Berlin. Flaches Gehäuse, starker Prozessor, 5G-Internet: Apple hat sein iPhone gründlich überarbeitet. Der Test zeigt, ob sich ein Kauf lohnt.

Mit gleich vier neuen Modellen will Apple die zwölfte Auflage seinen iPhones interessierten Kunden schmackhaft machen – bei Preisen von über 1500 Euro muss der US-Konzern fürs iPhone 12 aber viele gute Argumente liefern.

IMTEST, das Verbrauchermagazin der Funke Mediengruppe, hat die beiden brandneuen iPhone 12 Pro und iPhone 12 getestet und verrät, ob – und wenn ja, für wen – sich ein Kauf lohnt. Das iPhone 12 Pro Max (mit besserer Kamera) und das iPhone 12 Mini (1,5 Zentimeter kleiner) sind erst ab Mitte November erhältlich.

iPhone 12 und iPhone 12 Pro: Das Gehäuse wird kantiger

Was beim Betrachten der neuen iPhones sofort auffällt, ist der kantige Rahmen, den alle Modelle besitzen. Er ersetzt das zu den Rändern hin abgerundete Design früherer iPhones. Der neue Rahmen erinnert an ältere Modelle wie das iPhone 4 oder 5. Auch der Rahmen des iPad Pro und des neuen iPad Air 4 sind ähnlich gestaltet.

Unterschiede gibt es bei der Fertigung: Beim iPhone 12 besteht der Rahmen aus Aluminium, beim 25 Gramm schwereren iPhone 12 Pro aus Edelstahl. Das wirkt sehr hochwertig, fühlt sich aber erst nach einer etwas längeren Eingewöhnungszeit auch angenehm an. Ein Vorteil des neuen Designs ist: Die neuen iPhones sind nicht rutschig und liegen sicherer in der Hand.

Das iPhone 12 und 12 Pro hat ein neues Design erhalten. Wie es sich in Sachen Leistung schlägt, verrät unser Test.
Das iPhone 12 und 12 Pro hat ein neues Design erhalten. Wie es sich in Sachen Leistung schlägt, verrät unser Test. © apple | apple

iPhone 12 erhält OLED-Bildschirm – mehr Display fürs Geld

Beide iPhones bieten eine Display-Diagonale von 6,1 Zoll (15,49 Zentimeter). Der Rahmen, der ihre Bildschirme umschließt, fällt vergleichsweise schmal aus. Apple bezeichnet seine OLED-Displays als Super Retina XDR.

Sie punkteten im Test mit sehr guten Schwarzwerten, sehr hohem Kontrast und sehr hoher Helligkeit – in der Spitze reicht sie bis maximal 1200 cd/m2 („Candela“) im HDR-Modus. Der sehr hohe Wert beschreibt, wie hell das Display leuchtet.

Bei dessen Fertigung setzt Apple auf eine „Ceramic Shield“ genannte Technik. Dabei sollen von Nanopartikeln umgebene Kristalle das Glas im Vergleich zum gehärteten Echtglas beim Vorgänger iPhone 11 Pro bis zu viermal stabiler gegenüber Stürzen machen. Gut geschützt gegen Wasser und Staub sind die 12er-iPhones zudem: Dafür sorgt der Schutzstandard IP68. Er soll schadloses Untertauchen in einer Wassertiefe von bis zu 6 Meter für bis zu 30 Minuten garantieren.

Neuer A14 Bionic-Prozessor: Flott und etwas energiehungrig

Apple hat die neuen iPhones mit seinem aktuellen Prozessor bestückt: Dem A14 Bionic. Die Pro-Modelle erhalten dazu sechs Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher, die Basismodelle vier GB. Laut Eigenwerbung ist Apples 14 Bionic „der derzeit schnellste Prozessor in einem Smartphone“. Im Tempo-Test bestätigten beide iPhones das: Sie sind sehr schnell und erzielen bislang nicht erreichte Geschwindigkeiten – ohne jegliche Aussetzer, ganz gleich welche speicher- oder grafikintensiven Apps und Spiele ausgeführt werden.

Für Tempo sorgt auch die 5G-Technologie, die erstmals im iPhone eingesetzt wird. Mobiles Surfen ist damit – ein entsprechendes Netz vorausgesetzt – bis zu dreimal schneller als per LTE. IMTEST hat mit den iPhones im Hamburger 5G-Netz von Vodafone Übertragungsraten von 865 Mbit/s im schnellen 3,6-GHz-Band („n78“) gemessen. Ein sehr guter Wert, der in vielen Ballungsräumen auch erreicht und übertroffen werden kann.

Meldet sich das iPhone allerdings etwa in einem von der Telekom von 3G auf 5G umgerüsteten Netz an, können die Übertragungsraten deutlich geringer sein. Softwareseitig laufen die iPhone-12-Modelle allesamt mit Apples aktuellem Betriebssystem iOS 14, das im September veröffentlicht wurde.

Das iPhone 12 (grün) muss sich erneut mit zwei Kameras begnügen, die Pro-Modell (blau) verfügt zusätzlich über eine Telefoto-Linse als dritte Kamera sowie einen LiDAR-Sensor für die Tiefenmessung.
Das iPhone 12 (grün) muss sich erneut mit zwei Kameras begnügen, die Pro-Modell (blau) verfügt zusätzlich über eine Telefoto-Linse als dritte Kamera sowie einen LiDAR-Sensor für die Tiefenmessung. © IMTEST | IMTEST

Akkulaufzeit: Gut zehn Stunden im Dauerbetrieb

Bei derart viel Leistung braucht das Smartphone aber auch große Ausdauer. Laut Apple hält das iPhone 12 bis zu 17 Stunden dauerhafte Video-Wiedergabe mit einer Akkufüllung durch. Im Akku-Testparcours von IMTEST mit Surfen, Nachrichten-Schreiben, Soziale-Medien-Nutzen, YouTube-Filme-Schauen, Videoanrufe- und Herkömmliche-Telefonate-Führen, musste es nach etwas kurzen 10 Stunden und 12 Minuten wieder geladen werden.

Hier wird es allerdings etwas hakelig: Um Ressourcen zu schonen, werden die 12er-iPhones ohne Netzteil ausgeliefert. Wer keines hat, muss sich erst eines kaufen (24,35 Euro). Für rund 20 Euro mehr gibt es den Drahtlos-Lader „MagSafe“. Das iPhone wird einfach auf seine magnetische Ladespule gelegt und dann mit 15 Watt Leistung geladen. Der Magnet sitzt dabei so fest, dass sich das iPhone daran auch hochheben lässt.

Der magnetische Magsafe-Anschluss lädt das iPhone 12 drahtlos, muss aber separat gekauft werden.
Der magnetische Magsafe-Anschluss lädt das iPhone 12 drahtlos, muss aber separat gekauft werden. © IMTEST | IMTEST

Bilder und Videos mit dem iPhone 12: Mehr als nur eine Kamera

Richtig gute Ergebnisse erzielte das iPhone 12 Pro auch im Foto-Test: Insgesamt sorgte das Drei-Linsen-System für Fotos mit einer sehr hohen Detailwiedergabe und toller Schärfe inklusive natürlichem Farbeindruck.

Viele der Kamerafunktionen gab es bereits im iPhone 11 Pro. Neu ist eine Weitwinkellinse, die vor allem für mehr Schärfe an Bildrändern sorgen will – im Test zeigten sich die Aufnahmen in Gänze kaum verrauscht.

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Das Pro-Modell verfügt zusätzlich über ein Teleobjektiv und einen Lidar-Sensor für laserbasierte Tiefenmessung. In der Praxis sorgt das für eine bessere Abgrenzung etwa von Haaren vor hellen Hintergrund wie zum Beispiel dem Himmel. Zudem klappt dank Lidar der Autofokus bei Nachtaufnahmen merkbar schneller. Aufnahmen bei Nacht nehmen beide iPhones dank eines Ultraweitwinkelsensors in brauchbarer Qualität auf.

Fazit: Für wen lohnt sich der Kauf der iPhone-12-Modelle?

Wer sich ein aktuelles iPhone zulegen möchte, muss dafür tief in die Tasche greifen. Die beiden Kandidaten aus dem Test (je mit maximaler Speichergröße ausgestattet) kosten 1461,20 Euro (iPhone 12 Pro) und 1042,05 Euro (iPhone 12).

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Für so viel Geld gibt es viele technische Highlights inklusive – wie sehr schnelles Arbeitstempo, annähernd bruchsichere Verarbeitung, ein exzellentes Display, 5G- und WLAN-ax-Unterstützung sowie eine richtig gute Kamera.

Wer aber ein iPhone besitzen möchte, ohne dafür seinen Dispo zu sprengen, kann alternativ zum iPhone SE greifen. Das handliche und aktuelle Smartphone gibt es derzeit für „nur“ 466,90 Euro über Apples Online-Shop zu kaufen.

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