvereins T 716 Hainspitz, muss höllisch aufpassen, dass er nicht in den Zeilen verrutscht und unversehens aus einem Rammler eine Häsin macht. Sonnabend und Sonntag finden auf dem Gelände am ehemaligen Bad in Hainspitz die vereinseigene Jungtierschau und gleichzeitig die des Kreisverbandes Eisenberg statt. Am Donnerstagnachmittag durften die 77 beteiligten Züchter ihre insgesamt 395 Tiere anmelden. Am Freitag fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Bewertung der Tiere durch sieben Preisrichter statt.

Selektion von Zuchtmaterial

Eine Frau hat bei der Anmeldung die Nase vorn. „Ich bin lieber etwas eher gekommen, bevor die Rammelei losgeht“, sagt sie und lacht. Rammelei – wie treffend. Zwischen drei und acht Monate alt sind die Kaninchen, ist von Ausstellungsleiter Arne Filipiak zu erfahren. Weshalb die Preisrichter – zu DDR-Zeiten Zuchtrichter – die Tiere nichtöffentlich bewerten, ist leicht erklärt: „Sie sollen auf Fehler in der Zuchtlinie achten. Dabei dürfen sie möglichst nicht abgelenkt werden.“ In Fachkreisen nennt man das „Selektion von Zuchtmaterial“.

Vom Deutschen Riesen, über Thüringer bis zum Blauen Holicer – eine Neuentdeckung aus Tschechien – ist zur Schau einiges an jungen knuddeligen Kaninchen vertreten. Der Holicer habe sein Comeback erlebt, sagt der Ausstellungsleiter. „Zu DDR-Zeiten war die Rasse anerkannt, wurde aber 1990 in den Einheitsstandard des Westens nicht aufgenommen.“

Schau mit Volksfestcharakter

Nach der Bewertung werde ein großer Teil der Tiere zum Verkauf stehen, kündigt Filipiak an. Die Erfahrung aus den Vorjahren habe gezeigt, dass von diesem Angebot rege Gebrauch gemacht werde. Auch wenn er und einige Mitstreiter aus dem Verein mit der Anmeldung gerade alle Hände voll zu tun haben – die Zahl der Züchter gehe zurück. „Gründe sind einerseits Überalterung, andererseits die immens gestiegenen Kosten für Tierarzt und Futtermittel.“

Beides soll an diesem Wochenende keine Rolle spielen. Auch diese Schau soll wie ihre Vorgängerinnen Volksfestcharakter tragen, wünscht sich der junge Vereinschef. Wer es auf größere Tiere abgesehen hat, beteilige sich am Preiskegeln. Als erster Preis ist ein Schaf ausgelobt. Verträgt sich das mit den Ansichten der Tierschützer? „Das Schaf ist hier nicht zwei Tage lang angekettet. Es steht bei seinem jetzigen Halter und wer es gewinnt, holt es dort ab“, stellt der Ausstellungsleiter klar.

Einer der treuesten Züchter ist Falko Pangerl aus Stößen im benachbarten Burgenlandkreis. Seit vielen Jahren komme er zur Schau nach Hainspitz und habe dort für seine Tiere Preise wie „Beste Häsin 2021“ und weitere Pokale abgeräumt. Seit 1974 züchte er Gelbsilber und Thüringer Zwergwidder. Nun haben es ihm auch die Holicer angetan. „Das Züchten wurde mir von meinem Vater in die Wiege gelegt. Er züchtete Deutsche Riesen“, erzählt Pangerl, der die Freude an der Kaninchenzucht seinerseits an Sohn Maximilian weitergab.

Tiere werden herausgeputzt

Stunde um Stunde verbringen die Männer zu Hause mit der Pflege der kuscheligen Tiere, denn die Preisrichter sind streng. „Bewertet werden Allgemeinzustand, Ohren, Kopf, Behaarung, Farbe, Krallen“, zählt Pangerl auf. Erscheint zwischen den blauen Haaren ein graues, zupft es der Züchter mit der Pinzette aus, sonst fällt das Tier womöglich durch die Prüfung. Deshalb dürfen die beiden Blauen fürs Zeitungsfoto allenfalls auf den Arm und nicht etwa auf die Schulter. Falko Pangerl begründet die Einschränkung: „Die Tiere sind geputzt. Fallen sie ins Gras, war die ganze Mühe umsonst.“