Berlin. Abstrich erklären, Ruhe bewahren, ablenken: Viele Kitakinder sollen bald regelmäßig auf Corona getestet werden. Eltern sind verunsichert.

In einigen Bundesländern gibt es nun nicht mehr nur über eine Testpflicht für Schul-, sondern auch für Kindergartenkinder. In Bayern etwa gibt es sie in bestimmten Fällen schon, in Berlin brauchen erkältete Kinder ein tagesaktuelles Schnelltestergebnis, in Mecklenburg-Vorpommern müssen Kinder mit Schnupfen oder Husten sogar beim Arzt einen PCR-Test vornehmen lassen.

In Nordrhein-Westfalen gibt es seit Montag für die Kita-Kinder zweimal wöchentlich kostenlose Selbsttests, die aber freiwillig sind und von den Eltern zu Hause durchgeführt werden können. In vielen anderen Bundesländern wird noch diskutiert.

Bei Kindern werden die gleichen Tests verwendet wie bei Erwachsenen: Antigen-Schnell- oder PCR-Tests. Beim PCR-Test wird ein Abstrich aus tiefem Rachen- oder Nasenraum genommen. Schnelltests für Laien erfordern in der Regel eine Probe aus dem vorderen Teil der Nase. Für Kinder können beide Tests unangenehm sein. Was sollten Eltern also bei den Tests beachten?

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Dünne Stäbchen für kleine Kindernasen

Das Bundesland Bayern hatte schon Mitte März Schritte in diese Richtung eingeleitet. Kinder mit Erkältungssymptomen müssen dort vor dem Besuch einer Kita negativ getestet sein, woraufhin Testzentren Spezial-Angebote ins Programm nahmen. Für Nasenlöcher von kleinen Kindern gibt es dort besonders dünne und flexible Stäbchen.

Was sich damit abzeichnet, ist dies: Für viele Kleinkinder könnten Corona-Tests normal werden. Und viele Eltern könnten im weiteren Verlauf der Pandemie zu Testhelfern werden.

Die Senatsverwaltung in Berlin sah sich zunächst angesichts der angekündigten Tests mit Anfragen verunsicherter Eltern konfrontiert. „Es ist ein buntes Bild, was ich an Zuschriften bekomme, weil sich natürlich auch viele Eltern Sorgen machen“, sagte Bürgermeister Müller. Denn wie begleitet man eigentlich so einen Test bei sehr kleinen Kindern.

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Das Blut versetze viele Eltern in Panik

Besondere Vorsicht sei bei Kindernasen beim Einführen der Teststäbchen gefragt, sagt Jakob Maske vom Berliner Landesverband der Kinder- und Jugendärzte im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk (BR). „Man kann, gerade bei Infekten, wo die Schleimhaut sowieso so empfindlich ist, schnell Nasenbluten auslösen“, erklärte der Kinderarzt. Das sei in der Regel nicht schlimm, versetze Eltern aber oft in Panik.

Wehrten sich Jungen und Mächen gegen den Abstrich, könne es helfen, diesen im Liegen durchzuführen, so Maske weiter. Bei Säuglingen biete sich dies sogar generell an, sagte Kinderärztin Renate Abt dem Internetportal Nordbayern.de. Das Kind sei so am besten fixiert, was das Verletzungsrisiko verringere.

Ab einem Alter von einem Jahr rät Abt dazu, das Kind auf dem Schoß der Eltern sitzen zu lassen, damit es sich wohler fühle. Kinderarzt Maske rät, je nach Alter, den Kindern vor dem Abstrich zu beschreiben, was dabei passieren werde. Werde der Test von geschultem Personal durchgeführt, könnte man Sohn oder Tochter dabei auch ablenken.

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Manche Kinder können den Abstrich auch selbst machen

Für Hals-Nasen-Ohrenarzt Bernhard Junge-Hülsing sind Geduld und Ruhe das Wichtigste bei einem Selbsttest mit kleinen Kindern. Seien diese etwas älter, könne es helfen, ihnen den Tupfer zu überlassen, erklärte er dem BR. „Kinder machen den Abstrich durchaus auch selber“, so Junge-Hülsing. Die Eltern müssten aber schauen, ob sie diesen korrekt ausführten.

Insgesamt sind Deutschlands Kinder- und Jugendärzte von den Tests für Kitakinder nicht überzeugt. „Das wirkt wie eine Verzweiflungstat angesichts der vielen Versäumnisse der Vergangenheit“, sagte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Fischbach zufolge ist bei Selbsttests von Kleinkindern mit vielen falsch negativen und falsch positiven Ergebnissen zu rechnen. Das könnte einerseits ein falsches Gefühl von Sicherheit vorgaukeln und andererseits dazu führen, dass nicht infizierte Kinder und deren Freunde in Quarantäne geschickt würden.

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Trotz der Einwände würde sich sein Verband aber nicht gegen eine Testpflicht stemmen, wenn Schließungen von Kitas so verhindert werden könnten. „Uns liegt die Lage der Kinder am Herzen. Und in Abwägung der Interessenlage ist es das Allerwichtigste, dass die Einrichtungen nicht geschlossen werden, das dürfen wir den Kindern nicht noch einmal antun“, sagte Fischbach. (kai/bef)

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