Manchester. Mit Bayern klappte es nicht. Mit Man City musste er sich lange gedulden. Zehn Jahre nach seinem letzten Tiumph mit dem FC Barcelona steht Pep Guardiola wieder in einem Endspiel der Champions League.

Seine erste Champions-League-Finalteilnahme seit zehn Jahren und der erste Einzug ins Endspiel in der Geschichte von Manchester City verschlugen Pep Guardiola fast die Sprache.

"Was soll ich sagen? Ich bin unglaublich stolz", stammelte der City-Coach nach dem starken 2:0 (1:0) seiner Mannschaft gegen die wütenden Verlierer von Paris Saint-Germain. Am Mikrofon des Senders BT Sport wirkte Guardiola fast überwältigt. Zuletzt hatte er 2011 als Coach des FC Barcelona das Finale der Königsklasse erreicht. "Die Leute denken, dass es einfach ist", sagte er jetzt. "Sie glauben, nur weil es in der Vergangenheit geklappt hat, muss ich jede Saison im Endspiel stehen."

Auf dem weißen Rasen des Etihad-Stadions nach einem heftigen Hagelschauer hatte Man City dem Gegner aus Paris, der ohne seinen angeschlagenen Stürmerstar Kylian Mbappé auskommen musste, kaum eine Chance gelassen. Hinten kommandierte der überragende Ruben Dias ein wahres Abwehrbollwerk, das neun Torschüsse abblockte. Im Angriff sorgte Riyad Mahrez, der schon beim 2:1-Hinspielerfolg im Pariser Prinzenpark das Siegtor erzielt hatte, mit seinem Doppelpack (11./63. Minute) für den historischen Erfolg der Citizens.

"Man kann schon wegen kleiner Details rausfliegen", betonte Guardiola mit Blick die lange Durststrecke seit seinem letzten Endspiel in der Königsklasse. "Der Wettbewerb ist so schwer, es liegt in den Sternen. Aber wir haben jetzt elf Spiele gewonnen und nur einmal gegen Porto unentschieden gespielt." Magere vier Gegentore in zwölf Spielen sprechen dabei für sich, meinte auch Torschütze Mahrez. "Wir haben kaum welche kassiert. Deswegen stehen wir im Endspiel."

Entscheidend war gegen PSG wohl auch, dass Guardiola seinem Team dieses Mal verordnet hatte, so wie immer zu spielen. Im letzten Jahr hatte er sich gegen Außenseiter Olympique Lyon mit einer merkwürdigen Systemumstellung verzockt - City verlor im Viertelfinale mit 1:3. Gegen Paris vertraute er nun, abgesehen von den üblichen, punktuellen Veränderungen der Startelf, auf Bewährtes. Mit Erfolg. "Egal wie das Finale ausgeht, sie waren die beste und kompletteste Mannschaft Europas in dieser Saison", lobte die Zeitung "The Independent".

PSG, das im Hinspiel immerhin noch eine starke erste Hälfte gespielt hatte, bevor Neymar und Co. nach der Halbzeitpause im Prinzenpark einbrachen, verdiente nur noch auf dem Papier die Bezeichnung als Starensemble. "The end" (Das Ende), titelte Frankreichs Sportblatt "L'Équipe" ausnahmsweise auf Englisch. Die Tageszeitung "Le Monde" schrieb: "Der Abend in Manchester begann für Paris Saint-Germain mit einem Hagelschauer und endete mit einer kalten Dusche."

Auch aus England hagelte es Spott und Häme. "Das launische und erbärmliche PSG zeigt, dass Geld keine Klasse kaufen kann", urteilte der "Telegraph" treffend. Gegen Ende der Partie hatten die Pariser Profis - wie schon im Hinspiel, als Idrissa Gueye für ein hartes Foul Rot sah - die Nerven verloren und wieder mal unsportlich reagiert.

Diesmal flog Angel Di Maria nach einem Tritt auf den Fuß von Fernandinho vom Platz. Coach Mauricio Pochettino hatte alle Mühe, seine frustrierten Spieler in der Schlussphase im Zaum zu halten. Die wiederum warfen dem niederländischen Schiedsrichter Björn Kuipers anschließend vor, er sei ihnen gegenüber verbal ausfallend geworden. Die UEFA wollte das auf Anfrage nicht kommentieren.

Während Manchester City, das unmittelbar vorm Gewinn der englischen Meisterschaft steht, am 29. Mai in Istanbul den lang gehegten Champions-League-Traum der Inhaber aus Abu Dhabi erfüllen könnte, müssen sich deren ungeliebte Konkurrenten aus Katar nach zehn Jahren bei PSG langsam hinterfragen. "Le Parisien" sprach vom "Ende des Traums" und spekulierte über einen Verkauf von Neymar und Mbappé.

Für Pep Guardiola hatte der triumphale Einzug ins Halbfinale übrigens noch einen kleinen Wermutstropfen - die Abwesenheit der Fans. "Es ist schön, im Finale zu stehen, aber wir haben sie vermisst", sagte der 50-Jährige. "Es ist schade, dass sie nicht dabei sein konnten."

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