Berlin. Pünktlich melden sich die zwölf EM-Gastgeber mit ihren Konzepten. Mehrere Städte bekennen sich zur Ausrichtung der Partien vor Zuschauern. Der deutsche Standort München blieb vage.

Knapp zwei Monate vor dem Eröffnungsspiel bekennen sich mehrere EM-Gastgeber zur Ausrichtung der Partien vor Zuschauern - in Deutschland bleibt die Skepsis.

"Im Moment kann ich mir das ehrlich gesagt nicht vorstellen mit großartigen Zuschauerzahlen zu operieren, es dauert ja nicht mehr lange", sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder der RTL/ntv-Redaktion über den Spielort München. Die Aussagen der EM-Organisatoren in der Landeshauptstadt waren zuletzt eher vage geblieben.

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hält nach einem Treffen mit Söder EM-Spiele in München auch unter den schwierigen Bedingungen der Corona-Pandemie für möglich. Es sei ein gutes Treffen gewesen, sagte der Slowene am Rande des Champions-League-Spiels FC Bayern München gegen Paris Saint-Germain im Pay-TV-Sender Sky. "Und ich bin mir auch sicher, dass der Ministerpräsident bemüht ist, dass die EM hier stattfinden wird", sagte Ceferin.

Aus Spanien (Bilbao), Schottland (Glasgow) und den Niederlanden (Amsterdam) erhielt die Europäische Fußball-Union bis zum 7. April relativ konkrete Zusagen. Einen negativen Corona-Test sowie eine günstige Pandemie-Lage vorausgesetzt, sollen beispielsweise in die Amsterdamer Johan Cruyff Arena bei dem Turnier in diesem Sommer (11. Juni bis 11. Juli) bis zu 12.000 Zuschauer zugelassen werden. Ähnliche Zahlen sind im Hampden Park in Glasgow möglich.

Auch England (London), Russland (St. Petersburg), Dänemark (Kopenhagen), Rumänien (Bukarest) und Italien (Rom) hatten bereits ihre Bereitschaft mitgeteilt, vor Publikum spielen zu lassen. Die Engländer hoffen sogar auf ein volles Wembley-Stadion zum Finale. Einzig Irland mit Dublin ließ öffentlich verlauten, noch keine Garantien geben zu können. Die Situation werde im Austausch mit der UEFA weiter beobachtet, teilte der irische Verband FAI mit - Dublin droht deshalb möglicherweise der Entzug von EM-Spielen.

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte zuletzt für Aufregung mit der Aussage gesorgt, dass nur jene der zwölf Spielorte dabei bleiben, die eine Zulassung von Zuschauern garantieren könnten. Nach dpa-Informationen haben die Gastgeber bis zum 28. April die Möglichkeit, ihre Konzepte zu modifizieren. Aus Ungarn (Budapest) und Aserbaidschan (Baku) kamen zunächst keine offiziellen Stellungnahmen - beide Länder gelten aber bei Fußballspielen nicht als restriktiv.

München hatte auf Anfrage mitgeteilt, "weiterhin mit verschiedenen Szenarien, was mögliche Zuschauer im Stadion betrifft", zu planen. Die Umsetzung hänge aber vom aktuellen Pandemie-Geschehen im Juni/Juli ab. Im Stadion des FC Bayern sollen die drei Gruppenspiele der deutschen Nationalmannschaft gegen Weltmeister Frankreich (15. Juni), Europameister Portugal (19. Juni) und Co-Gastgeber Ungarn (23. Juni) sowie ein Viertelfinale (2. Juli) ausgerichtet werden.

"Ich halte auch nichts davon, wenn auf europäischer Ebene diskutiert wird: Es findet nur dort statt, wo möglicherweise Zuschauer komplett zugelassen werden", sagte Söder. Sollte München von der UEFA zur Zulassung von Fans verpflichtet werden, würde dies laut Söder "auch bei der deutschen Bundesregierung" auf Widerstand treffen.

"Wir haben jetzt wirklich in der Frage der sogenannten Geisterspiele gute Erfahrung gemacht", sagte Söder. Bayerns Ministerpräsident wies jedoch daraufhin, dass sich trotz aller Sicherheitsmaßnahmen immer wieder Spieler mit Corona infiziert hätten.

Ceferin sagte bei Sky, man müsse sich ansehen, wie die Gesundheitssituation aussehe. "Wenn es die Situation erlaubt, erwarten wir Zuschauer", betonte er. Zum Treffen mit Söder sagte er: "Da ist viel guter Wille und viel Optimismus."

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