Berlin. Die Zahl der Bauarbeiter, die während der Arbeit verunglücken, bleibt hoch. Hunderte sterben an den Folgen durch Berufskrankheiten.

Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle auf Baustellen ist auch im zweiten Corona-Jahr hoch geblieben. Wie die Berufsgenossenschaft Bau (BG BAU) am Dienstag in Berlin mitteilte, kamen 2021 insgesamt 85 Bauarbeiter bei der Arbeit ums Leben, zwölf verunglückten auf dem Weg zur oder von der Baustelle tödlich.

Damit sank die Zahl der tödlichen Unfälle leicht, im Jahr 2020 waren noch 97 Bauarbeiter bei der Arbeit und 19 weitere Beschäftigte auf dem Arbeitsweg gestorben.

Bau: Arbeiten mit Asbest sorgen immer wieder für tödliche Krankheiten

Leicht rückläufig, aber auf einem hohen Niveau, ist laut der BG BAU die Zahl der Todesfälle in Folge von Berufskrankheiten. 427 Bauarbeiter starben demnach im vergangenen Jahr an den Folgen von Krankheiten. Ein nach wie vor großer Anteil entfalle dabei auf Lungenerkrankungen, die sich in Folge der Arbeit mit Asbest gebildet haben.

Das dritte Jahr in Folge sind den Daten zufolge die Arbeitsunfälle rückläufig – dennoch wurden 103.525 Unfälle gemeldet. „Auch wenn die Zahl der Arbeitsunfälle und der tödlichen Arbeitsunfälle am Bau im Jahr 2021 leicht gesunken ist, ist das kein Grund zur Entwarnung. Denn absolut betrachtet sind die Zahlen immer noch zu hoch“, sagte Bernhard Arenz, Leiter der Hauptabteilung Prävention der BG BAU.

Arbeiten auf dem Dach enden für manche Bauarbeiter tödlich

Die häufigste Todesursache während der Arbeit ist laut der BG BAU der Absturz. 20 Bauarbeiter stürzten im vergangenen Jahr in den Tod – allein sieben von ihnen, indem sie durch ein Dach brachen.

Das Problem könne sich im Zuge des forcierten Ausbaus etwa der Photovoltaikanlagen auf den Dächern noch verschärfen, befürchtet die BG BAU. Die Berufsgenossenschaft appelliert daher, bereits bei der Planung von Gebäuden einen Sicherheits- und Schutzkoordinator einzubinden.

Aber auch herabfallende oder kippende Teile (17 Todesfälle im Jahr 2021) oder Maschinenunfälle (12 Todesfälle) sorgen immer wieder für tödliche Unfälle.

Corona-Infektionen spielen nur eine untergeordnete Rolle

Kein großes Problem ist laut der BG BAU die Corona-Pandemie für die Beschäftigten gewesen. 908 Arbeitsunfälle standen laut der BG BAU im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung. Zwei Corona-Erkrankungen endeten tödlich. Am häufigsten betroffen war von den Corona-Verdachtsfällen das Reinigungsgewerbe, auf das 83 Prozent der gemeldeten Fälle entfielen.

Dirk Müller, amtierender Vorstandsvorsitzender der BG BAU, wies darauf hin, dass Beschäftigte, die etwa in Krankenhäusern oder in Pflegeheimen arbeiteten, einem höheren Risiko als andere Berufsgruppen ausgesetzt gewesen seien. Dass die Zahl der Infektionen gering gehalten werde konnte, sei ein Zeichen der funktionierenden Schutzmaßnahmen, so Müller. Die öffentliche Wahrnehmung des Reinigungsgewerbes habe während der Pandemie an Zuspruch gewonnen.

Hautkrebs bleibt auf dem Bau ein Problem

Bei den Berufskrankheiten bleibt der Hautkrebs ein Problem. In 2.592 Fällen wurde der BG BAU der Verdacht auf weißen Hautkrebs durch Sonnenstrahlung als Berufskrankheit angezeigt. Gerade im Sommer würden manche Bauarbeiter ohne Schutzkleidung in der prallen Sonne arbeiten, hieß es von der BG BAU. Sie informiere die Beschäftigten regelmäßig über die Risiken. Noch häufiger als der Hautkrebs wurde als Berufskrankheit nur die Lärmschwerhörigkeit (2.882 Fälle im Jahr 2021) angezeigt.

Das Problem, dass sich manche Bauarbeiter nicht ausreichend gegen Risiken – sei es beim Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung oder aber bei der Sicherung der Arbeit in großer Höhe – schützen, will die Berufsgenossenschaft, die mehr als drei Millionen Versicherte betreut, entschlossener angehen. Bußgeldverfahren sollen auch bei Verstößen gegen den Arbeitsschutz bei Arbeitnehmern forciert werden, sagte Arenz.