London. Die Champions-League-Vorrunde absolvierte Thomas Tuchel noch mit Vorjahresfinalist Paris Saint-Germain. Jetzt hat der Coach mit dem FC Chelsea wieder die Chance, das Finale der Königsklasse zu erreichen.

Der deutsche Trainer Thomas Tuchel geht mit seinem FC Chelsea optimistisch in das zweite Champions-League-Duell mit Real Madrid.

"Wir haben das Gefühl, dass wir es schaffen können", sagte Tuchel vor dem Halbfinal-Rückspiel in London (21.00 Uhr/Sky und DAZN). Der Coach nahm sich dafür die weibliche Chelsea-Mannschaft zum Vorbild, die nach einer 1:2-Niederlage den FC Bayern im Rückspiel mit 4:1 aus der Königsklasse geworfen hatte. "Sie haben das nach einem schwierigen Hinspiel geschafft und den Glauben daran gezeigt", sagte Tuchel, dessen Team nach dem 1:1 in Madrid sogar noch eine bessere Chance auf den Finaleinzug hat.

"Es ist ein Halbfinale, der Druck ist da, es ist ein K.o.-Spiel. Also ist es notwendig, mit einem gewissen Glauben und Selbstvertrauen reinzugehen, sonst haben wir keine Chance", sagte der 47-Jährige. "Wir fühlen, dass wir stärker sein können. Wir haben jetzt Spieler geschont, wir hatten drei Tage Erholung zwischen den Spielen, jetzt kommt es darauf an, die Intensität während des gesamten Spiels zu behalten."

Bis auf Mateo Kovacic hatte Tuchel keine Verletzten zu beklagen. Wer gegen Real stürmen wird, ließ er offen. Der deutsche Nationalspieler Kai Havertz, der im Hinspiel nur einen Kurzeinsatz hatte, hat sich zuvor beim 2:0-Ligasieg gegen Fulham mit zwei Toren für die Startelf empfohlen. Timo Werner, der gegen Madrid eine Großchance vergeben hatte, glänzte gegen Fulham als Vorlagengeber.

Taktikfuchs Tuchel hatte zuvor angedeutet, dass er womöglich ein bisschen tricksen wird. Mit Blick auf das Comeback von Madrid-Kapitän Ramos sagte er: "Wenn wir ganz ohne Stürmer spielen und Ramos nichts zu bekämpfen hat, könnte das auch eine Lösung sein." Letztlich sei die Aufstellung davon abhängig, wer gut in Form ist, welches System Chelsea spielen werde "und wir versuchen ihnen wehzutun", so Tuchel, der im vergangenen Jahr als Trainer von Paris Saint-Germain im Finale stand, aber mit 0:1 gegen den FC Bayern verlor.

Besonders heikel ist die Situation für Real Madrid. Dem Starensemble um Nationalspieler Toni Kroos, Karim Benzema & Co. droht bei einer Pleite womöglich ein langfristiger Abschied aus Europa. Anders als die Chelsea-Bosse hält Reals Club-Chef Florentino Pérez nämlich stur an seinen Plänen für eine europäische Super League fest. Das könnte Folgen haben - die Europäische Fußball-Union (UEFA) hat harte Strafen gegen die Rädelsführer der umstrittenen Aktion angedeutet.

Madrider Medien befürchten daher sogar einen Ausschluss aus der Königsklasse in der kommenden Saison. Davon bedroht seien neben Real auch der FC Barcelona und Juventus Turin, die alle der Superliga noch keine Absage erteilt haben, heißt es. Spanische Medien gehen jedoch davon aus, dass ein Ausschluss Real aus der Königsklasse schwerer durchzusetzen wäre, wenn Real die Champions League zum fünften Mal seit 2014 gewinnt.

Aufgeben kommt für die erfolgsverwöhnten Königlichen so oder so nicht in Frage, das weiß auch Tuchel, der an der Londoner Stamford Bridge am Mittwochabend einen großen Kampf erwartet. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir eine starke Leistung brauchen", warnte er, "weil es uns Real Madrid schwer machen wird."

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