Köln. Box-Manager Rainer Gottwald galt vor dem Start von „Promi Big Brother“ nicht unbedingt als Favorit - am Ende schlägt er sich in der Show aber beharrlich bis zum Sieg durch. Ganz fassen kann er das nicht.

Rainer Gottwald ist eine Kämpfer-Natur. Als feststeht, dass er „Promi Big Brother“ gewonnen hat, macht er aber etwas, das in einem Boxring eher ungern gesehen wird: Er flüchtet. Plötzlich stürzt der kernige 56-Jährige samt Sonnenbrille davon, eine Tür schlägt zu - und dann hört man nur noch leises Schniefen. Am Ende muss Micaela Schäfer - von Beruf Nacktmodel und seine Kontrahentin - dem Box-Manager gut zureden. „Rainer, lass dich feiern. Komm raus.“

Rainer Gottwald hat die Reality-Show „Promi Big Brother“ gewonnen, bei der mehr oder minder Prominente in ein Haus in Köln-Ossendorf einziehen und es irgendwie miteinander aushalten müssen. Der Blondschopf gehörte vor dem Start - das kann man ohne Ehrverletzung sagen - eher zu den weniger bekannten Kandidaten, was seinen Erfolg zu einer kleinen Überraschung macht. Am späten Mittwochabend sammelt er die meisten Zuschauerstimmen ein - und gewinnt 100.000 Euro.

Von Herbolzheim über Thailand in die deutsche Box-Branche

Gottwald hat eine recht bewegte Biografie, die ihn von seinem Geburtsort Herbolzheim in Baden-Württemberg unter anderem nach Thailand führte, wo er nach eigenen Angaben mehrere Wassersport-Center eröffnete. 2004 seien drei davon vom damaligen Tsunami zerstört worden. Später kehrte der einstige Kickboxer zurück nach Deutschland und in die Box-Branche. Kennern dürfte er etwa von Kämpfen seines Schützlings Vincent Feigenbutz bekannt sein.

Gottwald hat also viel gesehen und erlebt. Dass er nun auch noch eine Reality-Show gewonnen hat, ist ihm zunächst unbegreiflich. „Wer ruft um Himmels Willen für mich an? Ich bin doch so eine kleine Wurst!“, sagt er ungläubig, als die Auszählung beendet ist. „Ich kann das doch nicht gewinnen! Gegen so viele Prominente.“

Zu den Kontrahentinnen und Kontrahenten zählte etwa Erotikmodel Schäfer, die sich erst in der letzten Abstimmung geschlagen geben muss und in der fast vierstündigen Finalshow noch mehrmals halbnackt zu sehen ist. Auf dem dritten Platz landet der Reality-Kandidat Sam Dylan, der auf unglückliche Weise bei einem Spiel versagt, bei dem er einen möglichst hohen Turm aus Bechern bauen soll.

Auf Platz vier geht der „Deutschland sucht den Superstar“-Dauerkandidat und Dschungelkönig Menderes Bağci ins Ziel, der eine kumpelige Freundschaft zu Gottwald aufgebaut hatte. Bağci wird zum Verhängnis, dass es bei einem Spiel darum geht, ohne Waage möglichst genau 50 Gramm Goldstaub auf einen Teller zu löffeln. Bağci schaufelt ganze 280 Gramm drauf.

„Einmal im Leben“ nicht nur Zweiter sein

In den Tagen und Wochen zuvor waren etwa Schauspielerin Katy Karrenbauer, Fußball-Kommentator Jörg Dahlmann und Duft-Influencer Jeremy Fragrance aus dem von Kameras dauerüberwachten Haus ausgezogen, das in diesem Jahr drei Bereiche mit unterschiedlichem Komfort zu bieten hatte: Dachboden, Garage und Loft.

Gottwald hatte zu seinen Absichten in der Show gesagt, dass er „einmal im Leben“ nicht nur Zweiter sein wolle. „Ich hätte es gern meinem toten Vater im Himmel bewiesen, dass ich auch mal Erster sein kann“, waren seine Worte gewesen.

Diese Gedanken kommen im Moment des Erfolgs offenbar wieder hoch. „Papa, hast du es gesehen?“, fragt der Box-Manager gen Himmel. „Jetzt habe ich einmal etwas gewonnen in meinem Leben, hast du gehört? Ich bin ja schon ein alter Bock.“ Gottwald hört dann tatsächlich eine Art übernatürliche Stimme - es ist allerdings jene von „Big Brother“, die in der Show als Spielleiter Anweisungen erteilt. „Du hast gewonnen. Und ich denke, er hat es gesehen“, lässt sie Gottwald wissen.

Es handelte sich um die mittlerweile zehnte Staffel von „Promi Big Brother“. Sie hatte am 18. November begonnnen.