Ichtershausen. Das Unternehmen Marquardt investiert einen zweistelligen Millionenbetrag in eine Fertigung für E-Autoteile am Erfurter Kreuz und schafft 100 Jobs.

Der Mechatronik-Spezialist Marquardt aus Baden-Württemberg weitet sein Engagement im Industriegebiet Erfurter Kreuz noch einmal deutlich aus.

Man werde einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in den Aufbau einer weiteren Fertigung investieren, kündigte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Marquardt-Gruppe, Harald Marquardt, gestern in Erfurt an. Man erweitere die Nutzflächen für Fertigung, Logistik und Verwaltung am Thüringer Standort um mehr als das Dreifache auf 40.000 Quadratmeter.

Bislang belege die Fertigung eines Erzeugnisses, die man vor kurzem am Erfurter Kreuz gestartet habe, etwa die Hälfte der Fläche der Halle des früheren Solarzellenherstellers Masdar. Nun werde man auch die zweite Hälfte der Halle nutzen und das bisher gemietete Objekt erwerben, kündigte Marquardt an.

Zudem hat das Unternehmen mit Stammsitz in Rietheim-Weilheim – etwa 100 Kilometer südlich von Stuttgart – am Erfurter Kreuz ein 15 Hektar großes Grundstück gekauft. Damit wolle man sich die Option auf künftiges Wachstum im Bereich der Elektromobilität offenhalten, so Marquardt.

Weitere 100 Arbeitsplätze kommen dazu

Nach seinen Angaben sollen zu den bislang geplanten 180 Arbeitsplätzen am Standort nun mindestens 100 weitere hinzukommen. Bislang arbeiten 25 Mitarbeiter in der Fertigungshalle, der Beschäftigungsaufbau erfolge schrittweise.

Er habe keine Sorgen, die benötigten Fachkräfte auch zu finden, sagte der Chef des Familienunternehmens mit derzeit 11.000 Mitarbeitern an 20 Standorten in 13 Ländern weltweit. „Wir wollen ein guter Arbeitgeber sein, bei dem sich die Beschäftigten aktiv einbringen und bei dem sie schnell in Verantwortung kommen können“, versicherte Marquardt.

Gefertigt werden sollen im Werk am Erfurter Kreuz künftig Batteriemanagementsysteme. Die seien das „Hirn der Batterie“, erläuterte Marquardt. „Diese Systeme sorgen für eine gleichmäßige Belastung der Batteriezellen, was die Reichweite der Elektrofahrzeuge und die Lebensdauer der Batterien erhöht“, so Marquardt.

Man werde in Thüringen zunächst für einen Premium-Fahrzeughersteller aus Süddeutschland fertigen, erwarte aber weitere Kundenaufträge. Da die Systeme neben den reinen batteriebetriebenen E-Autos auch in Hybridfahrzeugen oder Autos mit Brennstoffzellen eingesetzt werden können, sehe man sich für die Zukunft gut aufgestellt.

Zentrale Lage in Deutschland und Europa und gute Infrastruktur gab Ausschlag für Thüringen

Thüringen habe sich gegen andere Standorte für die Investition durchsetzen können, weil man über eine zentrale Lage in Deutschland und Europa und gute Infrastruktur verfüge. Zudem habe das Kostenniveau gestimmt, was im Wettbewerb wichtig sei.

Auch die Verfügbarkeit eines großen Grundstückes habe bei der Entscheidung eine Rolle gespielt. Marquardt lobte zudem die Unterstützung durch das Land und die Landesentwicklungsgesellschaft. „Eine derart perfekte Betreuung kenne ich sonst nur aus dem Ausland“, sagte Harald Marquardt.

Thüringen werde mit dieser Investition als Automobil- und als Batteriestandort erheblich gestärkt, zeigte sich Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) erfreut. Es sei eine gute Nachricht für Thüringen, für das Erfurter Kreuz und den Ilmkreis. Die Ansiedlung eines Zukunftsvorhabens im Bereich der Elektromobilität passe hervorragend in die Strategie des Landes, Thüringen zu einem europaweit sichtbaren Zentrum der Batterieforschung und -produktion zu entwickeln.

Zugleich sei die Investition aber auch ein klares Signal gegen die derzeitige Krisenstimmung in der Automobilindustrie. „Die Botschaft lautet: Der Strukturwandel in der Automobilbranche kann aktiv gestaltet werden“, sagte Tiefensee. „Marquardt nimmt den technologischen Wandel als Chance an und investiert frühzeitig in neue Technologien und Geschäftsfelder.“

Enders: „Das Erfurter Kreuz wird zur Keimzelle der Elektromobilität in Deutschland“

Diesen Kurs – wie überhaupt den Strukturwandel in der Thüringer Zulieferbranche – werde das Land durch gute Standortbedingungen eng begleiten. Die Unterstützung reiche von der Investitions-, Forschungs- und Qualifizierungsförderung bis hin zu Beratungsangeboten, etwa über das Innovationszentrum Mobilität in Ilmenau oder die Kompetenzzentren zur Digitalisierung in Ilmenau und Erfurt.

„Das Erfurter Kreuz wird zur Keimzelle der Elektromobilität in Deutschland“, sagt Landrätin Petra Enders (parteilos). Das beweist nach Meinung des Geschäftsführers der Landesentwicklungsgesellschaft, Andreas Krey, auch nach der Ansiedlung des chinesischen Batterieherstellers CATL, dass es gelinge, ehemalige Fertigungsstätten der Solarindustrie einer Nachnutzung zuzuführen.