Ingolstadt. Alexandra Popp und Lea Schüller sind schon da, Stoßstürmerin Laura Freigang erweitert das DFB-Repertoire im Angriff noch einmal extrem. Die Stürmerin von Eintracht Frankfurt trifft regelmäßig - und stellt trotzdem keine Ansprüche.

Laura Freigang klang nicht gerade wie eine Stürmerin nach einem Hattrick in gerade einmal 24 Minuten.

Auf die Frage, ob sie nach dem fulminanten Dreierpack beim klaren 6:0 gegen Griechenland auch einen Startelf-Einsatz gegen Irland am Dienstag (18.00/Sport1) erwarte, antwortete die 22-Jährige bescheiden: "Ich gehe von gar nichts aus. Ich freue mich über jede Minute, das meine ich wirklich ernst." Wenn sie in Dublin überhaupt nicht spielen sollte, wäre das für die Stürmerin von Eintracht Frankfurt nach eigener Aussage "überhaupt kein Problem".

Dabei hat Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im Eisschrank von Ingolstadt mit Wohlwollen und Freude registriert, was für eine zusätzliche Alternative neben Alexandra Popp und Lea Schüller ihr Freigang auf dem Weg zur EM 2022 in England bieten kann.

Sie eignet sich vor allem in einem Spielsystem mit einer Spitze, kommt bei Kombinationen geschickt entgegen und macht nicht nur als eiskalte Vollstreckerin, sondern auch als dauerhafte Anspielstation auf sich aufmerksam. "Es wird spannend sein, Laura gegen internationale Top-Gegner zu sehen", sagte Voss-Tecklenburg.

Solche Gegner gibt es in der EM-Qualifikation nicht, wie die Bilanz von sieben deutschen Siegen und 43:0 Toren zeigt. Weil Olympia (von 2020 auf 2021) und die EM (2021 auf 2022) coronabedingt um ein Jahr verschoben wurden, werden die DFB-Frauen im kommenden Jahr keine Pflichtspiele haben. Stattdessen sollen Testbegegnungen gegen die internationale Top-Konkurrenz organisiert werden. Dann bekommt auch Freigang die Chance, ihr Können gegen die Elite zu beweisen.

"Heute war das Geheimnis, dass ich ganz gut stand. Ich musste - mehr oder weniger - nur den Fuß reinhalten. Wenn es da ein Geheimnis gab, war es das", merkte Freigang in der Pressekonferenz an. Sonderlich schwer hatten es ihr die unermüdlich kämpfenden, aber spielerisch einfallslosen Griechinnen nicht gemacht.

Dass Freigang schon in jungen Jahren eine eingebaute Torgarantie hat, beweist aber auch ein Blick auf die Bundesliga-Torjägerliste: Dort führt sie mit zehn Treffern, obwohl ihre Eintracht (19 Tore) bei weitem nicht so offensivstark agiert wie die Bayern (30) oder Meister Wolfsburg (32). "Wir wissen ja, dass sie extrem viel trifft. Sie gewinnt damit an Sicherheit und Selbstvertrauen", stellte Voss-Tecklenburg fest.

Als sie Freigang kurz vor Schluss auswechselte, gab sie ihr nur ein kurzes "Gut gemacht" mit auf dem Weg. Die Einstellung der jungen Angreiferin gefällt Voss-Tecklenburg. "Sie versucht sich permanent zu verbessern. In so einem Spiel wird das dann bestätigt", erklärte die Trainerin. Auf Instagram teilte Freigang kein Bild von sich nach den Treffern oder mit dem Matchball, den Dreifach-Torschützen gerne mitnehmen, sondern ein Mannschaftsfoto. "Das war Spaß heute. Es ist immer eine Ehre", schrieb sie dazu.

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