St. Petersburg. Schweden braucht lange, um ins Spiel zu kommen. Die Partie gegen die Slowakei beginnt unspektakulär. Spät darf Emil Forsberg vom Elfmeterpunkt antreten - und der Bundesliga-Star sorgt für ein hochspannendes Gruppenfinale am kommenden Mittwoch.

Emil Forsberg kam noch einmal zurück. Ganz allein genoss der Bundesliga-Star von RB Leipzig den Applaus der schwedischen Fans in der Kurve des riesigen Stadions von St. Petersburg.

Mit seinem verwandelten Foulelfmeter in der 77. Minute hatte 29-Jährige beim 1:0 (0:0) gegen die Slowakei die Weichen für ein hochspannendes Vorrundenfinale gestellt - mit besten Aussichten für die Skandinavier. „Das fühlt sich absolut unglaublich an“, sagte der Matchwinner nach dem mindestens vorübergehenden Sprung auf Platz eins der Gruppe E: „Ich bin extrem glücklich.“

Slowakei noch mit allen Chancen

Der von einem Corona-Fall geschwächte Außenseiter Slowakei hat trotzdem noch alle Chancen aufs Weiterkommen. Mit drei Punkten, einem weniger als Schweden, ist für den Achtelfinalisten von 2016 am Mittwoch in Spanien alles möglich. „Wir haben verloren. Das tut mir wirklich leid, weil die Spieler alles gegeben haben“, sagte Nationaltrainer Stefan Tarkovic. „Aber wir sind glücklich, hier dabei zu sein und zu spielen.“ Ein Punkt „wäre wichtig“ gewesen.

Schweden, das sich in der zweiten Halbzeit deutlich gesteigert hatte, trifft am Mittwoch wieder in Russland auf Polen um Weltfußballer Robert Lewandowski. „Wir wissen, dass wir mental stark sind“, sagte Forsberg.

Nationaltrainer Janne Andersson freute sich auf einen entspannten TV-Abend am Samstag, wenn Spanien und Polen in deren zweiter Partie aufeinandertreffen. „Wir haben unseren Job erledigt, jetzt können wir das andere Spiel in Ruhe verfolgen. Danach werden wir sehen, wie die Tabelle und unsere Ausgangsposition aussieht“, sagte der 58-Jährige. Ein Unentschieden reicht in jedem Fall fürs Achtelfinale.

Beide Teams waren unspektakulär in die Partie gestartet. Der Kopfball des slowakischen Sechsers Juraj Kucka nach einer Ecke, der deutlich über das Tor ging, war noch eine der besseren Chancen der Anfangsphase (5.). Die Slowaken zogen sich zunächst - wohl auch dank des Auftaktsieges gegen Polen an gleicher Stelle - etwas weiter zurück. Schweden war gezwungen, das Spiel zu gestalten, was eine Halbzeit lang nur bedingt gelang.

Anderer taktischer Ansatz

Der Leipziger Starspieler Forsberg setzte sich in der 22. Minute gekonnt durch, sein Zuspiel in die Spitze, die wieder von Marcus Berg und Alexander Isak besetzt wurde, landete aber beim Gegner. Beim sehr respektablen 0:0 gegen Spanien zum Auftakt waren die Skandinavier fast ausschließlich in der Defensive gefordert, was die Auswahl von Andersson stark gelöst hatte.

Der 21 Jahre alte Dejan Kulusevski, dessen Corona-Infektion in der unmittelbaren EM-Vorbereitung für Aufregung im schwedischen Lager gesorgt hatte, saß in St. Petersburg wieder auf der Bank. Bei den Slowaken war erst kurz vor der Partie Denis Vavro wegen Corona ausgefallen - Einfluss auf den Anpfiff des Spiels hatte das nicht.

Schweden will Vorrunde überstehen

Die Skandinavier hatten letztmals 2004 die Vorrunde einer Europameisterschaft überstanden. Entsprechend groß ist die Sehnsucht, die auch ohne den verletzt ausgefallenen Superstar Zlatan Ibrahimovic gestillt werden soll. Dafür muss die Andersson-Auswahl konstanter auch offensiv glänzen - so wie annäherungsweise in der letzten halben Stunde am Freitag. „Wir haben uns nicht großartig gefühlt zur Halbzeit. Danach wurden wir aber viel besser“, sagte Andersson.

Die Partie wurde mit zunehmender Spielzeit offener. Isak verpasste das etwas zu steile Anspiel von Forsberg, als sich eine der wenigen Lücken in der slowakischen Abwehr auftat (53.). Auf der anderen Seite scheiterte Kucka per Kopf am stark reagierenden Schweden-Torwart Robin Olsen (58.). Im slowakischen Tor parierte Martin Dubravka ebenso gut gegen Ludwig Augustinsson (59.).

Andersson trieb seine Mannschaft nach vorne, insbesondere Isak wurde stärker. Der Kopfball des früheren BVB-Stürmers ging nur knapp über das Tor (67.), einen weiteren Schuss hielt Dubravka (71.), dem dann das folgenschwere Foul am eingewechselten Mainzer Robin Quaison unterlief. Der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin) entschied sofort auf Elfmeter, den Forsberg verwandelte.