Lissabon. Zwei Coronavirus-Fälle haben RB Leipzigs Gegner Atlético Madrid kalt erwischt. Man fürchtete weitere positive Tests und sogar eine Absage des Königsklassen-Duells. Entwarnung brachten neue Untersuchungen. RB-Coach Nagelsmann versuchte, den Fokus zu behalten.

Julian Nagelsmann wollte sich von der kurzen, aber heftigen Corona-Aufregung bei Atlético Madrid bloß nicht anstecken lassen.

Im Teamquartier im sonnigen Estoril zeigte sich der Trainer von Fußball-Bundesligist RB Leipzig unbeeindruckt von den Spekulationen um eine mögliche Verschiebung oder gar Absage des Königsklassen-Duells am Donnerstag (21.00 Uhr/Sky). "Ich habe es wahrgenommen, aber nicht extrem an mich rangelassen. Wir haben den Fokus auf uns", sagte der 33-Jährige vor dem wichtigsten Spiel seiner Karriere.

Kurz vor dem Viertelfinale der Champions League hatten zwei Coronavirus-Fälle beim Kontrahenten Atlético für große Unruhe gesorgt. Während die Sachsen am Atlantikstrand ihre Vorbereitung auf die Partie im Éstadio José Alavalade von Lissabon fortsetzen konnten, steckte der spanische Spitzenclub erstmal in Madrid fest. Erst am Nachmittag kam die Entwarnung: Eine notwendige zweite Testreihe erbrachte bei Spielern und Betreuern keine weiteren Corona-Fälle.

Nagelsmanns schon zuvor recht nüchtern getroffene Aussage erwies sich also als korrekt. "Es gibt klare UEFA-Protokolle, was in solchen Fällen zu tun ist. Wir gehen ganz normal in die Woche und bereiten uns auf das Spiel am Donnerstag vor. Wenn es bei zwei Fällen bleibt, hat das keine großen Auswirkungen", sagte der RB-Coach. Die UEFA hatte zuvor klargemacht, dass sie keine gravierenden Konsequenzen für notwendig erachtet. "Das Spiel soll wie geplant gespielt werden", teilte die Europäische Fußball-Union auf Anfrage mit.

Daran gibt es nun vorbehaltlich der vorgeschriebenen letzten Tests bis 24 Stunden vor dem Anpfiff auch zunächst keine Zweifel mehr. Doch von einer normalen Vorbereitung konnte zumindest bei Atlético am Montag nicht die Rede sein. Statt am Abend die Reise nach Lissabon anzutreten, steckte der über 90 Personen umfassende Tross in Madrid fest und wartete angespannt auf die Ergebnisse der kurzfristig durchgeführten Testreihe.

Erst als am Nachmittag die gute Botschaft kam, konnte Trainer Diego Simeone wieder in den Lissabon-Modus schalten. Sofort wurde auch der Charterflug für Dienstag angekündigt. Wann Atlético das erste Training auf dem Benfica-Campus in Seixal abhalten kann, war allerdings noch unklar. Nicht dabei sein werden dann in jedem Fall Stürmer Angel Correa und Abwehrspieler Sime Vrsaljko, die laut Vereinsangaben zwar keine Symptome zeigen, aber sich wegen der positiven Tests in Madrid in Quarantäne begeben mussten. Sportlich ist der Ausfall des Duos für Atlético zu verschmerzen.

Trotz des nun offenbar glimpflichen Ablaufs wurden durch den Atlético-Fall die großen Risiken des Blitzturniers um den Henkelpott deutlich. Bayern Münchens Trainer Hansi Flick hatte schon vor den positiven Fällen bei Madrid gewarnt. "Wir müssen wirklich vorsichtig sein", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in einem Gespräch noch vor dem Bekanntwerden der aktuellen Situation bei Leipzigs Gegner. Der deutsche Rekordmeister bereitet sich an der Algarve auf sein Viertelfinale gegen den FC Barcelona am Freitag (21.00 Uhr/Sky) vor.

Laut Regularien wäre für Leipzig ein Freilos für das Halbfinale möglich gewesen, hätte Atlético tatsächlich nicht antreten können. Grundsätzlich bestünde für die UEFA aber auch die Möglichkeit, Spiele bei akuten Corona-Fällen zu verlegen. Das wäre allerdings nicht ohne Beeinträchtigung des Gesamtzeitplans möglich, der ohnehin schon eng getaktet ist. Nach den Viertelfinals vom 12. bis 15. August geht es am 18./19. August mit den Halbfinals weiter. Das Endspiel ist für den 23. August angesetzt.

Atlético hätte auch ein oder zwei Tage später gegen Leipzig spielen können, allerdings hätte der Sieger des Spiels noch weniger Regenerationszeit als der Halbfinalgegner. Denn das erste Viertelfinale zwischen Paris Saint-Germain und Atalanta Bergamo findet bereits am Mittwoch statt.

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