Jena. In der Serie „Vor 40 Jahren“ erinnert sich Ex-Fußballer Andreas Krause an das Europacupfinale des FC Carl Zeiss gegen Tbilissi, das am 13. Mai 1981 stattfand.

Warum die Jenaer am 13. Mai 1981 die 1:0-Führung in der 63. Minute durch Gerhardt Hoppe nicht in einen Sieg ummünzen konnten, dafür gebe es reichlich Raum für Interpretationen, sagt Andreas Krause. Manch Beobachter fragte sich, warum die Jenaer nach der Führung weiter fleißig nach vorn spielten und sich noch zwei Konter einfingen – den Treffer zum 1:2 drei Minuten vor dem Ende, zumindest die Verlängerung war greifbar.

Andreas Krause möchte nicht mutmaßen, schon gar nicht nachtreten. Doch auch er sagt: Der Finaleinzug war der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte, das 1:2 gegen Dinamo Tbilissi die schmerzhafteste Niederlage in der FC-Historie. Zum ersten Mal im EC-Wettbewerb 1980/81 waren die Jenaer auf eine Mannschaft aus Osteuropa getroffen. Runde für Runde hatten die Spieler auf den nächsten Gegner gewettet. Ein, zwei Mark schnippte jeder in den Wettbecher. Die meisten tippten auf ein Team aus dem Osten. Sie verloren die Wette und standen dennoch als Sieger da. Reisen nach Rom, Valencia, Newport und Lissabon führten Jena ins Endspiel.

Im Linienflugzeug von Lissabon gen Heimat, die Jenaer hatten den Finaleinzug geschafft, lag die Bildzeitung auf den Sitzen – und die Spieler lasen in großen Lettern: „Geisterspiel im Düsseldorfer Rheinstadion“. Krause hätte sich gewünscht, dass die Uefa das Finale nach Budapest oder Warschau legt, um den Fans beider Mannschaften den Weg ins Stadion zu ermöglichen. Es blieb bei Düsseldorf vor dann 9000 Zuschauern.

Der Mann für die Manndeckung

Krause war der Mann für die Manndeckung. Trainer Hans Meyer setzte den defensiven Mittelfeldspieler gern gegen die gegnerischen Spielmacher ein. Weltmeister Mario Kempes, der Argentinier spielte für Cup-Verteidiger Valencia, wurde in beiden Spielen ausgewechselt – mehr muss man nicht über die Qualitäten eines Andreas Krause sagen.

Andreas Krause 1980 im Pokalfinale gegen Rot-Weiß Erfurt.
Andreas Krause 1980 im Pokalfinale gegen Rot-Weiß Erfurt. © Peter Poser

Der Jenenser, der in Uhlstädt aufwuchs, bei Einheit Rudolstadt mit dem Fußball begann, kann sich noch genau an einen Trainingsnachmittag 1974 erinnern. „Wir haben geübt und wie aus heiterem Himmel standen Lothar Kurbjuweit und Konrad Weise an der Seite. Meine Idole damals.“ Und dann schaffte es Andreas Krause Teil dieser mit Nationalspielern gespickten Jenaer Mannschaft zu werden.

Nicht an jedes Spiel im Zeiss-Trikot kann er sich erinnern, an sein erstes Oberligaspiel 1976/77 gegen den BFC Dynamo schon. Er strauchelte fast beim Schlagen einer Flanke, doch der Ball landete bei Hartmut Molata, der zum 2:0 einköpfte. „Ich bin immer noch dankbar, dass ich diese Jahre in Jena erleben durfte.“ Krause wurde Stammspieler, brachte es auf vier A-Länderspiele.

Europacup-Teilnahme war Anspruch

Dass Jena im Europacup spielte, war seit den 60er-Jahren unter den Kernbergen Anspruch und Wirklichkeit. Das 4:0 gegen Rom nach dem 0:3 im Hinspiel sei schon besonders gewesen, so Krause. Trainer Hans Meyer habe es aber verstanden, die Mannschaft zu erden, die Konzentration auf das nächste Spiel zu legen. Nicht anders nach dem 1:2 in Düsseldorf. Mit hängenden Köpfen standen die Jenaer da, der Trainer stumm. „Auf der Rückfahrt war die Stimmung gedrückt, das kann man sich vorstellen.“ Doch Meyer drehte auf, bereitete die Spieler auf das meisterschaftsentscheidende Spiel beim BFC vor, das auch mit 1:2 verloren ging – aber das ist eine andere Geschichte.

Bis 1988 spielte Andreas Krause für den FC Carl Zeiss. Nicht unbedingt im Guten war die Trennung zum Ende seiner Laufbahn nach einer schweren Verletzung. Keine Anerkennung, keine Verabschiedung. Dass er dennoch mehr als nur Teil der Jenaer Mannschaft war, das bekam er so richtig erst später mit. Die Anhänger sahen in ihm zu Recht eine Legende. Den Spitznamen „Eisenfuß“ verpasste ihm sein Fanclub „Lobdeburg & Eisenfuß“. Zu unserem Gespräch im Abbe-Sportfeld trug Andreas Krause ei­nen schwarzen Kapuzenpullover seines Fanclubs. Seine Art danke zu sagen. Wenn Corona überstanden ist, freut er sich auf den nächsten Treff und die guten Gespräche im Irish Pub „Fiddlers Green“ in Jena.

In unserer Europapokalserie „Vor 40 Jahren“ erschienen: Rüdiger Schnuphase (22.4.), Lutz Lindemann (8.4.), Hans-Ulrich Grapenthin (18.3.), Lothar Kurbjuweit (4.3.), Konrad Weise (5.11.), Dietmar Sengewald (22.10.) und Andreas Bielau (1.10.)