Berlin. Deutsche buchen Reisen ins Ausland, dürfen aber nicht in Deutschland Urlaub machen. Wer überhaupt noch in Deutschland verreisen darf.

Wer soll das verstehen? Reisen nach Mallorca, Portugal oder Dänemark sind wieder möglich, aber in Deutschland bleiben die Hotels für Touristen dicht. Und dies, obwohl es auch an den Küsten von Ost- und Nordsee zum Teil Orte und Inseln mit niedrigen Inzidenzwerten unter 50 gibt – wie aktuell beispielsweise auf Sylt, Langeoog, Spiekeroog, an der Mecklenburgische Seenplatte oder in Nordfriesland.

Der Lockdown für Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen für Urlauber treibt die Betreiber zunehmend zur Verzweiflung. Frust macht sich nicht nur bei reisewilligen Bürgerinnen und Bürgern breit, die innerhalb Deutschlands nicht in die Berge oder ans Meer fahren dürfen, sondern auch bei Unternehmen, die zunehmend in Existenznot geraten. Aktuell dürfen hierzulande nur Geschäftsreisende in Hotels übernachten.

Corona-Schutz: Bundesregierung warnt vor nicht notwendigen Reisen

Ob zu Ostern wieder Reisen möglich ist, bleibt weiter ungewiss. Die Hoteliers und Gastronomen hoffen, dass darüber endlich am 22. März in der Ministerpräsidentenkonferenz entschieden wird. Beim letzten Treffen von Bund und Ländern stand die Öffnung von Hotels und Gaststätten noch nicht einmal auf der Tagesordnung zur Diskussion, was die Branche maximal ärgerte.

Egal ob Mallorca oder Ostsee: Die Bundesregierung appelliert weiterhin an alle Bürger, „auf jede nicht unbedingt notwendige Reise zu verzichten“. „Das Fehlen einer Reisewarnung ist keine Einladung zum Reisen“, so das Auswärtige Amt. Wahr ist aber auch: Es besteht in mehrere Länder kein Reiseverbot und auch keine Quarantänepflicht mehr - und das verführt.

„Für uns Gastronomen war es ein Schlag in die Magengrube“

Und die Sehnsucht mancher Menschen nach Reisen ist offenbar groß, wie die vielen spontanen Buchungen nach Mallorca zeigen. Das sorgt aber auch für Frust bei den heimischen Urlaubsanbieter, die so sehnsüchtig auf Gäste warten.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) kann das Bedürfnis nach Auszeit nachvollziehen. „Die Menschen sind nach einem Jahr Corona-Pandemie, Homeoffice und Homeschooling zunehmend genervt und gestresst.“ Deutlich besser als Mallorca wäre es, „wenn an Ostern Urlaub in Bayern und Deutschland möglich wäre“. Tausende Betriebe stünden „finanziell und emotional mit dem Rücken zur Wand“. Da dürfe die Politik nicht länger zusehen, „das Ostergeschäft ist für viele der letzte rettende Strohhalm“.

„Es ist für keinen Hotelier nachvollziehbar, warum man auf Mallorca Urlaub machen darf, aber nicht an der Ostsee oder Nordsee“, kritisiert auch Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges. „Das kann niemand verstehen - und ich kann es auch niemandem erklären.“

„Wir haben uns verraten gefühlt von der bundesdeutschen Politik, diese Gebiete freizugeben“, sagt der Vorsitzende des Dehoga-Verbands Wilhelmshaven, Olaf Stamsen. „Für uns Gastronomen war es ein Schlag in die Magengrube. Wo ist der Unterschied zwischen Spiekeroog, Wangerooge und den Balearen?“

Trotz Corona: Zweitwohnungsbesitzer dürfen in ihre Immobilien reisen

Glücklich schätzen dürfen sich nur alle Wohnungs- und Hausbesitzer, die einen Zweitwohnsitz zum Beispiel in einer Urlaubsregion besitzen. In der Regel dürfen sie diese – wie auf Sylt oder in Bayern - zumindest für sich selbst wieder nutzen. Aber sie dürfen diese nicht vermieten oder auch nicht kostenlos an Freunde verleihen.

Der Frust der Unternehmer sitzt tief. „Der Endlos-Lockdown ist keine Lösung“, sagt die Dehoga-Chefin unserer Redaktion. „Wir wollen keine Öffnung um jeden Preis – aber wir wollen endlich eine Perspektive und Gleichbehandlung mit anderen Branchen.“

Die Hoteliers und Gastronomen sind jederzeit bereit, ihre Betriebe zu öffnen. Viele haben ihre Hausaufgaben gemacht und erheblich in Hygiene- und Schutzkonzepte investiert, sagt die Dehoga-Chefin. Zudem gelten Hotels nicht als Pandemie-Treiber.

Lösung des Corona-Problems: Mehr Impfen und Schnelltests

Die Unternehmer kritisieren vor allem die Politik. Vieles könnte durch schnelleres Impfen, mehr Schnelltests und eine digitale Nachverfolgung wieder möglich werden. „Impfen und Testen sind die wesentlichen Bausteine, um die Pandemie in den Griff zu bekommen“, meint Hartges. „Testzentren müssten abends und am Wochenende geöffnet sein und ihre Kapazitäten deutlich aufstocken. Hier muss die Politik endlich liefern – sie muss zielgerichtet und effektiv handeln.“

Nach mehrmonatigem Lockdown wachsen die Verzweiflung und Existenzängste in der Hotellerie und Gastronomie dramatisch. „Es ist finanziell und mental eine Katastrophe“, meint Hartges. Unternehmer wollen lieber arbeiten statt Finanzhilfen. Erste Mitarbeiter wanderten schon ab, weil sie nicht daran glaubten, dass ihr Betrieb überlebt.

Existenznot bei Hotels und Gaststätten: Corona-Hilfen aufstocken

Und auch finanziell fühlen sich viele Gastronomen und Hotels im Stich gelassen. Denn auch die Finanzhilfen fließen nicht schnell genug und reichten nicht aus, berichtet die Dehoga-Chefin: „Wenn Gastronomen und Hoteliers weiterhin nicht öffnen dürfen, müssen die Hilfen aufgestockt werden. Sonst überleben dies die Betriebe nicht, weil die Überbrückungshilfen nicht ausreichen.“

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