München. Als Assistent stand Hansi Flick Bundestrainer Joachim Löw lange zur Seite - und tut dies auch jetzt. Der Bayern-Trainer verteidigt den früheren Weggefährten gegen Experten-Kritik. Der 55-Jährige mahnt zur Besonnenheit und ist auch ein bisschen erstaunt.

In der Diskussion um die Nationalmannschaft hat Hansi Flick seinen langjährigen Weggefährten Joachim Löw gegen die zunehmende Kritik verteidigt.

"Ich finde das, was gerade aktuell passiert, schon sehr, sehr übertrieben. Jogi hat einen sensationellen Job gemacht als Bundestrainer", sagte der Trainer des FC Bayern München. Der langjährige Assistent von Löw, mit dem er 2014 zusammen Fußball-Weltmeister wurde, wunderte sich über einige der kritische Stimmen.

Es seien manche Experten dabei, "die schon seit 25, 30 Jahren gar keinen Ball mehr an den Füßen hatten", sagte Flick. Er erinnere sich noch an die aktive Zeit einiger Experten, die sich als Spieler über die Kritik der damaligen Experten aufgeregt hätten. "Und schwuppdiwupp, ist man selber auf der Seite und haut selber das eine oder andere Ding raus. Das tut dem deutschen Fußball und der Sache nicht unbedingt gut", sagte der 55-Jährige.

Unter anderem hatten sich Lothar Matthäus, Dietmar Hamann, Olaf Thon, Bastian Schweinsteiger und Berti Vogts zuletzt kritisch geäußert. "Man muss ein bisschen zurück gehen und ein bisschen Schärfe rausnehmen", forderte Flick. "Wir müssen gucken, dass wir sachlich bleiben und gemeinsam an die Dinge rangehen."

Er selbst erinnerte sich an Zeiten im Nationalteam, an denen er "auch schon solche Momente" erlebt habe, sagte Flick. "Es ist auch die Pflicht eines Nationaltrainers, Dinge auszuprobieren." Die Trainingseinheiten würden nicht nur den Clubs fehlen, sondern ebenfalls den Nationalmannschaften.

Er sieht die Vereine mit in der Pflicht. "Wir Bundesliga-Vereine sind dafür da, dass wir Spieler ausbilden, die dann irgendwann in der Nationalmannschaft spielen", sagte Flick. "Deswegen müssen wir schauen, dass wir Stürmer und Außenverteidiger kreieren. Das ist unsere Aufgabe, und da müssen wir alle gemeinsam im deutschen Fußball die Dinge auch angehen."

Aus dem 3:3 gegen die Schweiz werde Löw mit seinem Team "die richtigen Schlüsse ziehen", prognostizierte Flick. Vom "rein Fußballerischen" her sei der Auftritt "sehr gut" gewesen.

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