Düsseldorf. Bleichen, Verblenden, Richten: Zahnmediziner können helfen, ein schöneres Gebiss zu bekommen. Wie das funktioniert und was es kostet.

Wenn Menschen nur verhalten lachen oder dabei gleich eine Hand vor den Mund halten, ahnt Wolfgang Boer, was dahintersteckt: Zähne, die man lieber verstecken will, weil sie schief stehen, verfärbt oder beschädigt sind. „Das kann psychischen Druck auslösen“, erklärt der Experte für ästhetische Zahnheilkunde aus Euskirchen.

Es gibt viele Gründe, die Zähne verschönern zu lassen. Und entsprechend gibt es auch viele Angebote, die nicht nur kostspielig, sondern auch wenig effektiv sein können. Wolfgang Boer und seine Kollegen von der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnmedizin (DGÄZ) geben einen Überblick über die Möglichkeiten, bei denen sie die Funktion der Zähne in den Vordergrund stellen.

Bleichen – wie weiß sollte es sein?

Die Zahnpasta mit dem Extra-Weiß-Versprechen scheint der einfachste Weg zum strahlenden Gebiss zu sein. Sie kann aber beim Putzen wie Schmirgelpapier wirken – deshalb rät Zahnästhetik-Fachmann Wolfgang Boer zur Vorsicht: „Der sogenannte RDA-Wert (RDA für Relative Dentin Abrasion, Anm. d. Red.) gibt an, wie intensiv die Creme die Zahnsubstanz abreibt. Er sollte nicht über 60 liegen“, so Boer.

Entfärben statt herauslösen ist eine zuverlässigere Methode gegen Teeflecken Co.: Gebleicht wird ähnlich wie bei Haaren mit einem Gemisch aus Wasserstoffperoxid und dem Trägergel Karbamid. Es nennt sich Karbamidperoxid – und wird im frei verkäuflichen Bleaching-Material aus der Drogerie (zum Aufpinseln oder -kleben) ebenso wie bei den zwei bis vier etwa 20-minütigen Sitzungen in Zahnarztpraxen und in individuell hergestellten Schienen fürs Zuhause-Bleichen verwendet.

Lösungen zum Aufpinseln gibt es ab etwa 30 Euro – „sie sind ungefährlich, aber wenig effektiv, weil sie nach Auflagen der Europäischen Union nur wenig Bleichmittel enthalten dürfen“, sagt Boer. 600 bis 800 Euro muss man beim Experten bezahlen. Der stellt erst fest, ob das Gebiss einwandfrei ist, und reinigt es professionell, bevor es in mehreren Schritten wieder einen möglichst natürlichen Weißton bekommt. Dieser sollte bei guter Pflege drei bis fünf Jahre halten. Einzige Nebenwirkung laut Boer: Die Zähne sind eventuell kurzzeitig empfindlich gegen Kälte oder Wärme.

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Verblenden – was bringen schöne Schalen?

Sind die Zähne rau oder fast schon durchscheinend geworden, gelten heute sogenannte Veneers als die Lösung der Wahl, um sie wieder aufzubauen. „Die hauchdünnen Schalen bestehen ähnlich wie Füllungen aus Keramikmaterial und werden individuell angefertigt. Vorher können wir die Zähne scannen und anhand von Fotos und dreidimensionalen Kunststoff-Modellen zeigen, wie sie künftig aussehen“, erklärt Stephanus Steuer, Vorsitzender der Zertifizierungskommission der Spezialisten in der DGÄZ.

Steuer vergleicht Veneers, die nach seinen Worten natürlich wie ein Opal schimmern sollten, mit Kontaktlinsen für die Zähne – der Unterschied ist, dass sie durch einen Keramikkleber mit ihnen verbunden bleiben. „Dafür müssen wir den Zahn häufig gar nicht oder nur wenig mit einem feinen Diamantschleifer vorbereiten“, sagt er. Allerdings sollten Zahnarzt oder -ärztin vorher untersuchen, ob eine Erkrankung wie Reflux (Sodbrennen) hinter den Schäden steckt, die zusätzlich behandelt werden sollte. Außerdem muss das Gebiss inklusive der Zahntaschen professionell gesäubert sein.

Studien zeigen, dass gut geputzte Zahnschalen mindestens zehn Jahre, voraussichtlich länger halten. In der Zeit kann sich laut Steuer höchstens der eigene Zahn auf der Rückseite verfärben. Veneers kann man ersetzen, wenn sie etwa bei einem Unfall Schaden davontragen.

Das Ganze hat seinen Preis: ab 1200 Euro pro Stück, meist werden mindestens die Schneide- und Eckzähne verblendet. Günstiger kann es werden, wenn nur eine abgebrochene Zahnecke ersetzt werden soll – das wird vielfach mit Komposit, einem Verbundstoff aus Glas und Kunststoff, gemacht und kostet Stephanus Steuer zufolge um die 250 bis 500 Euro.

Gerade richten – wenn Schienen die Form geben

Zähne bleiben ein Leben lang in Bewegung. „Das kann dazu führen, dass ein Schneidezahn, der vor Jahren nur leicht schief stand, mit der Zeit immer weiter nach vorne wandert“, sagt Zahnästhetik-Spezialist Jens Nolte. Wer daran etwas ändern möchte, zahlt ab dem 18. Lebensjahr selbst dafür – Krankenkassen übernehmen dann höchstens kieferorthopädisch notwendige Operationen.

Das Begradigen sollte Jens Nolte zufolge bei einem Beratungstermin vorbereitet werden, der kostenpflichtig sein kann. Der Experte hält nichts von Internetangeboten ohne sorgfältige Analysen auf dem Weg zum Ergebnis. „Ich röntge den Kiefer, mache Fotos und analysiere, wie viel Platz die Zähne haben, damit sie millimeterweise in die bestmögliche Position verschoben werden“, beschreibt er sein Vorgehen.

13.03.2019, Feste Zahnspangen bestehen aus Brackets und einem Bogen.
13.03.2019, Feste Zahnspangen bestehen aus Brackets und einem Bogen. © dpa | Helen Ahmad

Wie das Resultat aussieht, kann den Patientinnen und Patienten inzwischen mithilfe von Scans und einer dreidimensionalen Simulation am Bildschirm gezeigt werden. Danach steht eine Entscheidung an: Soll dieses Ziel mit einer festsitzenden Zahnspange – sogenannten Brackets, die auf den Zähnen angebracht werden – oder durchsichtigen Schienen erreicht werden? Diese nimmt man zum Beispiel beim Essen heraus. Lesen Sie auch:Feste Zahnspange – notwendig oder nicht?

Die Kosten lassen sich nach Angaben von Nolte durchaus vergleichen: Für Brackets muss man ab 3000 Euro rechnen, für die Schienen bezahlt man ab 2500 Euro – je nachdem, wie viele davon hergestellt werden, um die Zähne in die gewünschte Gebissform zu bringen. Das können von sechs bis zu 35 Schienen sein, die in der Regel rund zwei Wochen getragen werden, bevor die nächste zum Einsatz kommt. „Alle vier Wochen kontrolliere ich, ob die Zahnbewegung in die richtige Richtung geht“, sagt Nolte.

Im Idealfall kann er das gewünschte Ergebnis mit sechs Schienen in zwölf Wochen erreichen. Gerade bleibt die Zahnreihe aber laut dem Experten nur dann, wenn man sein Leben lang einen sogenannten Retainer trägt – einen Draht auf der Rückseite der Zähne, den eine nachts getragene Schiene zusätzlich sichern kann.